Donnerstag 14.07.16, 16:44 Uhr

Schlecht gemacht, weil schlecht gemeint…


Die Kampagne Flucht ist kein Verbrechen erklärt: »Die „gutgemeinten“ Tipps des Bochum Total Managements, auf arabisch, die auf der der Festival Webseite und der lokalen WAZ veröffentlicht wurden, machen es notwendig, dies nicht unkommentiert stehen zu lassen. Adressiert sind angeblich arabisch sprechende Besucher, die neu in Bochum sind und sich erst „eingewöhnen“ müssen. Gemeint sind offensichtlich Geflüchtete. Gemeint sind nicht Justin, Tim und Furkan aus Castrop Rauxel. In der Pressemitteilung heißt es „versteht, dass die Deutschen auf ihre Art feiern und das viel Alkohol getrunken wird “, so ist das auf deutschen Festen. Bedeutet es nun, kulturelle Integration erlangt man durch gemeinsames Besäufnis und daraus häufig enthemmtem Verhalten? Diese Passage kann noch mit Dummheit erklärt werden. Als ob der Konsum von Alkohol ein zu bestaunendes Phänomen der deutschen Leitkultur ist und nirgendwo anders auf der Welt bekannt. Leider bleibt es dabei nicht bei Dummheit.
Weiterhin heißt es in den „gutgemeinten Tipps“: „Auf keinen Fall wollen Frauen angebaggert oder bedrängt werden. Auch nicht wenn sie nur wenig Kleidung tragen. Das ist hier so üblich.“ Ja stimmt, Kleidung hat nichts mit Paarungswilligkeit zu tun. Jedoch ist es üblich während des Public Viewings, wenn betrunkene Fans „Dicke Titten, Kartoffelsalat“ hinter einer Gruppe von jungen Frauen herruft. Dreht sich eine von ihnen um und kommentiert diese sexuelle Belästigung angemessen, wird sie von dem Rudel verhöhnt. Dies ist nur ein Beispiel für eine alltägliche Szene, wie sie sich vor kurzem im Bermudadreieck Bochum abgespielt hat. Niemand der Umstehenden fand diese Szene bemerkenswert. Leider sind sexuelle Übergriffe deutsche und europäische Normalität, ob beim Karneval, Fußball, Volksfesten und anderen Events.
Was soll das nun heißen? Sexuelle Übergriffe sollen bitte schön den weißen Männern überlassen bleiben? Die Geschichte vom fremden Mann, der die weißen Frauen bedroht und das weiße Männer sie verteidigen müssen ist patriarchal und rassistisch, leider nicht nur dumm. Gewalt darf nicht nur dann thematisiert werden, wenn die Täter die vermeintlich „Anderen“ sind: die muslimischen, arabischen, Schwarzen oder nordafrikanischen Männer – kurzum, all jene, die rechte Populist_innen als „nicht deutsch“ verstehen.
Bochum Total treibt hiermit dieses Stereotyp voran.
Der Hinweis auf die arabischen Imbissstände macht es nicht besser, lässt es doch auf ein folkloristisches Kulturverständnis aus den 80´ern schließen.
Was sollen uns diese „gutgemeinten Tipps“ sagen? Wir fragen uns, ist es rassistisch, dumm, peinlich? Allem Anschein nach eine Mischung aus Allem.
Das Problem heißt sexualisierte Gewalt und Rassismus.