Donnerstag 23.08.18, 16:56 Uhr
Kampagne zur Bürgerbeteiligung bei der Innenstadtplanung

Gegen Abriss und Privatisierung 2


Planen Politik und Verwaltung den Umbau der Innenstadt an den Wünschen der Bochumerinnen und Bochumer vorbei? Seit dem Frühjahr trifft sich in den Räumen des Mietervereins eine offene Stadtversammlung. Jetzt starten die Aktiven eine Unterschriftenkampagne: Sie wollen die Musikschule und das Gesundheitsamt als Gebäude erhalten und die Privatisierung der Innenstadt-Grundstücke verhindern. Außerdem fordern sie zusätzliche kulturelle und soziale Nutzungsmöglichkeiten für den Appolonia-Pfaus-Park sowie gemeinnützigen statt profitorientierten Wohnungsbau.

Das Motto der Kampagne lautet „Bochum: Deins, meins, unsers? Innenstadt gemeinsam gestalten!“ Die Aktiven reagieren damit auf den Plan der Stadt, das Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) und vielleicht sogar die Musikschule und das Gesundheitsamt abzureißen. Die bisherigen Beschlüsse fielen ohne jeglichen Partizipationsprozess.

„Es geht um ein Herzstück der Bochumer Innenstadt, das nicht an einen privaten Investor verkauft werden sollte“, sagt Rebecca Sirsch von der offenen Stadtversammlung. „In Bochum steigt das Mietpreisniveau, und aktuell trägt jedes private Neubauprojekt dazu bei. Wenn die Stadt dort nicht selbst bezahlbaren Wohnraum schaffen will, kann sie die Grundstücke auch nach dem Erbbaurecht an gemeinwohlorientierte Bauträger verpachten, zum Beispiel an Genossenschaften oder Wohnungsbauvereine. Aber öffentlichen Grund und Boden zu verkaufen, damit anschließend ein Investor damit Profit machen kann, das ist nicht im Interesse der Menschen in unserer Stadt.“

Weiter fordern die Aktiven, dass die Gebäude von Gesundheitsamt und Musikschule in ein neues Nutzungskonzept integriert werden. „Zusammen mit dem Bochumer Architekten Vincent Forster haben wir eine Begehung durchgeführt“, sagt Rebecca Sirsch. „Die Bausubstanz ist in gutem Zustand, ein Abriss wäre ökologisch und wirtschaftlich unsinnig. Die Gebäude können für eine gemischte Nutzung umgebaut werden, mit großen und kleinen Wohnungen, gemeinschaftlichen Treffpunkten und Räumen für Kultur.“ Außerdem sprechen sich die Aktiven für mehr öffentliche Räume in der Innenstadt und gegen eine Verkleinerung des Appolonia-Pfaus-Parks aus – denn eine grüne Lunge direkt in der City ist bedeutsamer ein Möglichkeitsraum für die Menschen dieser Stadt.

Bis zum 15. November sollen jetzt so viele Unterschriften gesammelt werden wie möglich. Unter anderem wollen die Aktiven mit Aktions- und Infoständen auf den kommenden Straßen- und Stadtteilfesten präsent sein. Den Auftakt macht das Kortländerfest an diesem Samstag. „Die Listen werden aber auch im Mieterverein und an anderen Orten ausliegen“, sagt Rebecca Sirsch. „Und wer selbst mitsammeln will, kann sie sich bei uns abholen oder aus dem Internet ausdrucken. Außerdem laden wir herzlich dazu ein, bei der offenen Stadtversammlung vorbei zu kommen. Denn darum geht es ja: Alle, die in der Bochumer Innenstadt wohnen oder die sie nutzen, sollen mitreden können, was mit ihr passiert!“ Die offene Stadtversammlung trifft sich jeden 2. und 4. Dienstag im Monat in den Räumen des Bochumer Mietervereins, Brückstraße 58. Das nächste Treffen findet am kommenden Dienstag, den 28. August um 19 Uhr statt.

Die Unterschriftenliste  zum Download  http://www.stadt-fuer-alle-bochum.net/unterschriften-kampagne/


2 Gedanken zu “Gegen Abriss und Privatisierung

  • Hans

    Die Sozialdemokratie geht einfach nicht unter.

    Sie lebt weiter in dieser Form von pseudokritischen „Stadt von Unten“ Initiativen, die allen Ernstes den Leuten vormachen wollen, das sie über Unterschriftenlisten und Vertreterpolitik Einfluss auf die kapitalistische Verplanung der Innenstadtbereiche nehmen können.
    Mehr als 50 Jahre Gentrifizierungs Politik der Stadt Bochum und all die Erfahrungen aus Protestformen und -zeiten machen diese „Initiativen“ nicht klug. Das wollen sie auch anscheinend nicht werden und sollen die Leute diese sie bespielen wollen auch nicht werden.

    Schon ein Verein gegründet? Finanzanträge bei Verwaltung und Staat gestellt? Parteienanschluss gesucht? Chefs und Funktionäre gewählt? Posten vergeben? An die Universität angebunden? Karriereleiter in Aussicht?
    Links Blinken, Rechts Abbiegen! – The next generation.

    Sick of you all you!

    • Gabi Generation

      Lieber H.,
      ich danke dir für deine geistreiche und politisch überaus reflektierte Kommentierung.
      Dennoch habe ich Fragen:
      -Welchen Einfluss wird deine Kommentierung auf die kritisierten Umstände haben?
      -Was würde die (alternative) Bochumer Stadtgesellschaft nur ohne deine klugen Weisheiten machen?
      -Ist das Satire, oder kann das weg?
      -Was war früher?
      -Wie toll war die previous Generation?
      -Wie sehr bist du frustriert?
      Antwort bitte auf einer Skala von 1-10:
      (1: gar nicht, 5: es geht noch, 10: ich halt’s nicht mehr aus)

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