Donnerstag 15.07.10, 20:00 Uhr
In Bochum kann man sich nun Räder leihen, um zu erfahren:

Bochum ist eine Radfahrkatastrophe


Ein Kommentar von Klaus Kuliga,
Vorsitzender des ADFC Bochum

Bochum hat ein neues Fahrrad-Verleihsystem, mit dem man jetzt auch stundenweise selbst erfahren kann, dass Bochum nicht fahrradfreundlich ist. Ein Fahrrad hat fast jeder. In Bochum Rad fahren ist eine andere Sache. Der ADFC Bochum bekommt laufend Berichte von frisch zugewanderten Bochumern, die dort, wo sie vorher wohnten, oft und gern Rad gefahren sind. Kaum sind sie in Bochum angekommen, geben sie das Rad fahren auf.
Aus der unbefangenen Sicht eines auswärtigen Radfahrers ist Bochum eine Radfahrkatastrophe. Bochum ist ja auch Autostadt und gibt sich seit Jahrzehnten, genauer seit 1962, größte Mühe noch autofreundlicher zu werden. Radfahrer haben da nichts zu lachen.
Die Nachbarstadt Essen hat 1991 die „Rostige Speiche“ für die fahrradunfreundlichste Großstadt erhalten, Bochum musste sich knapp geschlagen geben. Vier Jahre später, 1995, wurde Essen Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Fahrradfreundliche Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen“. Bochum hat sich noch nicht einmal beworben. Alle Städte ringsum haben Bochum längst überholt. Man hat den Eindruck, Bochums Lokalpolitiker können sich nicht einmal vorstellen, was „fahrradfreundlich“ bedeuten würde.
Passend zu dem wie ein Mantra vorgetragenen Leitsatz „Kein Radverkehr auf dem Ring!“, wurde eine der ersten Metrorad-Stationen jetzt direkt am Südring eröffnet. Wahrscheinlich ist diese Station als Einladung zum Fahrradschieben gedacht.
Jedes Fahrrad mehr auf Bochumer Straßen ist ein Gewinn für die Stadt. Es wird Zeit, dass Bochum das begreift.