Montag 11.06.07, 22:00 Uhr

RUB-AStA stellt Weiterbestand des Frauen-Archivs in Frage


Die Koalition aus Jusos, Christdemokraten und Freidemokraten, die nun an der Ruhr-Uni den AStA stellt, hat als eine der ersten Maßnahmen im Studierendenparlament (SP) den Etatansatz für Initiativen drastisch gekürzt. Gleichzeitig sind die Mittel, die der AStA nach eigenem Gutdünken an Initiativen verteilen kann, erheblich erhöht worden. Eine der ältesten Initiativen, die damit in ihrer Existenz bedroht ist, dürfte das Frauenarchiv Leihse sein. InspektorInnen des rechten AStA haben sich für Donnerstag, den 14. Juni um 14.00 Uhr bei der Leihse angekündigt, um sich über die dort geleistete Arbeit ‚zu informieren‘. Zur Geschichte und zum Hintergrund von Leihse:Frauenarchiv „leihse“ und „ausZeiten“
Bochum hat gleich zwei Frauenarchive. Mit dem „ausZeiten“ und dem Frauenarchiv der Ruhr-Universität Bochum „leihse“. Das Frauenarchiv „leihse“ der Ruhr-Universität Bochum ist in seiner Form in Deutschland einzigartig. Es gibt kein anderes Projekt, das so kontinuierlich arbeitet. Seit nun über 20 Jahren können interessierte Frauen Fachliteratur, Belletristik und Abschlussarbeiten ausleihen. Auch verfügt das im Dachverband i.d.a. organisierte Frauenarchiv über einen ausgezeichneten Zeitschriftenbestand. Das feministische Archiv „ausZeiten“ wurde 1995 als ein Projekt der autonomen Frauen/Lesbenbewegung eröffnet. Die Bestände und Sammelschwerpunkte unterscheiden und ergänzen sich. Beide Bochumer Archive sind – neben dem Spezialarchiv von Madonna e.V. zur Prostitution – die einzigen aktuell arbeitenden Frauenarchive im Ruhrgebiet. Frauenarchive Die ersten Frauenbibliotheken und -archive wurden Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Um 1910 hatte jeder zehnte der etwa 4000 Ortsvereine des Bundes deutscher Frauenvereine eine eigene Bibliothek. Seit Ende der zwanziger Jahre gab es auch mindestens zwei Frauenarchive: eines, das aus dem Allgemeinen Deutschen Frauenverein in Leipzig hervorgegangen war, und das Archiv des Deutschen Staatsbürgerinnen-Verbandes in Berlin. Der Nationalsozialismus bedeutete einen abrupten Bruch in der Entwicklung; im Laufe des Zweiten Weltkriegs wurden viele der gewachsenen Bestände vernichtet oder zerstreut. Nachlassreste des Bundes Deutscher Frauenvereine bildeten nach 1945 den Bestand des Helene-Lange-Archivs in Berlin. Die Neue Frauenbewegung machte mit Flugblättern und teilweise provokanten feministischen Aktionen auf sich aufmerksam.
Jenes, erschien den etablierten Einrichtungen allerdings noch nicht als „archivwürdig“. Auf der ersten West-Berliner Sommeruniversität der Frauen im Oktober 1976 wurde daher u. a. „die Einrichtung eines Frauenarchivs und einer -bibliothek“ verlangt. 1977 gründete Antje Finger in Berlin daraufhin das „Kassandra“-Archiv für die feministischen Künste. Im Lesbischen Aktionszentrum (LAZ) wurden die ersten Dokumente der Bewegung in Stehordnern aufbewahrt, die von einer „Archivgruppe“ verwaltet wurden. Diese Gruppe integrierte sich 1978 in das neugegründete Frauenforschungs-, -bildungs- und informationszentrum (FFBIZ). Weitere Archiv- und Bibliotheksgründungen in anderen Städten folgten. In Ost und West, innerhalb und außerhalb von Universitäten, in Österreich und der Schweiz gibt es inzwischen mehr als 70 deutschsprachige Einrichtungen mit unterschiedlichen Sammlungen zu allen frauenbetreffenden Fragen. Seit 1983 treffen sich ihre Vertreterinnen halbjährlich zu Tagungen, die dem fachlichen Austausch und der Vernetzung dienen. Hieraus ging 1994 der Dachverband i.d.a als gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bonn hervor.