Mittwoch 24.08.16, 19:03 Uhr

Online-Plattform verschweigt kommerzielle Interessen


Die Soziale Liste Bochum sieht in der massiv in Bochum werbenden Internetplattform nebenan.de den Versuch der zielgerichteten Sammlung und Vermarktung von Adressen und Daten. In einer Erklärung der Liste heißt es: »Hinter den für „eine direkte Nachbarschaft“ werbenden Handzetteln stehen keine engagierten Privatpersonen, sondern die Profis einer Start-up-Firma, die mit einer innovativen Geschäftsidee ein schnell wachsendes Unternehmen mit hohem Wert schaffen wollen. Die Firma Good Hood GmbH, Berlin, steckt hinter den inzwischen deutschlandweit betriebenen Werbeaktivitäten.
Auf Handzettel jeweils nur für einen Stadtteil oder Bezirk wird mit „vielen Grüßen von Eurem Nachbarn sowieso“ zur Kontaktaufnahme im Internet aufgefordert. Um das ganz attraktiv zu gestalten, werden nachbarschaftliche Kontakte und Hilfen („einfach mal zwei Eier zum Backen leihen“) zum Mitmachen oder Teilnahme in Aussicht gestellt. Da zum Mitmachen bei nebenan.de die Internetadresse und die Wohnadresse angegeben werden müssen, entsteht so ein großer stadtteilbezogener Datenpool nicht nur für Bochum, sondern im ganzen Land.
Fragen zum Datenschutz, so Recherchen von Mitgliedern der Sozialen Liste, bleiben unbeantwortet, ebenso was mit dem inzwischen riesigen Datenpool geschieht. Ebenso offen ist die Finanzierung von Good Hood. Nach Presseberichten soll sich der Pressekonzern Hubert Media mit mehreren Millionen an dem Unternehmen beteiligt haben, weil „in den USA Nachbarschaftsnetzwerke sehr erfolgreich sind.“ Die Firmengründer haben, so teilen sie in einer Selbstdarstellung mit, „bereits in der Vergangenheit erfolgreich Unternehmen und soziale Organisationen gegründet“. Derzeit suchen sie weitere Praktikanten und Online-Manager für die Firma. Wie die Nachbarschaftsdaten zukünftig kommerziell genutzt werden sollen, lässt die Firma derzeit offen.
Lediglich eine geplante lokale Vermarktung wird zurzeit kommuniziert. In den Handzetteln ist von der avisierten Werbung durch lokale Einzelhändler aus der Nachbarschaft noch nichts findet. Vor diesem Hintergrund sollte sich jeder genau überlegen, ob er bei diesem obskuren Unternehmen mitmachen will.«