Sonntag 03.03.13, 09:49 Uhr
Diskussionen über ein Folter- und Mordinstrument

Kreuzungen


ProtestantInnen, KatholikInnen und Religionsfreie in Bochum beschäftigen sich mit dem Kreuz. „Warum ist das Kreuz – ein Folterinstrument der Antike – das Erkennungszeichen der Christen?“ So fragte kürzlich die ev. Stadtakademie Bochum im Ankündigungstext einer Veranstaltung, die zu einer Reihe gehörte, in der sich die Bochumer ProtestantInnen darüber stritten, wie heilig ihnen das Kreuz ist.  Jetzt fragen zwei katholische Gemeinden: „Unerträglich? – Das Kreuz in der Fassade einer städtischen Schule„. Das ist der Titel einer Podiumsdiskussion am Mittwoch, den 6. März um 20 Uhr im Gemeindezentrum an der Vincenzstraße. Eingeladen ist u. a. Ralf Feldmann, der in einer Anfrage der Linken Fraktion im Rat an das Kruzifix-Urteil des Bundesverfassungsgerichts erinnert hatte, wonach die Anbringung eines Kreuzes in einer staatlichen Pflichtschule, die keine Bekenntnisschule ist, gegen Artikel 4 Absatz 1 des Grundgesetzes verstößt. Der Staat verletze dadurch seine Pflicht zur Neutralität gegenüber den unterschiedlichen Religionen und Bekenntnissen.Anlass für die Initiative war, dass auch nach einer Renovierung der Fassade der Wattenscheider Gertrudisschule dort immer noch ein riesiges Kreuz angebracht ist.  Diskussionskontrahenten von Ralf Feldmann sind der Moraltheologe Prof. P. Hans Kramer, der Vorsitzende des Bochumer Katholikenrats Lothar Gräfingholt und Vito Oliveri, ein Elternvertreter der Schule.
Die Religionsfreien im Revier schließlich beschäftigten sich auf ihren letzten Treffen u. a. mit der „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner, dessen zehnter und letzter Band in dieser Reihe soeben in die Buchläden kam. Hier war die Frage nach der Bedeutung des Kreuzes für das Christentum recht eindeutig: Es wird als Zeichen großer Aufrichtigkeit angesehen, dass die christlichen Kirchen ein Mordinstrument zu ihrem zentralen Symbol gemacht haben.