Sonntag 04.11.12, 15:59 Uhr
Gemeinsame Presseerklärung
der Bochumer Naturschutzverbände AkU, BUND und NABU:

„Fällung der Platanen an
der Marienkirche stoppen“


»Die großkronigen, Stadtbild-prägenden Platanen an der Marienkirche  sollen nach unseren Informationen am Montag (05.11.12) gefällt werden. Wozu wurde die Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan durchgeführt, wenn mit der Abholzung der Bäume vollendete – nicht rückgängig machbare – Tatsachen geschaffen werden? Die Bedeutung der Bäume, u.a. für das Mikroklima der „Hitzeinsel“ Innenstadt, wurde bisher nicht richtig berücksichtigt. Deshalb sollte die Fällung der Bäume zumindest bis zu einer endgültigen Entscheidung über den Bau des Musikzentrums unterbleiben. Bis dahin sollte eine neue, bessere Alternative zum Platanen-Tod an der Marienkirche gefunden werden.  
Erläuterungen:
Die Stadt Bochum hat bis zum 20.10.12 den Bebauungsplan 868, Viktoriaquartier/Musikzentrum öffentlich ausgelegt. Der Arbeitskreis Umweltschutz hat hierzu eine Stellungnahme abgegeben, welche sich auch auf die Fällung von 19 großen Platanen, die unter dem Schutz der  Baumschutzsatzung stehen, bezieht.
Bevor die eingegangenen Anregungen und Bedenken von der Verwaltung beantwortet und vom Rat beschlossen wurden, hat der Umweltausschuss bereits am 25.10.12 die kurzfristige Fällung der Platanen beschlossen.
Für den Bebauungsplan wurde eine Umweltverträglichkeits-Vorprüfung durchgeführt. In der Vorprüfung wurde der Einfluss der 19 großen Platanen auf das Mikroklima der „Hitzeinsel“ Innenstadt (Anpassung an die Folgen des Klimawandels) außer Acht gelassen.
In der Innenstadt gibt es nur wenige Bäume, welche eine kühlende Wirkung ausüben. Da Hitzetage in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen, muss in Zukunft mit Hitzetoten gerechnet werden (wie bereits bei der Hitzeperiode 2003).
Die Stadt lässt zur Zeit zwar ein Klimaanpassungskonzept von der Ruhr-Uni  erstellen. Ergebnisse sollen Ende diesen Jahres vorliegen. Parallel werden jedoch in der Innenstadt mehrere Bebauungspläne umgesetzt, z. B. Citytor Süd, Viktoriaviertel mit dem Musikzentrum, ohne die Auswirkungen auf das Innenstadtklima zu berechnen.
Forderung: Die Wirkung der Platanen auf das Mikroklima ist zu berechnen und das Ergebnis fachlich zu bewerten. Dies kann unabhängig von den Empfehlungen des o. g. Konzeptes bereits jetzt geschehen.
Die zum Bebauungsplan eingegangenen Anregungen und Bedenken wurden im Umweltausschuss nie behandelt. Die Politiker konnten daher bisher nicht richtig abwägen.
Die Bäume sollen nach unseren Informationen am Montag (05.11.12) gefällt werden.
Wozu wurde die Bürgerbeteiligung durchgeführt, wenn mit der Abholzung der Platanen vollendete – nicht rückgängig machbare – Tatsachen geschaffen werden?
Das Vorgehen ist symptomatisch für den Umgang von einigen Vertretern von Stadtverwaltung und Politik mit Umweltschutz und Bürgerbeteiligung.
Wir beanstanden den Beschluss des Umweltausschusses.  Die Beschlüsse sollten in der richtigen Reihenfolge stattfinden.  Die Fällung der Bäume sollte zumindest bis zu einer endgültigen Entscheidung über den Bau des Musikzentrums unterbleiben. Bessere Alternativen sollten gefunden werden.
Ingo Franke, Arbeitskreis Umweltschutz
Heike Peter, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Mathias Krisch, Naturschutzbund Deutschland«