Montag 16.06.08, 11:00 Uhr
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Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung wird 750


Am Dienstag, den 24. Juni gibt es an der Ruhr-Universität etwas zu feiern: Die 750. Ausgabe der Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung (bsz) erscheint. Keine andere Studierendenzeitung ist in Deutschland bisher so häufig erschienen. Die bsz ist damit die älteste kontinuierlich erscheinende studentische Publikation im deutschsprachigen Raum. Aus diesem Anlass lädt die bsz-Redaktion gemeinsam mit der Kulturinitative „Treibgut“ zu einer Party ein, auf der die 750. Ausgabe feierlich enthüllt wird. Los geht es am 24. Juni um 22 Uhr nach der „Treibgut“-Lesung im KulturCafé an der Ruhr-Uni.
In der Ankündigung heißt es: »Als Live-Act wird die Bochumer Fusion-Funk-Rock-Band Sun4Night auftreten. Anschließend legt DJ Philipp Röber auf. Gleichzeitig ist eine Reise in die Historie der Bochumer Studierendenschaft möglich: In einer Ausstellung präsentiert die bsz historische Ausgaben. „Auch nach 82 Semestern ist die bsz kein bisschen müde“, sagt bsz-Redakteur Uli Schröder. „Die lange Geschichte unserer Zeitung ist für die aktuelle Redaktion ein motivierender Ansporn.“
ZWISCHEN REBELLION UND NACHRICHTENBLATT
Die erste Ausgabe der „Bochumer Studenten-Zeitung“ erschien am 15. Februar 1967, zwei Jahre nach der Gründung der Ruhr-Uni. Sie kostete damals ganze zehn Pfennige und war alle zwei Wochen zu haben. Herausgeber war von Anfang an der AStA der Ruhr-Uni. Schon wenige Monate nach der Gründung erfasste die StudentInnenbewegung das zunächst brave Uni-Blatt: Am 2. Juni 1967 wurde der Berliner Student Benno Ohnesorg von der Polizei erschossen; Überschriften wie „Revolte gegen Springer“ und „Hände weg von Vietnam“ prägten fortan die Zeitung. Andere Provokationen spiegelten die Stimmung auf dem Campus wieder: Im Zuge der „sexuellen Revolution“ veröffentlichte die bsz ab Mai 1968 Aktfotos.
Im Jahr 1973 kam es an der Ruhr-Uni zu einer konservativen Wende. Der Staatsapperat reagierte auf mit Überwachung, Einschränkungen von Grundrechten und dem Radikalenerlass auf politischen Protest und die RAF, und der Sozialliberale Hochschulbund konnte zusammen mit dem CDU-nahen RCDS in den AStA einziehen. In der bsz traten neutrale Sachinformationen und Agenturmeldungen an die Stelle von Kritik und persönlichen Stellungnahmen.
Doch nicht für lange: Ende der 1970er lag die Gefahr eines Atomkrieges zwischen Ost und West in der Luft. Die Anti-Atomkraft- und Ökologiebewegung fanden großen Zulauf, ebenso die Frauenbewegung. Die Grünen gründeten sich, die Friedensbewegung wurde zur Massenbewegung und die linken Basisgruppen übernahmen den Bochumer AStA. Die „Neue Soziale Bewegung“ war an der Ruhr-Uni angekommen und prägte nun das Bild der studentischen Zeitung: Ökologie, Frieden und Antifaschismus spielten wieder eine Rolle in der bsz ? genauso wie Frauenthemen, Hausbesetzungen, Berufsverbote und die Volkszählung. In den 1980er Jahren übernahmen sozialdemokratisch orientierte Gruppen den AStA von den linken Basisgruppen. Die bsz-Redaktion forderte immer häufiger Autonomie vom AStA und arbeitete auch eine Zeit lang AStA-unabhängig. 1996 wurde die Studierendenzeitung vorübergehend zu einem monatlich erscheinenden Magazin.
Im Jahr 2001 veranlasste eine parteiunabhängige links-alternative AStA-Koalition eine weitere Zeitungsreform: Der Name wurde in „Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung“ erweitert. Die bsz sollte fortan nicht nur die Studierenden auf dem Campus informieren, sondern auch eine alternative studentische Stadtzeitung sein ? ein Bindeglied zwischen der Uni und dem übrigen Bochum. Nach unterschiedlichen Experimenten ist die Zeitung im Frühjahr 2008 zu diesem Format zurückgekehrt. Derzeit entsteht ein neues Statut, das den Charakter der Zeitung bewahrt und sie gleichzeitig fit für die Zukunft macht.«