Die Klagen über fehlende Fachkräfte werden immer lauter, aber die Schwächen der Ausbildung werden nicht beseitigt. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). „Die Auszubildenden von heute sind die qualifizierten Fachkräfte von morgen. Arbeitgeber haben es selbst in der Hand, Fachkräfte zu qualifizieren. Aber leider sind die Probleme von Auszubildenden in den letzten Jahren nicht geringer geworden. Einige Betriebe sind nicht ausbildungsfähig“, erklärte Michael Hermund, DGB-Vorsitzender der Region Ruhr Mark, zur Veröffentlichung des Ausbildungsreports 2011. In dem Ausbildungsreport wird die Qualität der Ausbildung untersucht. Er zeige auch, welche Branchen eine gute Ausbildung böten und wo es Nachholbedarf gibt. „Damit bieten wir jungen Menschen Orientierung und können Missstände aufzeigen“, so Hermund. [Ausbildungsreport als PDF]
Im Ranking der 25 häufigsten Ausbildungsberufe hat sich wenig verändert. Die besten Beurteilungen für die Qualität der Ausbildung gab es erneut von angehenden Bank- und Industriekaufleuten sowie Mechatronikern. Auf den letzten Rängen sind wie im Vorjahr die Ausbildungsgänge für Fachverkäufer/innen im Lebensmittelhandwerk und für Restaurant- und Hotelfachleute gelandet.
„Die rote Laterne bleibt damit beim Hotel- und Gaststättengewerbe. Das schlechte Abschneiden des Hotelgewerbes und der Gastronomie ist kein Zufall“, erklärte Hermund. Schließlich müssten zwei Drittel der Auszubildenden in der Hotel- und Gastronomiebranche regelmäßig Überstunden machen, durchschnittlich 8 und 9 Stunden pro Woche. Gleichzeitig herrsche häufig ein rauer Umgangston, bei oft schlechter Betreuung durch die Ausbilder. „Bei diesen Auszubildenden herrscht das Gefühl vor, dass sie als billige Arbeitskraft ausgenutzt werden“, so Hermund.
Ausbildungsübergreifend liegt der Anteil der Auszubildenden, die Überstunden leisten, mit 40,6 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres (40,2 Prozent). Fast jeder dritte Azubi (28,5 Prozent) muss nach eigenen Angaben ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen (Vorjahr: 30 Prozent).
Hermund forderte die Kammern auf, mit „unangemeldeten Betriebsbesuchen auf die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zu achten und Beschwerden ernst zu nehmen.“
Nach wie vor gibt es auffällige geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ausbildung. Zu den „Männerberufen“ gehören unter anderem Metallbauer, Anlagenmechaniker und Elektroniker, Frauen entscheiden sich öfter für eine Ausbildung zur Friseurin, Kauffrau für Bürokommunikation oder Medizinischen Fachangestellten. Frauen bekommen in den von ihnen bevorzugen Berufen weniger Geld und Urlaub und müssen öfter Überstunden leisten.
Übernahme oft ungeklärt
Sehr problematisch für die Auszubildenden ist die oft ungeklärte Übernahmesituation. Zum Zeitpunkt der Befragung wussten zwei von drei der Befragten (65,9 Prozent) aus allen Lehrjahren noch nicht, ob sie am Ende der Ausbildung übernommen werden. Lediglich ein knappes Viertel (24,3 Prozent) der Befragten hatte bereits eine Zusage erhalten.
Dazu Michael Hermund: „Diese große Ungewissheit belastet die jungen Auszubildenden beim Eintritt ins Berufsleben“. Er forderte die Arbeitgeber auf, „selbst gegen den beklagten Fachkräftemangel aktiv zu werden, junge Auszubildende nach dem erfolgreichen Abschluss zu übernehmen und ihnen eine reelle Chance zu bieten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“.
Der Ausbildungsreport des DGB erscheint jährlich. Für die repräsentative Befragung wurden in diesem Jahr 9.325 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) 25 häufigsten Ausbildungsberufen befragt.