Freitag 06.10.17, 06:16 Uhr

Eine Jahrhundertzeugin


Am Donnerstag, den 19.10. ist ab 19:30 Uhr Ruth Weiss im Naturfreunde Zentrum, Alte Bahnhofstr. 175 zu einer Lesung mit anschließendem Autorinnengespräch zu Gast. Die Moderation übernimmt Lutz Kliche. In der Einladung zitieren die Naturfreunde Ruth Weiß: „Ich bin Jüdin, habe eine weiße Haut, lebe zwischen, aber nicht mit Afrikanern, war ständig auf der Reise. Manchmal mit einer Absicht, einem Ziel und oft, allzu oft auf der Flucht vor Menschen und Verhältnissen, irgendwo zwischen Europa und Afrika. Das eine nannten die Ämter „Aufenthalt“, das andere „Heimat“. Die Frage war nur: Wo war ich zu Hause?“
Ruth Weiss ist eine Jahrhundertzeugin. 1936 floh sie mit ihrer jüdischen Familie vor dem Naziterror in Deutschland nach Südafrika. Im Exil erlebte die Jugendliche die Anfänge des Apartheid-Regimes. Als Weiße wäre sie privilegiert gewesen, doch sie akzeptierte das nicht. Die
Journalistin und Schriftstellerin schrieb an gegen Rassismus und Frauenfeindlichkeit.
Ruth Weiss bereiste ganz Afrika und trifft Persönlichkeiten, die die Geschicke des Kontinents entscheidend prägen sollten, wie Nelson Mandela. 1966 kam sie wegen ihres antirassistischen Engagements auf die »Schwarze Liste« und musste Südafrika verlassen. Sie arbeitete für die Financial Times, The Guardian, die BBC und die Deutsche Welle in Zimbabwe, Großbritannien und Deutschland. Sie lebte lange auf der Isle of Wight, von 2002 bis 2015 im Münsterland.
Inzwischen lebt Ruth Weiss in Dänemark. Die 92jährige kommt aber regelmäßig nach Deutschland, um in Schulen von ihrem ereignisreichen Leben zu erzählen. Seit den 90er Jahren widmete sie sich dem Schreiben von Kinder- und Sachbüchern, aber auch von historischen Romanen. Ihre bekanntesten Bücher sind der Roman »Meine Schwester Sara« und der autobiographische Bericht »Wege im harten Gras«.