Montag 19.07.10, 20:00 Uhr

Food not bombs ist keine Kantinencrew


Die food-not-bombs-Gruppe (fnb) im Sozialen Zentrum hat im Juni angekündigt, dass sie bis zum Oktober eine etwas längere Sommerpause einlegt. Gleichzeitig hat fnb in einem Flyer aufgeschrieben, was zur Zeit nicht so läuft, wie es sich die Gruppe vorstellt. Die Kritik liegt nun auch elektronisch vor: »Warum wir hier ab und zu sonntags stehen und was leckeres zu essen machen, ist uns allen klar. Und euch auch. Oder etwa nicht? Um es vorweg zu nehmen: Dieser Flyer wurde geschrieben, weil uns, der fnb-Bochum-Crew, die gemeinsamen Sonntage hier im SZ nicht mehr besonders gefallen. Um zu erklären, was los ist, holen wir mal ein kleines bisschen aus.
Irgendwann 2003 haben wir uns gegründet, weil uns fast alles hier auf diesem schönen Planeten nicht passte und wir Bock auf eine Politgruppe mit Praxis hat­ten. Wohlgemerkt: Mit Praxis, nicht ausschließlich Praxis. Wir sind immer noch am Diskutieren, Streiten und Theorie machen.
Erste Plena in WGs, Kochen im Wageni in Langendreer, später im SZ in der Rottstraße und jetzt im SZ hier in der Josephstraße. Menschen kamen und gingen. Sowohl hinter, als auch vor den Töpfen. Was hinter den Töpfen und bei unseren Treffen läuft, klären wir schon selber. Aber vor der Theke, an den Tellern, da steht ihr. Und damit der fnb-Sonntag wieder allen gefällt, müssen wir vielleicht alle mal ein bisschen Kritik annehmen.
Food not bombs ist keine Kantinencrew. Mittlerweile machen wir pro Sonntag so um die 80 Leute satt, und zwar mit recht anständigem Essen. Leider ist der Zeit­punkt der Ausgabe des Essens seit längerer Zeit fast der einzige Berührungs­punkt mit den Gästen [Naja, ab und zu wird nach mehr Kaffee verlangt]. Scha­de, dass wir hier Gäste sagen müssen! Das war mal ein besseres Miteinander. Da hat sich mal jemand einen Besen geschnappt, einen Tisch abgewischt oder einen Topf gespült.
Vom Praktischen mal ganz weg: Warum will eigentlich fast nie jemand wissen, wer wir so sind, warum wir das machen oder einfach mal „danke, lecker!“ sagen und nicht „wann gibt’s Nachschlag“?
Überhaupt, Miteinander: Ihr esst bei einer food-not-bombs-Veranstaltung und kommt, so schnell es geht, ein zweites Mal zur Theke und wollt extra viel auf den Teller, ohne darüber nachzudenken, dass eventuell etwas später noch Men­schen kommen, die auch Hunger haben? Klappt jetzt ja, es gibt ja auch seit kur­zem eine Regel dafür. Jetzt brauchen wir für sowas schon Regeln. In einem so­zialen Zentrum.
Ist immer ganz ok, das Essen, stimmt’s? Und dass es danach noch Brote, Obst, Gemüse oder Salat zum mitnehmen gibt, ist auch nett. Für Tüten oder Dosen, damit das Zeug mitgenommen werden kann, sollen wir am Besten auch noch sorgen. Nee, das klappt nicht. Unserer Idee nach klappt alles am Besten, wenn Alle was dazu beisteuern. Klar, wir machen das gerne und stellen uns auch der Verantwortung, dass wir gesagt haben „Wir sind jeden ersten und dritten Sonn­tag da“, Trotzdem ist food not bombs kein Gratis-Dienstleistungsunternehmen. Und ihr keine bloßen Konsumenten und Konsumentinnen. Oder doch? Zeigt uns doch mal wieder, dass es gut ist, sich im SZ Bochum zu engagieren und dass ihr gerne bei food not bombs esst! Dann sind wir auch wieder gerne den halben Samstag beim Gemüseeinsammeln auf dem Markt und beim Ein­kaufen unterwegs. Apropos einkaufen: Nudeln, Kartoffeln, Gewürze oder Kaffee gibt es nicht umsonst auf dem Markt. Wir können jeden Taler gebrauchen!
Wir wollen euch nicht mit „früher war alles besser“ vollheulen. Ist halt unser Eindruck, dass hier im Moment nicht mehr viel von der eigentli­chen Idee, einen schönen Sonntag mit Partizipation am sozialen Ge­schehen zu veranstalten, geblieben ist.. Wir fühlen uns wie ein Dienst­leistungsunternehmen behandelt. Wäre schön, wenn sich das ändern könnte.«