Mittwoch 06.06.18, 17:20 Uhr
Geschichten aus dem Bochumer Alltag:

„Antisemitism – who the fucks cares?“


Unser Leser Simeon schreibt »Das große Ganze setzt sich bekanntlich aus vielen kleinen Dingen zusammen und auch kleine Sachverhalte können einen Trend aufzeigen. So wollen wir hier über einen kleinen Sachverhalt berichten, der sicherlich nur wenigen bekannt ist, aber um so mehr das Interesse vieler Menschen verdient. Wir wollen von einer Hakenkreuz-Schmiererei berichten, die mit SS-Rune verziert, die Parole „Judenschweine Raus“ trägt. Deutlich kann man diese antisemitische Schmiererei sehen, wenn man den Kopierladen verlässt, der sich unterhalb des ehemaligen Hotels an der Ecke Lohring/Wittener Straße befindet.
Entstanden muss diese Schmiererei, die die Straftatbestände der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (§ 86a) und Volksverhetzung (§ 130) abdeckt, am letzten Aprilwochenende sein. Schon Ende April soll ein Passant die Polizei benachrichtigt haben und zwei recht unwillige Streifenbeamte auf diese und weitere Naziparolen und Hakenkreuze in der Unterführung des Hochhauses hingewiesen haben. Eine Nachricht im Presseportal der Bochumer Polizei über diese Vorgänge fand man hingegen nicht. Vermutlich waren die Hakenkreuze lediglich als Sachbeschädigung notiert worden und/oder erschienen dem örtlichen Pressereferenten der Ordnungsbehörde ein zu vernachlässigendes Detail.
Die Betreiber des Kopierladens benachrichtigten mehrmals den Vermieter des Hochhauses. Auch die politische Polizei soll informiert worden sein. Aber das Alles half nicht. Jetzt, fast 40 Tage später, sieht man diese antisemitischen Schmierereien immer noch.
Weder die Hüter von Recht und Ordnung noch andere Behörden, weder Vermieter noch viele BürgerInnen scheinen sich an solchen Parolen zu stören.
Wie gesagt ein kleiner Sachverhalt. Aber er sollte doch so groß sein, dass er auf Empörung und Reaktionen stößt. Aber anscheinend nicht.
Nicht die Träger der Dummheit, der Gewalt und des Hasses sind das Beunruhigende. Mit ihnen wird man auf die eine oder andere Art und Weise fertig. Es ist die Gleichgültigkeit und Ignoranz der großen Mehrheit, die diesen Menschen und ihren Ambitionen Macht verleiht. Das ist das eigentlich Beunruhigende.«