Donnerstag 18.05.17, 15:13 Uhr
Der Lebensweg des Ernst Papies:

Buchenwald, Mauthausen und Auschwitz überlebt – in der Bundesrepublik geächtet


Am Montag, dem 22. Mai 2017 lädt die Paritätische Akademie NRW in Kooperation mit der Rosa Strippe um 19.00 Uhr zu einem Vortragsabend in das Haus des Vereins in der Kortumstraße 143 ein. Im Mittelpunkt des Abends steht ein Vortrag von Jürgen Wenke über den Lebensweg von Ernst Papies. Der 1909 in Buer-Erle geborene Arbeiter wurde, wie mehr als 50.000 andere homosexuelle Männer, während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft wegen seiner Liebe zu Männern nach Maßgabe des verschärften § 175 verurteilt. Nach der Verbüßung der Haft wurde er 1939 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, danach 1940 in das Lager Mauthausen in Österreich, im Dezember 1944 nach Auschwitz und im Januar 1945 zurück nach Mauthausen. Dort wurde er am 5.5.1945 befreit.
Papies kämpfte ab Dezember 1945 vergeblich um eine Wiedergutmachung und Entschädigung für die erlittenen Verletzungen an Leib und Seele. Seine Anträge und Schreiben an Bundeskanzler Adenauer, ein Besuch im Bundeskanzleramt, Schreiben an den Bundespräsidenten, zahlreiche Proteste und ein angestrengtes Gerichtsverfahren führten nicht zum Erfolg. Alle Anträge auf Wiedergutmachung scheitern: Als Homosexueller sei er kein Verfolgter des Nationalsozialismus, der Entschädigung verlangen könne. Ab 1960 lebte er in Konstanz, trat den Zeugen Jehovas bei und starb dort am 16. Juni 1997 im Alter von 87 Jahren.
Die Recherchen zur Lebensgeschichte von Ernst Papies stammen von Jürgen Wenke, der ehrenamtlich für den Verein Rosa Strippe das Schicksal verfolgter schwuler Männer erforscht. Auf seine Initiative wurden bereits mehrere Stolpersteine zum Gedenken an die Verfolgung während der NS-Zeit durch den Künstler Gunter Demnig verlegt.
Die Abendveranstaltung ist Teil Begleitprogramms zur Ausstellung „Liberales Hamburg?  – Homosexuellenverfolgung durch Polizei und Justiz nach 1945 ergänzt mit Beispielen aus dem Ruhrgebiet“, die noch bis zum 2. Juni im BVZ der Stadt Bochum in Kooperation der Volkshochschule mit der Rosa Strippe zu sehen ist. Weitere Informationen unter www.rosastrippe.de/verfolgung