Dienstag 09.10.12, 16:10 Uhr

Vollzeitbeschäftigten droht Altersarmut


Der DGB Ruhr Mark warnt: „Die Hälfte aller Frauen sowie der Geringqualifizierten und der ausländischen Beschäftigten sind von Altersarmut bedroht. Dies geht aus einer Sonderauswertung der Beschäftigtenstatistik hervor.“ Erstmals hat der DGB differenzierte Daten zu den Verdienstunterschieden in Bochum vorgelegt, die auf den Arbeitgebermeldungen zur Sozialversicherung beruhen. “ Weiter heißt es in der Erklärung des DGB: »Vollzeitbeschäftigte mit sozialversichertem Job verdienten 2010 in Bochum durchschnittlich 2.883 € brutto im Monat. Einmalige Leistungen wie Überstundenzuschläge oder Weihnachtsgeld sind dabei berücksichtigt und Auszubildende nicht mitgezählt. Danach verdienten Vollzeitbeschäftigte in Bochum zwar durchschnittlich 44 € im Monat mehr als im nordrheinwestfälischen Landesdurchschnitt, viele Menschen werden aber nach ihrer Berufstätigkeit keine auskömmliche Rente erhalten.
Es zeigen sich große Unterschiede zwischen den Beschäftigtengruppen:
•    Männer erzielten meist ein deutlich höheres Bruttomonatsentgelt als Frauen. Im Mittel verdienten sie 3.060 € brutto im Monat gegenüber nur 2.486 € bei den Frauen. Dieser große Verdienstunterschied von 574 € monatlich erklärt sich einerseits durch die geschlechtsspezifischen Tätigkeitsschwerpunkte. So arbeiten Frauen häufig im Dienstleistungssektor mit einem relativ niedrigen Entlohnungsniveau gegenüber dem Produzierenden Gewerbe, wo Männer häufiger tätig sind. Andererseits hat die Lohndiskriminierung von Frauen nach gewerkschaftlicher Einschätzung einen großen Einfluss auf diese Lohndifferenz.
•    Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung verdienten in Bochum durchschnittlich nur 2.460 € brutto im Monat. Noch geringer ist der Verdienst bei ausländischen Arbeitnehmern. Sie erhalten mit 2.387 € deutlich weniger als im Schnitt der alten Bundesländer und im NRW Durchschnitt.
•    Auch das mittlere Bruttomonatsentgelt der Vollzeitbeschäftigten mit Fachhoch- oder Hochschulabschluss liegt in Bochum mit fast 500 € deutlich unter dem in den westdeutschen Ländern insgesamt.
•    Der Abstand zwischen gering- und gutverdienenden Beschäftigten ist beachtlich. Jene mit Hochschulabschluss kommen im Schnitt fast 2.000 € mehr Bruttoverdienst als jene Vollzeitbeschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Allerdings liegt der Lohnabstand in Westdeutschland bei über 2.500 €. Hier sei der Grund für die Abwanderung von qualifizierten Fachkräften zu suchen, meint der DGB.
Große Verdienstabstände zeigen sich folglich nicht nur bei Teilzeitarbeit, sondern auch innerhalb der Gruppe der Vollzeitbeschäftigten.
„ Die Angst vieler Beschäftigter, dass sie mit ihrer Rente im Alter nicht auskommen, ist begründet“, meint DGB Regionsvorsitzender Michael Hermund. Altersarmut sei zwar noch kein Massenproblem, doch in Zukunft droht ihre Zahl deutlich anzusteigen. Durch die geplante Senkung des Rentenniveaus auf 43 % müssen Beschäftigte mit einem Einkommen von 2.500 € im Monat 35 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um eine Rente über dem Niveau der Grundsicherung im Alter zu bekommen. Bei einem Monatseinkommen von 2.200 € droht bei Renteneintritt immer noch Sozialhilfebedürftigkeit, selbst wenn man 40 Jahre gearbeitet und Rentenbeiträge gezahlt hat.
„Mehr als die Hälfte aller vollzeitbeschäftigten Frauen in Bochum verdienten 2010 weniger als 2.486 € brutto; dies gilt ebenso für gut 50 Prozent der ausländischen Arbeitnehmer und der Vollzeitbeschäftigten ohne Berufsabschluss. Damit wird die Absenkung des Rentenniveaus für diese Menschen in der Zukunft gravierende Folgen haben. Selbst bei einer jahrzehntelangen Berufstätigkeit wird ihre Rente nicht zum Leben reichen,“ warnt Hermund.
Die finanzielle Situation der heutigen und zukünftigen Rentnerinnen und Rentner müsse wieder verbessert werden, fordert der DGB. Der Beitragssatz dürfe im kommenden Jahr nicht, wie zurzeit vorgesehen, gesenkt werden. „Im Gegenteil, der Beitragssatz muss schrittweise um je 0,1 Beitragssatzpunkte für Arbeitnehmer und Arbeitgeber angehoben werden, bis er im Jahr 2025 etwa 22 Prozent erreichen“, schlägt der DGB vor.
Dem moderat steigenden Beitrag stünden aber deutliche Leistungsverbesserungen gegenüber, außerdem könnten Rücklagen für die Zukunft aufgebaut werden. Mit diesem Rentenmodell könnten weitere Rentenkürzungen verhindern und die Erwerbsminderungsrente spürbar verbessert werden.
„Auch die Rente mit 67 könnte nach unserem Finanzierungskonzept ausgesetzt werden“, so Hermund. «