Mittwoch 14.02.18, 14:27 Uhr

Kahlschlag im Dürertal


Diplom Biologin Simone Gilles schreibt an den Leiter des Umwelt- und Grünflächenamt Dieter W. Hartwig: »Seit mehr als 30 Jahren bin ich nun im Dürertal täglich unterwegs. In den letzten Jahren hat sich die Pflege der Grünanlagen im Frühling drastisch verändert und gefährdet das ökologische Gleichgewicht und das Kleinklima der ganzen Region. Was in diesem Jahr gerade im Dürertal als so genannte Grünpflege passiert, ist aber der Gipfel der Unvernunft und gefährdet den Fortbestand der Singvögelpopulation und der Kleinsäugerpopulation. Im Bereich des Sportplatzes Weitmar hat das Grünflächenamt begonnen, die Sträucher wie jedes Jahr zu schneiden, doch zu meinem großen Entsetzen steht kein einziger Strauch mehr. Alles wurde bist auf den Boden abgesägt. Hat sich jemand vom Grünflächenamt mal gefragt, wo die Singvögel in diesem Jahr brüten können oder gar Nahrung finden können, wenn jede Haselnuss, jeder Holunder und jeder andere Strauch bis auf den Boden abrasiert wird. Auch wunderbare Kornelkirschen, Jahrzehnte alt. Es fehlt nicht nur an Nistplätzen, sondern auch an Futter. Zum Beispiel bietet der Holunder mit seinen wunderbar duftenden Blüten Bienen, Hummeln und anderen Insekten Nahrung, die wiederum von den Singvögeln verspeist werden. Auch die Früchte sind für viele Vögel, wie Schwarzdrossel und Co unverzichtbar. Deswegen ist es absolut unverständlich, dass diese Form von Kahlschlag im Dürertal gerade stattfindet.
Als Diplom-Biologin und frühere Umweltpädagogin bin ich absolut entsetzt, was sich hier an ökologischem Unverstand zeigt. Bisher ist nur dieser Bereich bearbeitet worden, wenn dies im ganzen Park und wie zu vermuten ist auch in den angrenzenden Parks mit dem gleichen Unverstand weiter verfolgt wird, brauchen wir bald keine Vogelzählungen mehr.
Im Dürertal gibt es neben Singvögel sogar etliche Raubvögel, die dort auch nisten. Auch hier ist zu beobachten, dass das Grünflächenamt ohne Sinn und Verstand eine große Menge alter Bäume fällen, die älter als 50 oder 60 Jahre alt sind, die Nistbäume sein können. Wenn man die Arbeiter, fragt warum denn der Baum gefällt wird, dann heißt es dienen dazu, dass die Menschen vor umfallenden Bäumen geschützt werden sollen.
Sehr häufig haben viele Bäume überhaupt keinen sichtbaren Schaden oder sind sehr weit weg vom Weg und oh Wunder beim nächsten Sturm fallen wieder Bäume um. Also offenbar haben dies diese so kundigen Grünflächenamtsmitarbeiter nicht vorhersehen können. Also diese Argumentation ist für mich damit völlig hinfällig.
Für mich sieht dies nach einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aus, die in ihrem Ordnungswahn die gesamte Bochumer Singvögelpopulation systematisch gefährdet. Oder einfach nur sachlicher Unverstand, was die Sache nicht besser macht für unsere Natur. Da muss anderen Orts für jeden gefällten Baum eine Ausgleichsanpflanzung gemacht werden und hier werden wichtige ökologische Ressourcen ohne zwingenden Grund für unsere Kinder und Kindeskinder einfach aufs Spiel gesetzt.
Keine Frage, ein Frühlingsschnitt muss sein. Aber nicht so!!!! Es muss hier mit wesentlich mehr ökologischen Sachverstand an die Sache herangegangen werden. Aber den darf man hier sowieso bezweifeln, wenn an der Wasserstrasse in Weitmar vor 2 Jahren viele alte Linden gefällt wurden, die Wurzel entsorgt und neue exotischen Bäume gepflanzt werden und ein Foto von Politikern, die stolz mit dem Spaten in der Hand für diese tolle Spende in der Zeitung abgedruckt wird. Das ist ökologisch ein absoluter Hohn und eine grobe Täuschung der Bevölkerung.
Deswegen appelliere ich an Sie, stoppen Sie sofort diesen ökologischen Raubbau in unserem Park hier in Weitmar und natürlich auch im ganzen Stadtgebiet. Schützen Sie unsere Singvögel- und Kleinsäuger-Population mit einem maßvollen Frühlingsschnitt, bei dem es auch in diesem Jahr auch noch Büsche und Bäume in unserem Park gibt, in dem die Singvögel brüten können und Nahrung für ihre Jungen finden, in dem Igel sich verstecken können und nicht hoffnungslos jedem Feind ausgeliefert sind. Ich hoffe, dass Sie im Interesse aller Bochumer Bürger und auch der Kinder, die den Umweltspürnasenpass jedes Jahr machen, um sie der Natur näher zu bringen, sofort handeln und Ihre Mitarbeiter zu einem gemäßigterem Handeln anhalten.
Ich hoffe, dass hier die Vernunft schnell siegt, denn sonst die ganze Singvögel-Population in Bochum gefährdet. «