Brief an den Rektor
Samstag 23.12.06, 20:54 Uhr

Vermittlungsangebot von Rainer Einenkel


Sehr geehrter Prof. Dr. Weiler,

am Mittwoch, dem 20. Dezember 2006, hatte ich erneut die Gelegenheit, mit Vertretern des Asta und der Freien Uni Bochum über die aktuelle Auseinandersetzung zu sprechen. Für mich war sehr beeindruckend, mit welcher Ernsthaftigkeit, Verantwortlichkeit und Kreativität die Studierenden für ihre berechtigten Forderungen eintreten.
In dieser Auseinandersetzung unterstütze ich und meine Betriebsrats- und Gewerkschaftskollegen von Opel ohne Einschränkung die Forderung der Studierenden nach Abschaffung der Studiengebühren sowie in ihrem Bemühen, die Freie Uni Bochum aufrechtzuerhalten. Durch ihr vielfältiges und alternatives Angebot ist die Freie Uni Bochum zu einem wichtigen sozialen Faktor für die Menschen der Universität, der Betriebe und der ganzen Region geworden.
Die Ruhr-Uni hat eine starke Tradition als Bildungsstätte für Menschen aus Arbeiter- und Angestelltenfamilien. Viele Kinder von OpelarbeiterInnen haben hier studiert oder studieren derzeit. Gleichzeitig gibt es eine enge Verbundenheit zwischen dem Lehrbetrieb und den Herausforderungen in dieser Region. Das hat diese Universität bekannt und für viele attraktiv gemacht.
Studiengebühren gefährden diese feine Gefüge. Junge Menschen aus sozial schwächeren Familien werden besonders belastet und auf diese Weise von Bildung ausgeschlossen. Diese Wirtschaft und diese Region kann und darf es sich nicht leisten, auf diesem kalten Weg auf die Qualifikation vieler Menschen zu verzichten. Darum ist die Forderung nach Abschaffung von Studiengebühren gerechtfertigt.
Ich appelliere an Sie, alles zu tun, damit es zu einer Verhandlungslösung kommt und ein Polizeieinsatz vermieden wird. Die politische Verantwortung des Polizeieinsatzes würde bei Ihnen liegen, da Sie mit Ihrer Strafanzeige wegen angeblichen Hausfriedensbruchs die Voraussetzungen dafür geschaffen haben. Eine gewaltsame Lösung würde unermeßlichen Schaden für das Ansehen der Ruhr-Uni sowie aller Beteiligten nach sich ziehen.
Ich bitte Sie, die Strafanzeige zurückzunehmen und gemeinsam mit den Studierenden nach einer einvernehmlichen Lösung zu suchen. In den Gesprächen mit den Studentinnen wurde mein Eindruck bestätigt, dass diese weiterhin eine politische und gewaltfreie Lösung des Konfliktes wollen.
Auch wenn ich aus meiner Sympathie für die Studierenden und gleichzeitiger Ablehnung der Studiengebühren kein Geheimnis mache, biete ich dennoch meine Mithilfe an, um als „Außenstehender“ an einer Konfliktlösung mitzuhelfen. Sollte Ihrerseits Interesse daran bestehen, können Sie mich jederzeit telefonisch oder über mail erreichen.

Mit freundlichen Gruessen
Rainer Einenkel
Betriebsratsvorsitzender Werke Bochum