Dienstag 25.03.08, 08:45 Uhr

IHK-Lehrstellen-Propaganda


„Rund 500 Ausbildungsstellen in kaufmännischen und gewerblich-technischen IHK-Berufen sind zurzeit verfügbar. Dies ergab eine Frühjahrs-Umfrage der IHK Mittleres Ruhrgebiet bei Ausbildungsbetrieben in Bochum, Hattingen, Herne und Witten“, behauptete die Industrie- und Handelskammer (IHK) in einer Pressemitteilung ihres Geschäftsführers Neinhaus vom 14. März 2008. Die Bochumer WAZ hat diese Werbebotschaft heute in einer Meldung noch hoch gejubelt und meldet als Tatsachenbehauptung: „Für alle Zielgruppen – Hauptschüler bis Gymnasiasten – sind noch freie Ausbildungsstellen zu besetzen, angefangen vom Automobilkaufmann bis zum Zerspanungsmechaniker.“ Es wird auf die Lehrstellenbörse unter www.ihk-ausbildung.de verwiesen. Wer dort nachschaut, findet in Bochum 147, in Herne 58, in Witten 56 und in Hattingen 28 insgesamt also weniger als 300 Angebote. Nachfragen ergeben, dass viele dieser Angebote bereits vergeben sind.
Die Presseoffensive der IHK ist eine Replik auf eine Feststellung des DGB. Danach haben „über 5.200 junge Menschen im Arbeitsagenturbezirk Bochum/Herne eine betriebliche Berufsausbildung angestrebt. Dem gegenüber wurden nur knapp 3.000 betriebliche Ausbildungsstellen angeboten.“ Diese Zahlen wurden von der Agentur für Arbeit in Bochum bestätigt. Die IHK kritisiert dagegen in ihrer Pressemitteilung diese „Behauptung des DGB, der einmal mehr einer immer größer werdenden Lehrstellenlücke sowie Ausbildungs­katastrophe das Wort redet.“ „Dies ist unverantwortlich und verunsichert nur die Jugendlichen zum jetzigen Zeitpunkt“, so Neinhaus.
Vielleicht sollte der DGB die Herren der IHK einfach mal in eine Bochumer Hauptschule einladen, damit sie dort erfahren, wie viel SchulabgängerInnen im letzten Jahr eine Lehrstelle bekommen haben und was die SchülerInnen verunsichert.