Anlässlich des Herren-Fußball-Turniers in Brasilien ist am Freitag, den 27. Juni um 20 Uhr in der Goldkante, Alte Hattinger Straße 22, der brasilianische Dokumentarfilm Tropicália von Marcelo Machado zu sehen. Eine kurze Einführung hält der Bochumer DJ Tobias Koth. Nach dem Film legt der deutsch-brasilianische DJ Zé Bebelo brasilianische Pop-Musik aus der Zeit der Tropicália-Bewegung auf. In der Einladung heißt es: »”Tropicália” war eine kulturrevolutionäre Bewegung, die am Ende der sechziger Jahre die zahm gewordene brasilianische Pop-Kultur und die brasilianische Gesellschaft unter der neuen Militärdiktatur erschütterte.
Mittlerweile kann man diese Revolution gut ‘nachhören’, denn die bahnbrechenden Pop-Alben aus dieser Zeit wurden zum großen Teil nachgepresst. Einen großartigen visuellen Überblick über den ästhetischen Kosmos von »Tropicália« bietet der Dokumentarfilm Tropicália von Marcelo Machado aus dem Jahr 2012.
Revolution in Brasilien? Das gab es bereits und zwar zuerst musikalisch! Am 21. Oktober 1967 war so weit – das brasilianische Fernsehen sendete live. Nach dem Ende von Bossa Nova stand plötzlich eine neue Musiker-Generation auf der Bühne und bewarb sich um den Sieg beim dritten Festival de Música Popular Brasileira. Blutjunge Sänger wie Caetano Veloso, Edu Lobo oder die Band Os Mutantes flüsterten nicht mehr von Liebe, Lächeln und Mondschein. Die brasilianische Popmusik wurde in einer einzigen Nacht endlich laut, schräg und vehement. Sie schuf eine energische Antwort auf das Treiben der neuen Militärdiktatur, die seit drei Jahren hart durchgriff und in Brasilien einen repressiven Polizeistaat errichtete. Jene neuartige Musik wurde zum Initial der Bewegung »Tropicália«, die auf künstlerische Weise den todbringenden Alltag unter dem Regime und die sozialen Abgründe in Brasilien kommentierte und umdeutete. Man ersetzte den Karneval durch die Schönheit des Straßenprotestes und den Samba durch psychedelische musikalische Experimente. Bildende Künstler schufen rätselhafte Gebilde mit ironischen Anspielungen auf die bedrückende Gegenwart und Filmschaffende drehten irritierende Szenen aus dem surrealen Alltag zwischen Strand und Foltergefängnis. Sämtliche ästhetischen Schritte ergaben zusammen den großen revolutionären Sprung, den Caetano Veloso – inspiriert durch eine Installation des Künstlers Hélio Oiticica – »Tropicália« nannte. Einen visuellen Eindruck des revolutionären Treibens vermittelt in kongenialer Form der Dokumentarfilm Tropicália.«
Dienstag 24.06.14, 08:57 Uhr
Eine kulturrevolutionäre Bewegung in den sechziger Jahren