Freitag 26.06.15, 17:02 Uhr

Historische Gerechtigkeit?


Am Mittwoch, den 1. Juli  findet um 18:15 Uhr im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstraße 17 eine Buchvorstellung und Diskussion mit Constantin Goschler, Berthold Unfried und Henning Borggräfe statt zum Thema: Entschädigungsbewegungen im Kontext deutscher und globaler Perspektiven. In der Einladung heißt es: »Entschädigungsdebatten sind tagespolitisch hochaktuell: Jüngst warf die politische Behandlung der griechischen Schuldenkrise durch die Bundesregierung die Frage auf, ob die bisher geflossenen Entschädigungen für nationalsozialistische Verbrechen in Griechenland ausreichend sind. Ebenso ist das Thema Entschädigung ein produktives Forschungsfeld in der nationalen wie internationalen Zeitgeschichtsschreibung.
Dr. Berthold Unfried (Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Wien) und Dr. Henning Borggräfe (Abteilung Forschung und Bildung des International Tracing Service in Bad Arolsen) stellen zwei der wichtigsten aktuellen Forschungsbeiträge zur Diskussion. Professor Constantin Goschler vom Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und einer der besten Kenner der Wiedergutmachungs- und Entschädigungsgeschichte moderiert den Abend unter dem Aspekt: Führte die Entschädigung zu historischer Gerechtigkeit?
Unterschiedliche Geschichtsbewertungen in der Entschädigungsbewegung
Das Thema der Entschädigung und Restitution für nationalsozialistisches Unrecht hatte in den 1990er-Jahren eine starke Konjunktur. Daran knüpft das Buch von Berthold Unfried, „Vergangenes Unrecht. Entschädigung und Restitution in einer globalen Perspektive“ , an, das die globale, auf den Holocaust bezogene Entschädigungsbewegung der 1990er-Jahre in den Kontext zu anderen zeitgenössischen Entschädigungsbewegungen setzt. Unfried interpretiert die globale Entschädigungsbewegung als Ausdruck von Machtbeziehungen und Interessen der beteiligten Akteure und Ergebnis einer hegemonialen us-amerikanischen Erinnerungspolitik.
Henning Borggräfe untersucht dagegen in „Zwangsarbeiterentschädigung. Vom Streit um vergessene Opfer zur Selbstaussöhnung der Deutschen“ die langwierigen Entschädigungsauseinandersetzungen in der bundesdeutschen Gesellschaft, die er als wesentlichen Bestandteil des Ringens um ihr Verhältnis zur NS-Vergangenheit interpretiert.
Der Moderator des Abends, Professor Constantin Goschler, leitete zuletzt ein Großprojekt zur Geschichte der Zwangsarbeiterentschädigung und der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“.«