Dienstag 01.04.14, 09:27 Uhr
Erstens kommt es schlimmer - zweitens als man denkt

Opel geht – die Opel-Querspange kommt


Vor fast 17 Jahren haben sich zwei Bochumer Jungs eine besondere Gemeinheit für ihre Heimatstadt ausgedacht: Wolfgang Clement, damals NRW Wirtschafts- und Verkehrsminister und Norbert Lammert, damals Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium heckten die Bochumer Lösung aus. Diese Lösung sieht wie folgt aus: Durch ein gigantisches Autobahnkreuz (Westkreuz) werden täglich zehntausende Autos von der A 40 auf den zur Autobahn ausgebauten Außenring der Stadt geführt und über eine “Opel-Querspange” auf die A 44 in das Autobahnkreuz Bochum/Witten geführt. Diese Maßnahme wird zu Überlastung des schon stark frequentierten Außenringes und damit zu Staus führen. Die Entlastungsfunktion des Außenringes für die Innenstadt wird damit entfallen und viele Autofahrten werden vom Außenring auf innerstädtische Straßen verlagert. Während die Verantwortlichen aller anderen Großstädte dieses Planeten überlegen, wie Autoverkehr aus der Stadt ferngehalten werden kann, macht Bochum also das genaue Gegenteil. SPD und CDU sind stolz auf dieses weltweite Bochumer Alleinstellungs-Merkmal.
Eine besonders originelle Begründung für dieses verkehrspolitische Wahnsinnsprojekt war zunächst: Durch die weitere Autobahnanbindung sollte der Opelstandort gesichert werden. Praktisch ist der Ausbau des Außenringes zur Autobahn und sein Anschluss durch die Querspange an die A 44 nichts anderes als die Fertigstellung eines weiteren Teilstücks der DüBoDo. Die Initiative gegen den Bau der DüBoDo lud damals Mitglieder der Düsseldorfer Landespressekonferenz zu einem Ortstermin ein. Die JournalistInnen wurden von Witten über die Autobahn auf die Ausfahrt an der Wittener Straße und damit direkt vor das Haupttor des Bochumer Opelwerkes geführt. Clement verzichtete anschließend darauf, den Weiterbau der DüBoDo als notwendigen Autobahnanschluss für Opel zu verkaufen.
Viele böse Geschichten enden noch schlimmer als befürchtet. So auch in diesem Fall. Der neue Autobahnknoten von A 40, A 43 und A 44 mitten im Ruhrgebiet, mitten in Europa macht den Standort für Logistik-Unternehmen attraktiv. Von hier aus können LKWs in alle Richtungen sofort auf eine Autobahn fahren. Opel hat das erkannt und wird seine europäische Logistik-Zentrale nach der Einstellung der Autoproduktion an dieser Stelle ausbauen.
Heute wird Garrelt Duin, der aktuelle Nachfolger von Clement, auf einer Pressekonferenz präsentieren: „Für die freiwerdenden Flächen auf dem Opel-Gelände in Bochum konnte mit der Deutschen Post DHL ein erster Investor gewonnen werden.“ Auch die Post will hier ein riesiges Logistik-Zentrum bauen. Mit der Bochumer Lösung werden also nicht nur weitere Tausende Autos täglich in die Stadt gedrängt. Die Bochumer Lösung produziert durch die Logistik-Unternehmen auch noch tausende zusätzliche LKW-Verkehre.
SPD und CDU werden das als großartigen Erfolg feiern und die Grünen werden dies wie immer mitmachen. Der Widerstand gegen dieses unsinnigste Verkehrsprojekt in Bochum aller Zeiten ist zum Erliegen gekommen. Im beginnenden Kommunalwahlkampf wird es vermutlich auch keine Rolle mehr spielen.