Der Betriebsrat der Bochumer Opelwerke teilt heute in einem Flugblatt an die Belegschaft mit: »Die Belegschaftsversammlung begann am 9. September um 8.00 Uhr. Der Betriebsrat hatte in seiner Einladung angekündigt: Ende offen! Es wurde eine lange und gute Versammlung. 51 Redner diskutierten über die aktuelle Lage. Am Dienstag, dem 10. September, endete nach genau 17 Stunden die längste Belegschaftsversammlung in der Geschichte von Opel.
Der Versuch der Unternehmensleitung, dem Betriebsrat einen Maulkorb zu verpassen, wurde erfolgreich verhindert. Technik und Bestuhlung sollte nur bis 18.00 Uhr zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, dass kein Vorstandsmitglied teilnehmen wird.
Der Betriebsrat hatte sich erfolgreich gegen diese unverschämte Ankündigung zur Wehr gesetzt und darauf hingewiesen, dass allein der Betriebsrat über die Dauer der Versammlung entscheidet.
Das Wegbleiben des Opel-Vorstandes wurde von der Belegschaft als respektlos bezeichnet. Das galt auch für die Bochumer Werksleitung, die ab 14.00 Uhr kein Interesse mehr für die Sorgen und Vorschläge der Belegschaft hatte und die Versammlung verließ.
In der Versammlung wurde nachgewiesen, dass es Opel nur um die Abwicklung und nicht Entwicklung des Werkes geht. Es gab und gibt keine verbindlichen Zusagen über Erhalt oder Neuschaffung von Arbeitsplätzen. Im Tarifvertrag, der im März von 76,1% der Belegschaft abgelehnt wurde, sollte die Bochumer Belegschaft sogar auf die Einklagbarkeit der Zusagen verzichten.
Betriebsrat und Belegschaft forderten, dass Opel alle Verträge ohne Wenn und Aber einhalten muss. Für die anstehenden Verhandlungen geht es um Beschäftigungsmöglichkeiten, aber auch um vernünftige Austrittsprogramme. Dieses Werk muss eine Zukunft haben, denn das Bochumer Opel-Werk mit seiner 51-jährigen Tradition, ist die „Seele von Opel!“, wie es ein Redner betonte.
Die Bochumer Oberbürgermeisterin, Frau Dr. Ottilie Scholz bekam in der Belegschaftsversammlung viel Beifall für ihre solidarischen Worte. Besonders beeindruckend war die Rede von Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Ulrich Schneider verurteilte die geplante Abwicklung des Bochumer Opel-Werkes und stellte den Zusammenhang her zwischen einer Kahlschlagpolitik, die dazu führt, dass die Reichen immer reicher und die Ärmsten immer ärmer werden. Am Samstag (14.09.13) werden die Opelaner bei der bundesweiten Veranstaltung „um fair Teilen“ in Bochum ihre Solidarität zeigen.
Im Anschluss an die Belegschaftsversammlung entschieden die anwesenden Nachtschichtkollegen nach einer Abstimmung, dass sie die Arbeit nicht wiederaufnehmen werden. Dieser Protest eines Teils der Belegschaft dauerte bis zu Beginn der Frühschicht. Wir werden über den weiteren Verlauf berichten.
Der Betriebsrat«
Dienstag 10.09.13, 13:43 Uhr
Bochumer Opel-Belegschaft will Perspektive