Dienstag 13.11.12, 06:05 Uhr

Ende der Affenqual an der RUB?


Die Gruppe Animal Academy schreibt: »Bochum fiel trotz der rot-grünen Mehrheit im Rat in der Vergangenheit überwiegend durch negative Berichterstattung zum Thema Tierschutz (Katzenquäler in Querenburg, vergiftete Hundeköder, Gänsereiten, Tierversuche an der Ruhr-Universität Bochum, Baumfällung für umstrittenes  etc.) auf. Allein an der Ruhr-Universität Bochum werden jährlich über 16.000 Tieren für Tierversuche missbraucht und anschließend getötet, wie die Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung kürzlich berichtete. Angesichts dieser Zahlen und der intransparenten und fragwürdigen Genehmigungspraxis laufen Tierschützer seit Jahren Sturm gegen die Ruhr-Universität.
Einen kleinen Lichtblick gibt es aktuell zu vermelden: Wie die Tierschutzorganisationen “Tierfreunde ohne Grenzen e.V.” und „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“  übereinstimmend berichten, wurden die Affenversuche an der Ruhr-Universität Bochum zum 31.8.2012 offenbar eingestellt. An den Tieren wurden jahrelang u.a. sog. “Durstexperimente” durchgeführt, wobei den Tieren Elektroden ins Gehirn implantiert wurden, und diese an einen Primatenstuhl gefesselt Bildschirmaufgaben lösen mussten. Eine offizielle Bestätigung seitens des Rektorats der Ruhr-Universität hierzu existiert derzeit noch nicht.

Keine Gnade für Bochumer Versuchsaffen
Über den Verbleib der letzten drei Versuchsaffen ist derzeit nichts bekannt. Es ist zu befürchten, dass diese, nachdem sie nun keinen “Nutzwert” mehr haben, aus Kostengründen eingeschläfert werden wie die übrigen sechs Makaken, die die grausamen Versuche überlebt haben. Der Verein “Tierfreunde ohne Grenzen e.V.” fordert eine Aufklärung über den Verbleib der Tiere und eine Unterbringung auf einem Gnadenhof an Stelle der Einschläferung.
Die Hochschulgruppe „Animal Academy“, die aus den Anti-Tierversuchs-Protesten des Allgemeinen Studierendenausschusses im Jahre 2010 hervorging, unterstützt die Forderung der „Tierfreunde ohne Grenzen e.V.“ und fordert vom Rektorat der RUB, eine angemessene Nachsorge und Unterbringung der Tiere auf einem Gnadenhof zu gewährleisten und eine Wiederaufnahme der Primatenversuche für die Zukunft ausdrücklich auszuschließen.

Bochumer Ausstieg aus der Affenqual als Vorbild für Bremen und Tübingen
Der Ausstieg der Ruhr-Universität Bochum aus der Primatenforschung ist aus Sicht der „Animal Academy“ ein erster Schritt in die richtige Richtung. Mit einem dauerhaften Ausstieg aus den Primatenversuchen würde die Ruhr-Universität Bochum  in der Diskussion um die umstrittenen Tierversuche an Primaten an deutschen Hochschulen eine Vorreiterrolle einnehmen. Derzeit hat sich das Rektorat noch nicht dazu geäußert, ob die Affenversuche nun endgültig und dauerhaft Geschichte sind.  Die Hochschulgruppe „Animal Academy“ fordert ein klares Bekenntnis des Rektorats zum dauerhaften Aussstieg aus den Primatenversuchen und eine Verankerung in der Hochschulverfassung. An anderen Universitäten wie der Universität Bremen und der Universität Tübingen laufen die Primatenversuche unterdessen trotz der erbitterten Proteste von Tierschützerinnen und Tierschützern weiter.

Genehmigende Behörde war ahnungslos
Interessant ist auch, dass die zuständige Behörde auf Anfrage von Tierschützerinnen und Tierschützern keine genauen Informationen zu den derzeitigen Affenversuchen an der Ruhr-Universität liefern konnte, weil sie Genehmigungsanträge offensichtlich gar nicht geprüft hat. Daraufhin reichte die Initiative „Tierfreunde ohne Grenzen e.V.“ eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen das LANUV bei der Landesregierung ein. Die Auseinandersetzung zeigt deutlich, wie lax der Umgang der Behörden mit den Genehmigungsanforderungen für Tierversuche ist und dass Genehmigungsanträge in vielen Fällen offenbar gar nicht geprüft werden.

