In der Auseinandersetzung um die Freie Universität Bochum haben am heutigen Mittwoch namenhafte VertreterInnen der Zivilgesellschaft ein beeindruckendes Zeichen gesetzt. Kurz danach ist die Polizei auf dem Campus erschienen und hat eine Drohkulisse aufgebaut. Inzwischen hat die Polizei gegenüber dem AStA bestätigt, dass der Rektor der Ruhr-Uni Elmar Weiler Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet hat.
Zuvor hatten Persönlichkeiten aus Gewerkschaften, sozialen Bewegungen und Politik Solidarität mit der Freien Universität Bochum demonstriert. Keinesfalls dürfe mit Polizeigewalt gegen die studentische Initiative vorgegangen werden. Das Rektorat der Ruhr-Uni hatte heute morgen um acht Uhr die Gespräche mit dem AStA und der Freien Uni abgebrochen.
Kurz nachdem die gemeinsame Aktion von Gewerkschaften, Personalratsvertretern, PolitikerInnen und sozialen Bewegungen beendet war, hat sich die Lage weiter zugespitzt: Die Polizei hat mit dem Einbruch in das Querforum West gedroht. Da der Rektor der Ruhr-Uni eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt hat, könne eine Räumung prinzipiell jederzeit erfolgen, heißt es.
Der Pressesprecher der Uni König hatte gegenüber MedienvertreterInnen sichtlich erleichtert behauptet, die Uni habe sich mit der Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs des Problems entledigt. Nun sei es an der Polizei zu handeln. Die ausgesprochen positive Berichterstattung der Medien über die Freie Uni lässt aber die Polizei zögern. Sie möchte sich nicht den schwarzen Peter für die unpopuläre gewaltsame Räumung zuschustern lassen. Die Polizeiführung überlegt, ob sie erst dann gewaltsam räumt, wenn sie dazu von der Unileitung ausdrücklich aufgefordert wird.
Reinhard Wegener (Foto links), Bochumer Sozialforum: „Wir haben für diese Veranstaltung eingeladen, um mitzuhelfen, die Freie Uni zu erhalten. Die FUB hat mit ihren Veranstaltungen und Aktionen viel dazu beigetragen, die Initiativen der Stadt mit denen an der Uni zu vernetzen.“
Rainer Einenkel (Foto rechts), Betriebsratsvorsitzender der Bochumer Opel-Werke: „Ich habe mit vielen Kollegen gesprochen, und bei uns im Betrieb bekommt man sehr wohl mit, was gerade an der Uni passiert. Viele von uns haben Kinder, die studieren. Ihr habt meine volle Solidarität. Ihr müsst durchhalten.
Werner Schwarz (Foto links), ver.di-Landesvorstand und Personalratsvorsitzender der Ruhr-Universität: „Schon im Frühjahr haben Beschäftigte und Studierende der Ruhr-Uni zusammen für ein gebührenfreies Studium und gerechte Arbeitsverträge demonstriert. Während des ver.di-Streiks gab es viele gemeinsame Aktionen.“
Jochen Beyer (Foto links), ver.di an der Ruhr-Uni: „Es muss weitere Verhandlungen geben. Die Polizei hat auf dem Campus nichts zu suchen.“
Felix Oekentorp (Foto rechts), Deutsche Friedensgesellschaft: „Ich werde heute Nacht in der Freien Uni bleiben. Das ist meine Form der Unterstützung im Sinne von Mahatma Ghandi. Ich sehe Mahatma Ghandi zwar nicht ähnlich, aber dafür wiege ich 120 Kilo. Da haben die einiges zu tun, wenn die mich bei einer Räumung raustragen wollen.“
Klaus Kunold (links), Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes: „Als Antifaschist fordere ich den Rektor auf, nicht mit der Polizei gegen die Studierenden vorzugehen. Demokratie setzt Gespräche voraus.“
Uwe Vorberg, Soziokulturelles Zentrum Bahnhof Langendreer: „Ich habe vor zwanzig Jahren hier studiert und hätte das mit Studiengebühren nicht gekonnt.“
Katharina van Zadelhoff (Foto rechts), Soziales Zentrum Bochum: „Das Soziale Zentrum wird vom Freiraum e.V. getragen. Es müssen noch viel mehr Freiräume erkämpft werden. Da ist die Freie Uni beispielhaft.“
Karsten Finke. Bündnis90/Die Grünen: „Das Argument, dass die Freie Uni aus Brandschutzgründen weg muss, ist lächerlich. Dann müsste die ganze Ruhr-Universität schließen.
“Katharina Schwabedissen (Foto links), Landessprecherin WASG: „Die Freie Universität ist zwar ein Brandherd, aber einer, den die Feuerwehr nicht löschen kann. Das ist der wahre Grund, weswegen die Leitung der Ruhr-Uni die Freie Universität los werden will.“
Solidarität mit der Freien Uni: „FUB bleibt!“ sagen (von links): Reinhard Wegener (Bochumer Sozialforum), Wolfgang Quere (Soziale Liste), Stefanie Konetzka (AStA-Vorsitzende der Ruhr-Universität), Felix Oekentorp (Deutsche Friedensgesellschaft), Katharina Teiting (Freie Uni Bochum), Uwe Vorberg (Bahnhof Langendreer), Katharina Schwabedissen (Landessprecherin WASG), Katharina van Zadelhoff (Soziales Zentrum), Ralf D. Lange (WASG Bochum/Herne), Martin Budich (Friedensplenum), Werner Schwarz (Personalratsvorsitzender Ruhr-Uni), Klaus Kunold (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes), Rainer Einenkel (Opel-Betriebstratsvorsitzender Bochum), Ulrich Schröder (Protestkomitee gegen Studiengebühren) und weitere UnterstützerInnen
Mittwoch 20.12.06, 23:00 Uhr
Zusammenfassung der Ereignisse am 20.12. an der Freien Uni Bochum