Die 18. blicke – filmfestival des ruhrgebiets finden vom 25. bis 28. November im Bahnhof Langendreer statt. Das Programm liegt als PDF-Datei vor und wird in einer ausführlichen Pressemitteilung erläutert: »Straßenzüge fallen, Container werden verladen und Boxerinnen aus Indien porträtiert. Wie steht es mit dem Kommerz und der Loveparade? Der Musikfilmblock am Samstag zeigt z. B. die Dokumentation über die Band „Die Sterne“. Das Programm für blicke – filmfestival des ruhrgebiets steht nun fest. Zu sehen sein wird auch Quinka Stoehrs Film „Klaus Wildenhahn DIRECT! Public and private“ über den Dokumentarfilmer. Das Rahmenprogramm widmet sich mit Bus und Kino dem Künstler Richard Serra.
Regisseur und Interessierte treffen sich Sonntag auf der „Roten Couch“. Sie schauen und diskutieren den Film „Renn, wenn Du kannst“.
Die Organisatoren spüren den Einfluss der RUHR.2010 in diesem Jahr. „Wir haben mehr Filme als sonst zugeschickt gekommen, die sich mit dem Ruhrgebiet geschäftigen“, erklärt Gabi Hinderberger von Klack Zwo B. Themen und Ausdrucksformen der Filme sind so vielfältig wie es der Ballungsraum Ruhrgebiet erwarten lässt – der sich stetig weiter wandelt, in dem verschiedenste Menschen leben und durch den globale Warenströme fließen.
blicke zeigt …
34 Wettbewerbsfilme an vier Tagen, ausgewählt aus 200 zugesandten Filmen (aus 49 Städten): am Donnerstag zum Beispiel über die Bochumer Jungen und das Mäandern an der Seseke. Am Freitag kann man Frauen um ihre Rechte kämpfen sehen, den Spielfilmwettbewerb genießen und auf Flauberts Spuren über Korsika wandern. Samstags alte SchulkameradInnen in Recklinghausen treffen. Am Sonntag heißt es früh raus, will man sich auf die A40 retten oder nach Genf fahren.
Das Rahmenprogramm
Richard Serra
Samstag, 27. November 2009, 17.00-19.30 Uhr (Seite 18/19)
Durch seine Skulpturen „Bramme für das Ruhrgebiet“ auf der Halde Schurenbach in Essen und „Terminal“ vor dem Bochumer Hauptbahnhof ist der amerikanische Künstler Richard Serra (*1939) im Ruhrgebiet als Bildhauer weithin bekannt – und nicht immer unumstritten. Seine Stahlkunstwerke sind wuchtig und filigran zugleich.
Weniger bekannt ist, dass Serra auch eine signifikante Filmografie vorweisen kann. Seit Ende der 1960er Jahre produzierte er im Windschatten des New American Cinema 16mm-Filme. Mit dem Aufkommen neuer Technik in den 70ern kamen Videos hinzu. Serra verfolgt einige seiner Anliegen aus der Bildhauerei weiter: Material, Raum, Zeit und Perspektive. Dabei geht es ihm nicht nur um Dokumentation, sondern er schafft Arbeiten zwischen strukturellem Film und Performance. Referent ist Uli Ziemons, Mitarbeiter des Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.
Eine geführte Bustour am Samstagvormittag zeigt einige Skulpturen des Künstlers. Unter anderem „Das Terminal“ vor dem Bochumer Hauptbahnhof, um das hitzige Diskussionen Ende der 70er Jahre geführt wurden. Die Bustour erfolgt in Kooperation mit Ruhrtourismus. Georg Mallitz, freier Berater und Kunstvermittler, wird den Ausflug leiten.
Abfahrt: 10.00 Endstation Kino
Ankunft: 13.00 Endstation Kino
Beispiele für Serra-Filme:
HAND-Serie: In den kurzen, stummen, schwarz/weißen „Puppenfilmen ohne Puppen“ (J. Hoberman) sind in enger Kadrierung Hände und Unterarme zu sehen, die simple Tätigkeiten verrichten: sie versuchen, Metallstücke zu fangen, kratzen Sägespäne zusammen, befreien sich von Fesseln.
SURPRISE ATTACK: Die Hände des Künstlers werfen ein Stück Blei von einer in die andere, während er eine Passage aus Schellings „Konfliktstrategie“ rezitiert.
