Dienstag 03.04.07, 19:00 Uhr
DGB zur Halbzeit auf dem Ausbildungsmarkt:

Nur 2.220 Stellen für 4.026 Bewerbern in Bochum/Herne


Ende März war Halbzeit auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Die Zahlen sind kein Grund zur Entwarnung meint der DGB.
„Im Arbeitsagenturbezirk Bochum/Herne gibt es 2.319 unversorgte Jugendliche.
Trotz Konjunkturboom gibt es zu wenig Ausbildungsplätze. Es darf nicht von der wirtschaftlichen Lage abhängen, ob wir allen Jugendlichen eine Ausbildung anbieten können. Wenn das duale System dies nicht schafft, muss man auch über Alternativen nachdenken,“ fordert der DGB Regionsvorsitzende Michael Hermund.
Maßstab in der beruflichen wie in der allgemeinen Bildung muss nach Auffassung der Gewerkschaften sein: Kein Jugendlicher darf verloren gehen. Dies erfordere ein Umdenken in der Berufsbildungspolitik. Aktuell stehen den 4.026 Bewerbern in Bochum/Herne nur 2.220 Stellen gegenüber.
„Die vollzeitschulische Berufsausbildung ist für uns kein Tabu. Auch die öffentlich geförderte außerbetriebliche Berufsausbildung muss ausgeweitet werden. Ich sehe keine Alternative.“
Hermund forderte angesichts der gestiegenen Staatsquote in der Ausbildung allerdings neue Finanzierungsmodelle für die berufliche Bildung unter Einbeziehung der Wirtschaft.
„Privat vor Staat bedeutet für mich auch, dass die Wirtschaft sich an den Ausbildungskosten angemessen beteiligt. Schließlich profitieren die Unternehmen von den Ausbildungsinvestitionen.“
Mit Blick auf den Lehrstellenmarkt warnt Hermund: „Die Zahlen in NRW sind alarmierend: Knapp 60.000 arbeitslose Jugendliche unter 25 Jahren haben keine Ausbildung. Tendenz steigend. Nur noch 23% der Betriebe bilden laut Statistik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus.“
Der DGB geht im aktuellen Ausbildungsjahr von 160.000 registrierten
Bewerberinnen und Bewerbern in NRW aus. Mit ca. 213.000 Schulabgängerinnen und Schulabgängern in NRW verlassen ca. 5.000 Jugendliche mehr die allgemeinbildenden Schulen als 2006.
Durch die Einführung von Studiengebühren erhöht sich der Druck zusätzlich, weil viele Jugendliche nach einer Alternative zum Studium Ausschau halten.
„Der Verdrängungswettbewerb auf dem Ausbildungsstellenmarkt hat dazu geführt, dass auch Jugendliche mit einem guten mittleren Schulabschluss inzwischen keinen Ausbildungsplatz mehr bekommen“, resümiert Hermund.