Dienstag 27.08.13, 13:40 Uhr

Ein Stolperstein für Karl Springer


Die VVN -BdA schreibt: »Der am 30. März 1895 in der Gemeinde Rauschken in Ostpreussen geborene Karl Springer zog 1920/21 mit seiner Frau Emilie, in das Ruhrgebiet, wo er auf der Zeche „Prinz Regent“ in Weitmar Arbeit fand. Die Familie Springer, wenig später mit drei Kindern, wohnte in der Wiemelhauser Str. 17 (heute Markstr. 406), einem Miet- und Geschäftshaus des Konsumvereins „Wohlfahrt“ in Weitmar.
Karl Springer wurde Mitglied des Bergarbeiterverbandes, organisierte sich in der KPD und wurde schon bald Leiter der KPD-Gruppe Weitmar. 1925 arbeitete er als Redakteur für die Tageszeitung Ruhr-Echo. Im Juni 1926 und 1929 bei den Kommunalwahlen wurde Karl Springer zum Stadtverordneten in den Rat der Stadt Bochum gewählt.
Als Hitler am 30. Januar 1933 die Regierungsmacht übertragen wurde begann mit der Errichtung des Naziregimes die totale Verfolgung und Unterdrückung der Arbeiterbewegung, zuerst der KPD, wenig später auch von SPD und Gewerkschaften. Auch setzte die Hetze gegen Juden und Boykottmaßnahmen gegen deren Geschäfte und Einrichtungen ein.
Karl verlor seinen Arbeitsplatz und sah sich politischer Verfolgung ausgesetzt. Im Sommer 1933 war er von den Nazis verhaftet und in das KZ Esterwegen transportiert worden, wo er mehrere Monate inhaftiert blieb.
Nach seiner Freilassung ließ er für einige Monate die politische Arbeit ruhen. 1935 trafen sich Karl Springer und einige weitere Kommunisten unter konspirativen Bedingungen um Verfolgte und ihre Angehörige solidarisch z. B. durch Geldsammlungen zu unterstützen. Im Mittelpunkt standen dabei Verfolgte aus den Betrieben des Konsumvereins „Wohlfahrt“. Im Laufe der Wochen wurde die Arbeit immer unfangreicher. Die Herstellung antifaschistischer Flugblätter, Betreuung von Familien inhaftierter Genossen, an Mauerwände gepinselte Losungen gegen Hitler waren einige der Aktivitäten. Auch über Binnenschiffer aus Holland ins Land geschmuggelte Broschüren und Flugblätter gelangen nach Bochum. Einige der von der Springer-Gruppe vertriebenen Broschüren waren als harmlose Schriften über Gartenbau oder die Kakteenzucht getarnt, enthielten im Innern aber Schriften über den antifaschistischen Kampf.
Im Herbst 1936 gelang es der Gestapo die Bochumer Widerstandsgruppe zu zerschlagen. In der „Hochverratssache gegen Springer und andere“ wurden insgesamt 48 Männer und 2 Frauen aus Bochum, Wattenscheid und Essen verhaftet.
Bei den Verhören durch die Gestapo im Bochumer Polizeipräsidium wurden brutalste Methoden angewendet. Karl Springer wurde von Gestapo-Beamten schwer gefoltert und misshandelt. Sein Schwager Hermann Senff konnte in seiner Zelle die Schreie von Karl Springer hören. Die erlittenen Misshandlungen waren so schwer, dass Karl Springer am 18. Oktober 1936 im Bochumer Polizeigefängnis verstarb. „Die Beerdigung wurde zu einer Demonstration“, berichtete viel später eine Verwandte. Denn: An der Beerdigung in Weitmar nahmen eine große Anzahl von Bekannten und Genossinnen und Genossen, trotz der Überwachung der Beerdigung durch die Gestapo, teil.
Das Andenken an Karl Springer wurde auch nach seinem Tod von vielen bewahrt. Der Rat der Stadt Bochum hat 1947 beschlossen den frühren Moltke-Platz in Springerplatz zu benennen. In den letzten Jahren wurde auf Anregung unseres verstorbenen Vorsitzenden Klaus Kunold, in der VVN Pläne entwickelt einen Stolperstein für Karl Springer zu stiften. Nach gut dreijähriger Vorbereitungszeit werden diese Pläne nun verwirklicht. Der Stein wird am 17. September vor dem früheren Wohnhaus in Weitmar verlegt.«