Montag 16.10.17, 09:06 Uhr

Gedenken an die Reichspogromnacht


Die Bochumer Gedenkveranstaltung zum 79. Jahrestag der Reichspogromnacht findet am Donnerstag, den 9. November um 17.00 Uhr am gewohnten Ort in der Harmoniestraße / Ecke Dr. Ruer-Platz statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung seht ein Präsentation der SchülerInnen des Alice-Salomon-Berufskolleg. Sie erinnern an Susi Schmerler und ihre Familie. Im Einladungsflyer heißt es dazu aus dem Tagebuch der Susi Schmerler – Zeugnis der Flucht einer jüdischen Familie aus Bochum: „Meine Eltern hatten ein Schuhgeschäft und auch Ausrüstungssachen für die Zechenarbeiter. (…) Wir mussten unser Geschäft aufgeben, weil nicht mehr genug Kunden kamen. Auch viele Nachbarn hatten sich von uns zurückgezogen. Inzwischen heiratete meine ältere Schwester und ging nach Amerika. Meine Eltern wollten auch nach Amerika, schafften es aber nicht mehr.

Ich selbst wollte nach Palästina. Die „Kristallnacht“ in Bochum erlebten wir nicht (…), wir wurden vorher abgeschoben ins Niemandsland (…) an der polnischen Grenze.“
Susi Schmerler erreicht Palästina. Von dort beobachtet sie das Weltgeschehen und schreibt am 10. Mai 1940: „17 1/2 Millionen Juden hat ungefähr die Welt. Wenn sie alle unter Hitler-unglaublich – In einem Land macht er es schlimmer als in allen andern. Pogrome! Mord!
Gibt es überhaupt noch einen Fortschritt und Kultur! Phrasen, leere Phrasen alles!“
Voller Sehnsucht denkt sie an ihre Eltern und die Heimat: „Wie gerne würde ich jetzt bei Euch sein und die Not mit Euch teilen. Dann litten wir wenigstens zusammen. Werden wir uns überhaupt mal wiedersehen? (…) Deutschland in Eis und Schnee. (…) Und die wunderschön geschmückten Tannenbäume, wie sie da in ihrem Lichterglanz standen.“
Später lebt sie in einem Kibbuz, heiratet und bekommt zwei Söhne.
1995 gehörte sie zu einer Gruppe jüdischer Überlebender, die Bochum besuchten.