Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat den Boom von 450-Euro-Jobs in der Gastronomie-Branche in Bochum kritisiert und schreibt: »In Hotels, Gaststätten und Restaurants hat sich eine regelrechte „Minijob-Unkultur“ breit gemacht. „Immer mehr Vollzeit-Jobs werden in geringfügige Beschäftigungsverhältnisse aufgespalten. Mittlerweile gibt es in der Gastro-Branche in Bochum mehr Mini-Jobber als sozialversicherungspflichtige Beschäftigte“, sagt Yvonne Sachtje und verweist auf Zahlen der Arbeitsagentur. Nach Angaben der Geschäftsführerin der NGG Ruhrgebiet arbeiten in der Gastro-Branche in Bochum rund 2.950 Beschäftigte in regulären sozialversichungspflichtigen Jobs. Die Zahl der angestellten Mini-Jobber liege dagegen bei rund 3.840. „Da passt was nicht. Das ist eine deutliche Schieflage“, so Yvonne Sachtje. Und die habe gravierende Folgen für die Beschäftigten: Wer heute in Mini-Jobs gedrängt werde, für den sei morgen Altersarmut vorprogrammiert.
Auch wenn die Gastro-Branche zur Abdeckung von Spitzenzeiten auf zusätzliche, flexible Arbeitskräfte angewiesen sei, dürften die 450-Euro-Jobs nicht zum „Normalarbeitsverhältnis“ in der Branche werden. „Die Gastronomie setzt bewusst auf ‚Patchwork-Belegschaften’ mit Mini-Verträgen. Und das nur, um Sozialabgaben zu sparen und auch, um Mitarbeiter leichter austauschen zu können“, kritisiert Yvonne Sachtje. Zudem zahlten Arbeitgeber ihren angestellten Mini-Jobbern häufig kein Urlaubs- und kein Weihnachtsgeld. Auch tarifliche Feiertagszuschläge würden Mini-Jobbern häufig vorenthalten. Selbst um den tariflichen Urlaub und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall drückten sich die Arbeitgeber.
„Egal, ob die Chefs das aus Unkenntnis oder mit Vorsatz tun, fest steht: Mini-Jobber müssen mit den anderen Arbeitnehmern gleichgestellt werden. Sie dürfen nicht als ‚Beschäftige zweiter Klasse’ behandelt werden. Das fängt beim Tariflohn an und endet beim Urlaub“, so Yvonne Sachtje.«
Freitag 08.11.13, 14:35 Uhr
NGG kritisiert: 450-Euro-Job wird zum „Normalarbeitsverhältnis