Die Leo Kofler Gesellschaft schreibt: „Vor einem halben Jahr, Ende Februar 2008, haben wir die Öffentlichkeit von dem Versuch ultrarechter Kreise informiert, Leo Kofler (1907-1995), einen der herausragenden marxistischen Gesellschaftstheoretiker und Sozialphilosophen des 20.Jahrhunderts, für den politisch rechten Rand zu vereinnahmen. Leider hat unsere publizistische Aufklärung eine Reihe von juristischen Verfahren nach sich gezogen, die nun drohen, unsere kleine, dem Erbe Koflers verpflichtete Kofler-Gesellschaft finanziell zu zerstören. Wir, die Leo Kofler-Gesellschaft e.V., rufen deswegen dazu auf, uns in dieser anhaltenden Auseinandersetzung sowohl publizistisch wie auch finanziell zu unterstützen. Zur Erinnerung: Ende Februar veröffentlichten wir auf der homepage der Gesellschaft (www.leo-kofler.de) einen ausführlichen Beitrag unseres Vorsitzenden Dr. Christoph Jünke („Hände weg von Leo Kofler! Wie ein reaktionäres Häuflein versucht, den linken Sozialisten Leo Kofler auf rechtsaußen zu drehen“), der am 25.Februar in einer gekürzten Fassung auch in der Tageszeitung „junge Welt“ erschien und ebenso von einigen politisch alternativen Webseiten [siehe Meldung vom 24.2.2008] veröffentlicht wurde.
Jünke informierte mit seinem Beitrag die Öffentlichkeit darüber, dass ein nicht näher gekennzeichneter Arbeitskreis unter der Leitung des Wiener Publizisten Reinhard Pitsch Ende 2007 einen Band mit Kofler-Texten im ultrarechten Wiener Karolinger-Verlag veröffentlicht hat („Leo Kofler: Nation – Klasse – Kultur. Aufsätze aus vier Jahrzehnten“), ohne über die dazu nötigen Urheberrechte zu verfügen. Nachdem Ursula Kofler, die Witwe Koflers und Inhaberin der Rechte an dessen Werk, den Verlag daraufhin juristisch gezwungen hatte, den unautorisierten Band wieder vom Markt zu nehmen (wo er – unter dem Ladentisch – leider auch weiterhin seine Kreise zieht), beschrieb Jünke diese Auseinandersetzungen und wehrte sich im Namen der Kofler-Gesellschaft vehement und detailliert gegen die in den Begleittexten dieses Buches vorgenommene Uminterpretation Koflers zu einem antilinken ‚nationalen Sozialisten’. Er wies die dabei von Pitsch und anderen benutzten Mittel der Manipulation und Verfälschung des Koflerschen Werkes und Geistes nach und verwahrte sich gegen die verleumderischen Ausfälle gegen die Witwe Koflers und dessen Schülerschaft. „Hier soll“, schrieb er damals, „ein marxistischer Gesellschaftstheoretiker und revolutionär-sozialistischer Humanist zum konservativen Kulturkritiker und zynisch-elitären Anti-Linken umstilisiert und für die zeitgenössische ultrarechte Ideologieproduktion aufbereitet werden.“ Ausführlich ging er deswegen auf das um den Karolinger-Verlag herum sich gruppierende Netzwerk von Ultrarechten und Ex-Linken ein und verdeutlichte die Arbeitsweise des mit dem National-Bolschewismus kokettierenden Wiener „Philosophen“ Pitsch, der offensichtlich versuche, so Jünke, sich „mit den Federn eines großen Mannes zu schmücken, um in einem Milieu zu landen, das bekannt dafür ist, ex-linken Renegaten egal welchen Niveaus mit wohlwollender Nachsicht zu begegnen, weil man sie zur geistigen Wehrertüchtigung der eigenen, hohlköpfigen Reihen gut gebrauchen kann“.
Der solcherart angegriffene Pitsch sah sich zu einer angemessenen publizistischen Entgegnung leider nicht in der Lage. Zusammen mit seinem Freund und Mitherausgeber Stefan Dornuf verwickelte er stattdessen die Kofler-Gesellschaft und Jünke in bisher insgesamt vier juristische Verfahren. Die langjährigen Kameraden Dornuf und Pitsch, die bereits in den 90er Jahren die Witwe des ostdeutschen linken Philosophen Wolfgang Harich in eine vergleichbare juristische Auseinandersetzung verwickelt hatten, sahen sich in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt und nahmen sich, wie zur Bestätigung der Jünkeschen Thesen, als gemeinsamen Anwalt den einschlägig bekannten Düsseldorfer Rechtsanwalt Björn Clemens, lange Jahre führender Funktionär der ultrarechten Republikaner und heute ein in der gesamten extremen Rechten viel gefragter Redner, Autor und Referent.
