Freitag 15.12.06, 20:00 Uhr

WAZ-Artikel vom 16.12.2006 – Aus dem Westen


Bochum macht mobil gegen Neonazis

Stein des Anstoßes: Ein Laden mit Mode aus der rechten Szene. Politik, Jugendring und Kulturschaffende protestieren

Bochum. Immer breiterer Widerstand formiert sich gegen ein eigentlich unspektakuläres Modegeschäft in Bochum. Nur einen Steinwurf vom Schauspielhaus entfernt, sorgt der Laden mittlerweile für Unruhe in der ganzen Stadt. Der Hintergrund: Dort wird unter anderem Mode der Marke „Thor Steinar“ verkauft. Die Berliner Firma machte schon mehrfach Bekanntschaft mit der Justiz. Ein Runenlogo, das zum Verwechseln Emblemen des NS-Regime ähnelte, musste 2004 entfernt werden. Mittlerweile präsentiert sich die Marke, so die Polizei, „chemisch gereinigt“. Doch die Klamotten sind weiterhin in der rechten Szene und bei Fußball-Hooligans angesagt. Jetzt gibt es Befürchtungen, dass sich das Geschäft zum Treffpunkt von Neonazis mausern könnte. Dagegen gibt es nun massiven Protest: „Wir wollen in Bochum mit Nazis nichts zu tun haben“, sagt SPD-Ratsmitglied Friedhelm Lueg. Stadtjugendring und Bezirksvertretung wenden sich in Resolutionen gegen die Umtriebe: „Ahnungslose Jugendliche sollen mit rechter Mode und rechter Musik von den braunen Rattenfängern für ihre menschenverachtende Ziele geworben werden“, heißt es in der Erklärung des Jugendrings.

Die Nähe zum renommierten Schauspielhaus rief auch dessen Intendant Elmar Goerden auf den Plan. Er verteilte in seinem Haus Flugblätter gegen das Geschäft, die über den Hintergrund der scheinbar harmlosen Kapuzenpullis und Hosen aufklären. Steven Sloane, Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker, fühlt sich als Jude ganz persönlich getroffen: „Wir müssen den Anfängen wehren.“ Beide Kulturschaffende beobachten die Entwicklung mit großer Sorge.

15.12.2006 Von Michael Weeke