Auch in diesem Semester wird es wieder eine Vortragsreihe zu Themen rund um Geschlecht und Gesellschaft mit Unterstützung des AStA an der Ruhr-Uni geben. Geplant sind sechs Vorträge. Der erste beschäftigt sich am kommenden Montag, den 29.11. um 18 Uhr im Raum GA 03/46 an der Ruhr-Uni mit dem Thema: „Verletzende Worte. Sprachliche Gewalt und sozialer Tod“. Referent ist Steffen K. Herrmann. In der Ankündigung heißt es: „Mit Sprache kann man Gewalt nicht nur beschreiben, ankündigen oder androhen: Sprache selbst kann verletzen. Die Phänomene sprachlicher Gewalt können dabei von der leisen Ironie bis hin zur plumpen Beleidigung, von der indiskreten Taktlosigkeit bis hin zum sarkastischen Spott, von der herablassenden Demütigung bis hin zum eisigen Schweigen reichen. Im Gegensatz zur physischen Gewalt zielen solche Gewaltakte nicht so sehr auf die Schädigung der materiellen Existenz einer Person, sondern auf ihre Existenz als soziales Wesen.
Und in dieser Sphäre ist symbolische Gewalt nicht weniger ›real‹ oder ›effektiv‹ als physische Gewalt – auch sie kann in letzter Konsequenz tödlich sein. Ich möchte in meinem Vortrag der Frage nachgehen, warum uns sprachliche Äußerungen verletzen können: Wie kann es sein, dass uns ›bloße‹ Zeichen Gewalt antun? Dafür möchte ich ausgehend von einem anerkennungstheoretischen Ansatz zeigen, dass Menschen grundlegend als symbolisch verletzbare Wesen existieren, weil sie als soziale Wesen elementar auf die Adressierung durch Andere angewiesen sind. Ausgehend von dieser primären Abhängigkeit von Anderen will ich im zweiten Schritt deutlich machen, dass die Verletzungskraft von Worten nicht in der ›subjektiven Empfindlichkeit‹ der Betroffenen wurzelt, sondern in sozialen Machtverhältnissen wie etwa race, class oder gender verankert ist. Im dritten Schritt geht es mir darum zu zeigen, dass die Verletzung durch Sprache im sozialen Tod gipfeln kann, durch den die Menschlichkeit der Adressat_in grundlegend in Frage gestellt wird. In einem letzten Schritt will ich jene Praktiken in den Blick nehmen, die sprachliche Gewalt mittels Resignifizierung umzuwenden versuchen. Am Beispiel des Gender_Gap möchte ich dabei deutlich machen, wie solche Praktiken selbst wieder in der Gefahr stehen, zum Medium von Einschließungs- und Ausgrenzungsprozessen zu werden.“
Mittwoch 24.11.10, 18:23 Uhr