Offensichtlich geworden ist so nicht nur der rechte Geist, aus dem heraus die selbsternannten Ankläger agieren. Deutlich geworden ist auch, dass es ihnen dabei weder um Wahrheitsfindung, wissenschaftspolitischen Streit oder gar um ihre Persönlichkeitsrechte ging und geht, sondern vor allem darum, jenen einen juristischen und finanziellen Maulkorb anzulegen, die ihrem Treiben aufklärend entgegentreten. Juristische Auseinandersetzungen sind nämlich, selbst wenn man „Recht bekommt“, nicht nur unerfreulich und langwierig, sondern auch kostenintensiv – darauf scheinen es die Kläger in diesem Falle wohl auch angelegt zu haben.
Die Zwischenbilanz dieser juristischen Auseinandersetzungen ist deswegen nur verhalten positiv: Drei der vier Verfahren sind zwar eindeutig zugunsten der Kofler-Gesellschaft und Jünkes ausgegangen, da Pitsch seine beiden betriebenen Verfahren bisher nicht weiterverfolgt und Dornuf eines von zwei Verfahren voll und ganz verloren hat. Das vierte Verfahren jedoch ging, wenn auch überwiegend, so doch nur unvollständig zugunsten des beklagten Jünke aus (da das Gericht eine für die eigentliche Sache an sich nebensächliche Aussage monierte). Auch wenn sich dieses vierte Verfahren noch in der beiderseitigen Berufung befindet, sind bereits jetzt sowohl der Leo Kofler-Gesellschaft e.V. wie ihrem Vorsitzenden Christoph Jünke massive Anwalts- und Gerichtskosten entstanden, die auch bei einem erfolgreichen Berufungsverfahren nur teilweise geltend gemacht werden können. Hinzu kommt, dass Pitsch weitere Veröffentlichungen und Klagen gegen uns angekündigt hat und dass Jünke ein in diesem Zusammenhang gegen Pitsch angestrengtes einstweiliges Verfügungsverfahren in der ersten Instanz teilweise verloren hat.
Bitte um Berichterstattung
Der Streit wird also leider weiter gehen. Wir betonen deswegen, dass wir gegen unseren Willen und unsere Neigung von diesem reaktionären Duo in eine langwierige und kostspielige juristische Auseinandersetzung gezwungen wurden, die unsere Existenz massiv bedroht. Auch wenn wir zuversichtlich sind, dass wir diese Auseinandersetzung schlussendlich gewinnen werden, brauchen wir dazu die Solidarität und Unterstützung der kritischen Öffentlichkeit.
Gerade weil Dornuf und Pitsch offensichtlich nichts so sehr scheuen wie die Öffentlichkeit, ersuchen wir gerade diese Öffentlichkeit darum, möglichst ausführlich und sachlich über diese Auseinandersetzung zu berichten. Der hierfür nötigen umfassenden Aufklärung und Information über den „Fall Dornuf/Pitsch“ dient deswegen ein soeben von uns herausgegebenes Mitteilungsheft unserer Gesellschaft, das über uns bezogen werden kann. Unter dem Titel „Leo Kofler und die neue Rechte“ dokumentieren wir den ursprünglichen Text Jünkes sowie einen zweiten, der die juristischen Auseinandersetzungen umfassend darstellt und einordnet. Beide Texte sind zur schnelleren Berichterstattung parallel auch auf www.leo-kofler.de abrufbar! Außerdem finden sich in dem Heft zwei weitere, thematisch angrenzende Texte zu Koflers Leben und Werk. Der eine dokumentiert eine ebenso gehaltvolle wie interessante Geburtstagsrede des 1991 verstorbenen, einstmals der Neuen Rechten zugezählten Bochumer Politikwissenschaftlers Bernard Willms zu Ehren Koflers. Der andere Text nähert sich dem schwierigen Verhältnis zwischen den beiden Einzelgängern und der Diskussion der Wahlverwandtschaften zwischen Linksaußen und Rechtsaußen. Das Heft kann für 5 Euro (inklusive Porto- und Versandkosten) bei der Leo Kofler-Gesellschaft e.V. (c/o Uwe Jakomeit, Ruhrstr.29, 58452 Witten; oder per Mail: „zentrale@leo-kofler.de“) bestellt werden.
Spendenaufruf
Und da wir diese Zeit, Nerven und Arbeitskraft kostende Auseinandersetzung nur durchstehen können, wenn wir nicht weiter finanziell geschädigt werden, rufen wir alle, die uns in dieser Auseinandersetzung finanziell beistehen können und wollen, zu Spenden auf das folgende Solidaritätskonto auf, um die anfallenden Gerichts- und Anwaltskosten zu decken:
Uwe Jakomeit, Stichwort „Prozesskosten Dornuf/Pitsch“
Kontonummer: 300679537; bei der Sparkasse Witten; BLZ: 45250035