Mittwoch 02.11.11, 21:30 Uhr
NGG will mehr als den schnellen „Frikadellen-Kurs“ bei der IHK:

Gastro-Führerschein für Wirte in Bochum


Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert einen Berufstest für Wirte – als „Lizenz zum Zapfen“. Die NGG Ruhr will damit die Qualität in der Gastronomie steigern. „Heute kann jeder ein Restaurant oder eine Kneipe aufmachen, der eine saubere Schufa hat, ein Gesundheitszeugnis vorlegt und einen Abendkurs bei der Industrie- und Handelskammer macht – den so genannten ‚Frikadellen-Kurs’. Das ist zu wenig“, sagt Yvonne Sachtje. Die NGG-Geschäftsführerin fordert ein „fundiertes Hygiene- und Lebensmittel-Know-how“. Dies müsse jede Restaurantbetreiberin und jeder Kneipenwirt in Bochum künftig mitbringen. Sachtje verlangt dazu einen Qualifikationsnachweis: „Wir brauchen eine Art ‚Gastro-Führerschein’. Immerhin essen und trinken wir das, was in den Gaststätten auf den Tisch kommt. Und da muss sich jeder Gast auf gute Qualität verlassen können.“
Andernfalls werde eben der „Gastro-Führerschein“ eingezogen. Etwa dann, wenn es an der Hygiene hapere oder wenn Pfusch im Spiel sei. „Gerade in Gaststätten und Restaurants besteht die Gefahr, dass heimlich Lebensmittel-Imitate verwendet werden. Dann gibt es Analog-Käse oder Gel-Schinken statt der echten Produkte. Viele meinen eben immer noch, in der Gastronomie den schnellen Euro machen zu können“, so Yvonne Sachtje.
Dabei soll der „Gastro-Führerschein“ weit über das hinausgehen, was die Hygiene-Ampel regelt: Arbeitsrecht und Arbeitsschutz gehören für die NGG Ruhr ebenso zum gastronomischen Einmaleins wie das Jugendschutzgesetz und betriebswirtschaftliches Know-how. „Ein Wirt muss wirtschaften können. Er muss wissen, dass nicht alles, was abends in der Kasse ist, ihm allein gehört“, sagt Yvonne Sachtje.
Zum verantwortlichen Wirtschaften in der Gastronomie gehöre auch eine ordentliche und faire Bezahlung für Kellnerinnen und Köche. „Jede Wirtin und jeder Restaurantchef in Bochum sollte einen Tarifvertrag lesen und erfüllen können“, so die NGG-Geschäftsführerin. Eines dürfe es künftig nicht mehr geben: Beschäftigte, die die Zeche zahlen müssten, weil ein Wirt unqualifiziert und damit blauäugig ins Gastronomiegewerbe starte.