FRAME: Serras Hand vermisst die Ränder des auf der Leinwand sichtbaren Kaders – ein Spiel mit dem performativen Potenzial der Projektion, der Größe der Leinwand und den optischen Täuschungen des Kinos. Der Film befasst sich, wie so oft auch seine skulpturalen Arbeiten, mit Größenverhältnissen, Maßeinheiten und perspektivischen Verschiebungen.
Dokumentarischer, doch nicht weniger konzeptuell sind die Filme
RAILROAD TURNBRIDGE: Der Versuch, Bewegung und Konstruktion einer drehbaren, stählernen Eisenbahnbrücke in Portland, Oregon einzufangen. Allein durch Schnitt und Einstellungsgrößen, ohne jegliche Tonspur gelingt es Serra „eine Form in der Zeit zu schaffen, die der Größe der Brücke selbst entspricht“ (Amy Taubin).
STEELMILL/STAHLWERK: Hier kommt Serra nicht nur thematisch, sondern auch geografisch im Ruhrgebiet an: Gemeinsam mit seiner späteren Frau Clara Weyergrad interviewt er Stahlarbeiter der Hattinger Henrichshütte und filmt sie bei der Arbeit an einem großen Stahlblock. Er verbindet die faszinierende, gewaltige Mechanik und die alchimistische Magie der Stahlherstellung mit dem Interesse für die arbeitspolitischen Anliegen der Stahlarbeiter.
Gezeigt werden zudem: Hand Catching Lead I 1968 I 3′, Hands Tied I 1968 I 6′, Hands Scraping I 1968 I 4′, Hand Lead Fulcrum I 1968 I 2′, Surprise Attack I 1973 I 2′.
„Rote Couch“ – Werkstattgespräch
Sonntag 28. November, 14.00-17.00 Uhr (Seite 20)
Filmemacher und Filmen im Ruhrgebiet – dies steht im Focus der neuen Gesprächsreihe bei blicke. Gezeigt wird „Renn, wenn Du kannst“: Ein Rollstuhlfahrer, sein Zivi und eine Frau verlieben sich ineinander. Eine ideenreiche ménage à trois, die dennoch nie kitschig wird. Regisseur Dietrich Brüggemann wird an dem Abend anwesend sein und von Dirk Steinkühler/Filmpalette Köln zum Dialog gebeten. Brüggemann filmte in Duisburg-Hochheide, Bochum-Querenburg und Bottrop-Batenbrock. Noch Fragen an die Macher?
Das Programm der Medien- und Filmkunst
Installierte Kunst (Seite 7/21)
Auch in diesem Jahr zeigt blicke (Medienkunst)Installationen. Zu sehen sein werden drei Werke von StudentInnen der Fachhochschule Dortmund. Ein weiteres Werk zeigt die Dortmunder Medienkünstlerin Ulrike Stockhausen. Die Ausstellung wird Donnerstag während der Festivaleröffnung (Donnerstag, 25., ab 19 Uhr) eröffnet. Die Künstler werden für Fragen zur Verfügung stehen.
Kinder- und Jugend-blicke
Während der Festivalwoche lädt blicke in Kooperation mit doxs! Schulklassen dazu ein, Dokumentarfilme für Kinder oder Jugendliche zu schauen, zu hinterfragen und zu diskutieren. Die Vorführungen werden medienpädagogisch betreut und dauern inklusive Diskussion zwischen 60 und 90 Minuten. Die Anfangszeiten (ca. 9.00 Uhr) sind individuell variierbar (Seite 14/15).
Fortbildung für LehrerInnen: Der Dreh mit den SchülerInnen
Freitag, 26. Nov., 14.30-17.30 Uhr
Die Produktion eines Videos mit der Klasse ist eine Herausforderung – für LehrerInnen und SchülerInnen. Wie vermittelt man die Lust am Film? Was sind die Themen von Jugendlichen? Wie wird eine Produktion aufgebaut, mit welchem Equipment wie gearbeitet – auch in der Postproduktion? Welche Interviewtechniken gibt es?
Der praxisorientierte Workshop gibt Antwort auf diese Fragen und auf die, die aus dem Teilnehmerkreis kommen. Andreas von Hören zeigt Jugendvideoproduktionen aus dem schulischen Kontext und mit schulrelevanten Themen.
Von Hören ist Medienpädagoge, Geschäftsführer des Medienprojektes Wuppertal, das seit 1992 unter medienpädagogischer Anleitung Videofilme mit Jugendlichen für Jugendliche produziert.
Um Anmeldung wird gebeten unter: filmbildung_ruhr@gmx.de
Informationen: Barbara Fischer-Rittmeyer, Telefon: 0231-5025162«