Donnerstag 31.01.13, 17:07 Uhr

23.700 Arbeitslose in Bochum 1


In einer Pressemitteilung kommentiert Sevim Dagdelen die aktuellen Zahlen zur Arbeitslosigkeit in Bochum. Sie benutzt dabei nicht die Mogelzahlen der Arbeitsagentur, sondern die gleichzeitig veröffentlichten Zahlen der Agentur über die tatsächlich arbeitslos Gemeldeten: „Die Arbeitslosenzahl in Bochum ist im Januar weiter gestiegen. Mit 23.700 Menschen liegt die Quote jetzt bei 12,6 Prozent. Der Erklärung der Agentur für Arbeit in Bochum, es handle sich um eine winterbedingte Schwächung, muss ich widersprechen. Die anhaltend steigenden Zahlen zeigen deutlich, dass die europäische Wirtschaftskrise in Bochum angekommen ist.“ Dies erklärt Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete Der Linken in Bochum. Dagdelen weiter: „Wir brauchen jetzt eine Arbeitsmarktpolitik, die Menschen in existenzsichernde, sozialversicherungspflichtige Arbeit bringt. Schließlich wird sich die Situation auf dem Bochumer Arbeitsmarkt massiv verschärfen. Bereits im Dezember 2012 hatte der Paritätische einen Armutsbericht vorgelegt, der für das Ruhrgebiet‚ sehr hohe Armutsquoten mit seit Jahren steigender Tendenz‘ feststellte.
Es muss deutliche Impulse für die Binnenwirtschaft geben und die Menschen im Ruhrgebiet müssen mehr Geld in der Tasche haben. Darum fordern wir einen Mindestlohn von zehn Euro, ein Verbot der Leiharbeit und deutliche Lohnsteigerungen in den unteren und mittleren Einkommensklassen.
Zudem muss mehr in die öffentlichen Haushalte, in die Infrastruktur und öffentlichen Dienstleistungen, investiert werden. So lässt sich der Arbeitsmarkt deutlich entlasten.“


Ein Gedanke zu “23.700 Arbeitslose in Bochum

  • Norbert Hermann

    tatsächliche Unterbeschäftigung – nur Arbeitszeitverkürzung hilft
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    Diese linke Partei ist aber ziemlich dem Arbeitsmythos verfallen. Vernünftige Menschen wissen schon längst, dass das auch von der LINKEN angebetene ewige Wirtschaftswachstum des lutheranischen Teufels ist. Aus weltpolitischen und ökologischen Gründen, mindestens.
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    Das Elend grosser Teile der Weltbevölkerung ist auch nicht darin begründet, dass es zu wenig gäbe. Es gibt sehr reichlich, und es gibt gar überreichlich Gewinne. Überproduktion und Überakkumulation heisst das. Pervers.
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    Die tatsächliche Unterbeschäftigung ist etwa doppelt so gross wie die offizielle Arbeitslosigkeit, meint das Statistische Bundesamt. Von den Arbeitsamtstatistiken werden alle jene gar nicht erfasst, die sich nicht arbeitssuchend melden, weil sie davon keinen Nutzen hätten (z.B. wegen des Einkommens der Partner_innen oder der Höhe des Ersparten), und auch jene nicht, die den Teilzeitjob gerne aufstocken würden oder einen Job suchen, der auch mit Kind ein auskömmliches Einkommen ermöglicht.
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    Zwar arbeiten so viel Menschen in Deutschland wie noch nie so viele Stunden wie noch nie. Allerdings haben in der Vergangenheit die sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen deutlich abgenommen, währen die Teilzeitstellen um etwa 165 % (!) zugenommen haben. Da helfen zum Überleben nur „amerikanische Verhältnisse“ –mehrere Teilzeitjobs reichen gerade zum Überleben.
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    Abhilfe kann nur eine radikale allgemeine Arbeitszeitverkürzung bringen, bei einem auskömmlichen Mindestmonatsgehalt. Das kommt aber nicht von selbst. Und entgegen verbreiteter Illusionen wird der Kapitalismus auch in dieser Krise nicht von selbst verschwinden. Da müssen wir nachhelfen, ihn von der Klippe zu stürzen, und aufpassen, das er niemanden mitreißt.
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    Solche Überlegungen waren natürlich auch Arbeitsamtsdirektor Wolterhoff bei seinem heutigen Vortrag im Sozialausschuss fremd. Interessant dafür seine Ausführungen zur Super-Personalausstattung des Jobcenters: besser als die gesetzlichen Vorgaben und Empfehlungen. Die haben aber noch nie dem ungeheuren Aufwand und der schwierigen Hartz IV-Materie genügt. Geschweige waren sie geeignet, auf die Betroffenen mit Ruhe und Aufmerksamkeit eingehen zu können. Und die Beschäftigten im Jobcenter scheinen gar so überlastet zu sein, dass sie schon in Panik geraten, wenn mal das Telefon klingelt …
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    Norbert Hermann, Bochum-Prekär

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