Freitag 16.11.18, 16:07 Uhr
Lange Seebrücke-Aktionswoche

Seebrücke-Antrag im Bochumer Rat


Am 6. Oktober haben in Bochum 5.500 Menschen demonstriert (Foto): Gegen das Sterben an den EU-Außengrenzen, für eine Entkriminalisierung der Seenotrettung – und ganz ausdrücklich auch dafür, dass die Stadt Bochum mehr Verantwortung in dieser humanitären Krise übernimmt. Jetzt geht es weiter: Am Donnerstag, den 29. November stehen die lokalen Seebrücke-Forderungen zur Abstimmung auf der Tagesordnung des Bochumer Rats. Für den Tag der Ratssitzung ruft das Bochumer Seebrücke-Bündnis zu einer Kundgebung auf. Im Vorfeld findet vom 21. bis 29. November eine lange „Seebrücke-Aktionswoche“ statt, an der sich viele Bochumer Vereine, Initiativen und Organisationen beteiligen.
„Mit unseren Aktionen fordern wir genau das ein, wofür wir schon im Oktober auf die Straße gegangen sind“, sagt Carla Scheytt vom Bochumer Seebrücke-Bündnis. „Aktuell sind mehr Menschen auf der Flucht als jemals zuvor. Trotzdem nimmt unsere Stadt anders als viele andere NRW-Kommunen kaum noch Geflüchtete auf. Grund dafür ist ein Deal mit der NRW-Landesregierung: Weil die zentrale Registrierungsstelle für Flüchtlinge (LEA) in Bochum eingerichtet wurde, muss die Stadt 1.000 Men­schen weniger aufnehmen. Wir fordern, dass Bochum auf diese Sonderregelung verzichtet und anbietet, mindestens diese Plätze für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen, die aus Seenot gerettet worden sind. Bochum ist doch nicht unfähiger als andere Städte. Wir können mindestens genauso vielen Menschen Schutz gewähren wie andere Kommunen auch.“
Weitere Forderungen beziehen sich auf das städtische Unterbringungs- und Betreuungskonzept, auf den Abbau von diskriminierenden städtischen Hürden bei der Wohnungssuche und auf mehr kommunalen und gemeinwohlorientierten Wohnungsbau. Nachdem die Bochumer Seebrücke die Ratsfraktionen um einen entsprechenden Beschluss gebeten hatte, bringen die Bochumer Linksfraktion und die Soziale Liste einen entsprechenden Antrag gemeinsam ein.

Leere Schuhpaare als Symbol
Die Kundgebung vor dem Bochumer Rathaus beginnt am Donnerstag, den 29. November um 14 Uhr. Sie wird begleitet von einer Aktion: Die Aktiven wollen vor dem Rathaus leere Schuhpaare aufstellen – und zwar als doppeltes Symbol: Die Schuhe stehen erstens für die zehntausenden von Menschen, die aufgrund der europäischen Abschottungspolitik an den EU-Außengrenzen gestorben sind. Zwei­tens sind sie auch ein Symbol für die Menschen, die hier sein könnten, wenn Bochum mindestens genauso viele Schutzsuchende aufnehmen würde wie es andere vergleichbare Städte bereits tun. Im Anschluss an die Kundgebung ruft das Seebrücke-Bündnis zum gemeinsamen Besuch der öffentlichen Ratssitzung auf.

Programm der Aktionswoche: Begegnung, Trauer, Freude und Information
Mit der langen „Seebrücke-Aktionswoche“ wollen die beteiligten Vereine und Initiativen bereits im Vorfeld deutliche Zeichen setzen. Los geht es am Mittwoch, den 21. November. Auf der Veranstaltung Meine Geschichte – Geflüchtete berichten der Initiative Langendreer/Werne gegen Nazis erzählen Ali aus Somalia, Danesh aus Afghanistan und Nour aus Syrien, warum sie geflohen sind, was sie auf der oft lebensgefährlichen Flucht erlebten und wie es ihnen heute hier bei uns geht. (19 Uhr, Naturfreundezentrum Langendreer, Alte Bahnhofstraße 175) Bei den Veranstaltungen LunchPlus (Sa, 24.11., 12 Uhr, Rottstr. 30), Sprachcafé (Mo, 26.11., 17 Uhr, Rottstr. 30) und dem Seebrücke Speed-Talking (Mo, 26.11., 20 Uhr, Königsallee 171) haben neue und alteingesessene Bochumerinnen und Bochumer die Gelegenheit, ungezwungen miteinander ins Gespräch zu kommen: Beim gemeinsamen Kochen und Essen, beim Basteln für die weiteren Seebrücke-Aktionen, und in einem spaßigen kurzweiligen Talk-Format. Am Samstag, den 24. November rufen die Aktiven zu einer Mahnwache für die weit über 30.000 Menschen auf, die seit 1993 in Folge der Abschottungspolitik an den europäischen Außengrenzen gestorben sind. (16 Uhr, Kurt-Schumacher-Platz) Am Sonntag, den 25. November ist Ibrahim Manzo Diallo von der Initiative Alarme Phone Sahara aus Agadez/Niger zu Gast (18 Uhr Soziales Zentrum). Er berichtet davon, wie die EU ihre tödlichen Außengrenzen in die Wüste verlagert und über ein Projekt zum Aufbau einer zivilgesellschaftlich getragenen Rettungskette in der Sahara. Darüber hinaus will das Bochumer Seebrücke-Bündnis die Aktionswoche nutzen, um Flugblätter zu verteilen und für die Kundgebung am 29. November vor dem Rathaus zu werben.
Veranstaltungskalender zur Seebrücke Aktionswoche
Aktion & Kundgebung anlässlich der Bochumer Ratssitzung am 29.11. Bochum zum sicheren Hafen!