Montag 07.05.07, 19:00 Uhr

11. Mai: Tag der Frauenarchive


Am 11. Mai feiern die knapp 30 Frauenarchive in Deutschland den Tag der Frauenarchive – und das Frauenarchiv leihse an der Ruhr-Uni schreibt: „Wir feiern mit! In Kooperation mit einem weiteren Bochumer Frauenarchiv begeht das Frauenarchiv der Ruhr-Universität Bochum den Tag der Frauenarchive mit einer Hommage an die am 11. Mai geborene Lyrikerin Rose Ausländer. Der Tag der Archive beginnt am Freitag, den 11. Mai um 16 Uhr. Bei Kaffee und Waffeln stellen wir die Arbeit des, in der Form einzigartigen, Frauenarchivs vor. Anschließend gewährt uns unsere Kooperationspartnerin, das Frauenarchiv „ausZeiten“, Einblicke in ihr Schaffen. Höhepunkt des Abends ist eine Lesung mit Texten von Rose Ausländer gelesen von Gitta Büchner. Den Tag der Frauenarchive lassen wir mit einem Film und einem kleinen Imbiss ausklingen.“

Als Hintergrundinformation schreibt leihse:
Rose Ausländer
Rose Ausländer wurde am 11. Mai 1901 in Czernowitz/Bukowina geboren und starb am 3. Januar 1988 in Düsseldorf. Sie war Dichterin und feiert ihren 106. Geburtstag am 11. Mai 2007.
Rose Ausländer wuchs in einem weltoffenen, liberal-jüdischen, auch kaisertreuen Elternhaus auf. Sie studierte 1919/1920 Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Czernowitz. 1921 wanderte sie mit ihrem Studienfreund Ignaz Ausländer in die USA aus. In Amerika publizierte sie ihre ersten Gedichte und arbeitete u.a. als Redakteurin, Sekretärin und Bankangestellte. 1931 nach Czernowitz zurückgekehrt, war sie in ihrer Heimatstadt als Lyrikerin, Journalistin, Übersetzerin und Englischlehrerin tätig. Ihr erster Gedichtband „Der Regenbogen“ erschien 1939 in Czernowitz. 1941 bis 1944 besetzten die Nazis die Stadt. Rose Ausländer gelang es, im Ghetto zu überleben. Sie musste Zwangsarbeit leisten, versteckte sich zeitweise in einem Keller und entkam so der Deportation ins Konzentrationslager. Die Lyrikerin übersiedelte 1946 nach New York, wo sie Gedichte in deutscher und englischer Sprache veröffentlichte. Das erste Buch nach dem Krieg, Blinder Sommer, erschien 1965 in Wien. Rose Ausländer übersiedelte 1965 in die Bundesrepublik, reiste viel und lebte von 1970 bis 1988 im Nelly-Sachs-Haus, dem Altenheim der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf. Die letzten zehn Jahre ihres Lebens war sie bettlägerig. Sie veröffentlichte mehr als zwanzig Gedichtbände, u.a. Hügel aus Äther unwiderruflich, Im Aschenregen die Spur deines Namens, Mutterland/Einverständnis; aus dem Nachlass wurde Jeder Tropfen ein Tag zusammengestellt. Ausländer erhielt gegen Ende ihres Lebens Preise und Auszeichnungen.

Gitta Büchner
Ist Schriftstellerin und war Mitherausgeberin der radikalfeministischen Lesbenzeitschrift IHRSINN. 2001 gewann sie den westfälischen Literaturwettbewerb für lesbische Autorinnen und schwule Autoren. Von ihr schienen u.a. die Erzählungen „Nie wieder Rigoletto … und andere Schwüre“ (2002), „Begehren“-Erzählungen um das lesbische Begehren (2006).

Frauenarchiv „leihse“ und „ausZeiten“
Bochum hat gleich zwei Frauenarchive. Mit dem „ausZeiten“ und dem Frauenarchiv der Ruhr-Universität Bochum „leihse“.
Das Frauenarchiv „leihse“ der Ruhr-Universität Bochum ist in seiner Form in Deutschland einzigartig. Es gibt kein anderes Projekt, das so kontinuierlich arbeitet. Seit nun über 20 Jahren können interessierte Frauen Fachliteratur, Belletristik und Abschlussarbeiten ausleihen. Auch verfügt das im Dachverband i.d.a. organisierte Frauenarchiv über einen ausgezeichneten Zeitschriftenbestand.

Das feministische Archiv „ausZeiten“ wurde 1995 als ein Projekt der autonomen Frauen/Lesbenbewegung eröffnet. Die Bestände und Sammelschwerpunkte unterscheiden und ergänzen sich.
Beide Bochumer Archive sind – neben dem Spezialarchiv von Madonna e.V. zur Prostitution – die einzigen aktuell arbeitenden Frauenarchive im Ruhrgebiet.

Frauenarchive
Die ersten Frauenbibliotheken und -archive wurden Ende des 19. Jahrhunderts gegründet.
Um 1910 hatte jeder zehnte der etwa 4000 Ortsvereine des Bundes deutscher Frauenvereine eine eigene Bibliothek.
Seit Ende der zwanziger Jahre gab es auch mindestens zwei Frauenarchive: eines, das aus dem Allgemeinen Deutschen Frauenverein in Leipzig hervorgegangen war, und das Archiv des Deutschen Staatsbürgerinnen-Verbandes in Berlin. Der Nationalsozialismus bedeutete einen abrupten Bruch in der Entwicklung; im Laufe des Zweiten Weltkriegs wurden viele der gewachsenen Bestände vernichtet oder zerstreut. Nachlassreste des Bundes Deutscher Frauenvereine bildeten nach 1945 den Bestand des Helene-Lange-Archivs in Berlin.
Die Neue Frauenbewegung machte mit Flugblättern und teilweise provokanten feministischen Aktionenauf sich aufmerksam. Jenes, erschien den etablierten Einrichtungen allerdings noch nicht als „archivwürdig“. Auf der ersten West-Berliner Sommeruniversität der Frauen im Oktober 1976 wurde daher u. a. „die Einrichtung eines Frauenarchivs und einer -bibliothek“ verlangt. 1977 gründete Antje Finger in Berlin daraufhin das „Kassandra“-Archiv für die feministischen Künste. Im Lesbischen Aktionszentrum (LAZ) wurden die ersten Dokumente der Bewegung in Stehordnern aufbewahrt, die von einer „Archivgruppe“ verwaltet wurden. Diese Gruppe integrierte sich 1978 in das neugegründete Frauenforschungs-, -bildungs- und informationszentrum (FFBIZ).
Weitere Archiv- und Bibliotheksgründungen in anderen Städten folgten. In Ost und West, innerhalb und außerhalb von Universitäten, in Österreich und der Schweiz gibt es inzwischen mehr als 70 deutschsprachige Einrichtungen mit unterschiedlichen Sammlungen zu allen frauenbetreffenden Fragen.
Seit 1983 treffen sich ihre Vertreterinnen halbjährlich zu Tagungen, die dem fachlichen Austausch und der Vernetzung dienen. Hieraus ging 1994 der Dachverband i.d.a als gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bonn hervor.