Ich lade euch dazu ein, mit uns gemeinsam die Häupter im Gedenken an die Menschen zu senken und zu schweigen. deren Leben von der ewig währenden menschlichen Unvernunft und Unwissenheit, dieses Mal in Form des Krieges und der systematischen Vernichtung von Existenzen, malträtiert wurden.
Wir schweigen ohnehin genug, vor allen Dingen, wenn es um das Wesentliche geht.
Steht auf dem Programm nicht „Gedanken zum Volkstrauertag”, oder irre ich mich etwa?! Ich denke, wir nutzen diese Minute gerade sinnerfüllter, indem wir unsere Gedanken weiterhin miteinander teilen.
Weißt Du was heute ist?
Volkstrauertag..?
Nein..
Sonntag..?!
Nein, heute ist Tanzverbot in Deutschland.
Ich fühle mich beinahe schon zur Trauer gezwungen
Anstatt in Formalität unterzugehen, sollten wir auf unsere Missstände aufmerksam machen.
Während wir uns hier versammeln, nutzen auch anders Gesinnte das demokratische
Versammlungsrecht aus, um undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut zu verbreiten.
Ein sinnvoller Weg diesen Tag zu bewerten, wäre es, ihn in Bezug zu Aktualität und präsenten Problematiken zu beurteilen.
Die Erinnerung an die bedauernswerten Opfer der Kriege und des Holocausts sollten uns zum Nachdenken anregen.
Wir können sie unsterblich machen und uns etwas näher zur Eintracht, Versöhnung und zum Verständnis bringen, indem wir ihre Leidens- und Lebensgeschichten als Appell an den Frieden ansehen.
Die Dummheit und Gier unserer Vorfahren sollte uns vor Wiederholungen abschrecken.
Stattdessen versammeln sich Gruppierungen, deren Ideologien an scheinbar vergangene Zeiten erinnern, und in der Öffentlichkeit, wie in den Medien, werden hunderttausende Menschen, hunderttausende Geschichten, Gedanken, Wünsche, Ideale, Ziele, Befürchtungen und Ängste verallgemeinert und gefühllos schablonisiert zu „Flüchtlingen” und „Flüchtlingsströmen“.
Wir dürfen uns nicht zwanghaft der geheuchelten Scheinheiligkeit der Betroffenheit hingehen, denn Aufklärung ist nicht an einen bestimmten Tag gebunden, schon gar nicht nur an einen Tag im Jahr, denn wie der Philosoph und Schriftsteller Santayana schon sprach: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verurteilt sie zu wiederholen.“
An dieser Stelle möchte ich auf das einzigartige Reflexionsverhalten Deutschlands aufmerksam machen, mit seiner jüngeren Geschichte, also mit seiner Schande, demonstrativ umzugehen. Doch gleichzeitig sollten wir uns aber auch der Tatsache bewusst sein, dass die Menschen an vielen Orten der Welt vor den Waffen fliehen, die von der deutschen Waffenindustrie exportiert werden.
Wir als Kurs sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kriegsgräberstätten nicht nur als letzte Ehre für Kriegstote zu sehen sind, sondern vielmehr als Orte, welche vor den fatalen Folgen eines Krieges warnen. Da allerdings viele dieser Kriegsgräberstätten in Vergessenheit geraten sind, sind diese auch dementsprechend verwachsen, doch nachdem wir erfuhren, wie anonym Zwangsarbeiter bestattet wurden und wir sahen, dass misshandelte Menschen so ihre letzte Ruhestätte haben, beschlossen wir, uns etwas mehr darüber zu informieren. Das Ergebnis war, dass Massen an Zwangsarbeitern in unserer unmittelbaren Umgebung zur Arbeit genötigt oder sogar hingerichtet worden sind. Zusätzlich schockte es uns, dass bis heute bestehende Firmen damals Zwangsarbeiter unterjochten und bis heute alles vertuscht wurde! Viele Bochumer Unternehmen verweigerten, dass Gedenktafeln vor dem jeweiligen Firmengelände aufgestellt werden durften – auch nicht, wenn es zur Aufklärung der Bürger dienen sollte.
Keiner möchte in alten Wunden herum stochern.
Es werden keine Schuldigen gesucht.
Sondern an die Vergangenheit erinnert und an die Opfer gedacht, damit sich sowas auf keinen Fall wiederholt!!!