„Anwalt der Tiere“ führte selbst grausame Katzenversuche durch
Die Ruhr-Universität verweigert seit Jahren die Veröffentlichung aktueller Zahlen der für Tierversuche verwendeten und getöteten Tiere, ebenso wie eine transparente Information über den Sinn und den langfristigen Nutzen der Versuche im Einzelnen.  Der aktuelle Tierschutzbeauftragte der RUB Matthias Schmidt, der sich in einem Interview aus dem Jahre 2009 noch als „Anwalt der Tiere“ bezeichnete, war in mehreren Fällen selbst an der Durchführung von grausamen Versuchen an Katzen beteiligt, wie Informationen der “Ärzte gegen Tierversuche e.V.” belegen. Die Hochschulgruppe „Animal Academy“ an der RUB setzt sich seit Jahren für eine Abschaffung des Tierversuchszwangs für Studierende der Fächer Biologie, Biochemie und Medizin ein und bemängelt, dass Matthias Schmidt neben seiner Funktion als „Tierschutzbeauftragter“ gleichzeitig Studiendekan im Fach Biologie und Vorsitzender des Prüfungsausschusses Biologie ist. Dies schreckt viele Biologie-Studenten davon ab, Kritik zu üben. Auch Prorektor Ulf Eysel war lt. der „Datenbank Tierversuche“ der Ärzte gegen Tierversuche e.V.  an zahlreichen Tierversuchen beteiligt, bei denen den Tieren Elektroden ins Gehirn gebohrt wurden. Somit besteht an der Ruhr-Universität eine unheilige Allianz der Tierversuchsbefürworter in führenden Positionen der Universität.

Tierfreunde verklagen die Ruhr-Universität
Wie die „Tierfreunde ohne Grenzen“ berichten, teilte die genehmigende Behörde inzwischen auf Anfrage mit, dass sechs der insgesamt neun Affen, die in der umstrittenen Hirnforschung jahrelang missbraucht wurden, „euthanasiert“ (d.h. eingeschläfert) wurden. Über den Verbleib der übrigen 3 Makaken wusste die Behörde offenbar nicht Bescheid. Die „Tierfreunde ohne Grenzen“ und die „Animal Academy“ vermuten, dass die Tiere aus Kostengründen getötet wurden, da die Ruhr-Universität nach dem Auslaufen der Projekte selbst für die Kosten der Tierhaltung aufkommen muss, während diese zuvor durch den Projektträger finanziert wurden. Offensichtlich sah die Ruhr-Universität Bochum das Einschläfern der Tiere als die kostengünstigste Alternative, nachdem die Tiere ihr „Soll erfüllt“ haben. Die Einschläferung von Versuchstieren aus Kostengründen ist laut Tierschutzgesetz jedoch nicht zulässig. Aus diesem Grund haben die „Tierfreunde ohne Grenzen“ Strafanzeige gegen die Ruhr-UniversitätBochum wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz gestellt. Die „Animal Academy“ befürwortet dieses Vorgehen und fordert personelle Konsequenzen von Seiten des Rektorats, z.B. die Einsetzung eines unabhängigen Tierschutzbeauftragten an Stelle von Matthias Schmidt, der aufgrund seiner Doppelfunktion als Tierschutzbeauftragter und Studiendekan im Fachbereich Biologie nicht glaubhaft für die Belange der Tiere einsetzt.

Erwähnung der Berichterstattung über Tierversuche an der RUB auf Wikipedia unerwünscht
Die Hochschulgruppe „Animal Academy“ bemängelt, dass der Wikipedia-Artikel „Ruhr-Universität Bochum“ offenbar durch Interessensvertreter der Ruhr-Universität gekapert wurde, und dass dort jeglicher Hinweis auf die seit Jahren andauernde öffentliche Diskussion um die Tierversuche an der Ruhr-Universität Bochum mit fragwürdigen Begründungen unterdrückt wird, obwohl das Thema mehrfach Gegenstand der Berichterstattung in verschiedenen Medien war. Der derzeitige Wikipedia-Artikel über die Ruhr-Universität Bochum besteht zum Großteil aus Aussagen, die die positiven Aspekte der Universität in den Vordergrund stellen. Als Belege werden zum Großteil Pressemeldungen oder Internetseiten offizieller Stellen der Ruhr-Universität angeführt.  Ein Großteil der Aussagen ist zudem gar nicht belegt.

36.000 Unterschriften gegen Tierversuche an der RUB
Die Hochschulgruppe „Animal Academy“ an der Ruhr-Universität Bochum hat eine Petition ans Rektorat gerichtet, in der sie u.a. einen Ausstiegsbeschluss aus den Tierversuchen und ein tierversuchsfreies Studium nach dem „Mainzer Modell“ fordert. Zu diesem Zweck will sie 36.000 Unterschriften von Studierenden, Universitätsangehörigen sowie ehemaligen Absolventinnen und Absolventen sammeln. Dies entspräche dann der  aktuellen Studierendenzahl an der Ruhr-Universität Bochum. Innerhalb von wenigen Wochen konnten bereits über 1000 Unterschriften gesammelt werden. Die Petition kann online auf den Homepage der Animal Academy (www.animalacademy.org) unterzeichnet werden.