Mittwoch 24.05.17, 23:30 Uhr

Die Besetzung floriert – erstes Nachbarschaftstreffen durchgeführt


Die BesetzerInnen des Gebäudes an der Hernerstraße 131 teilen in einer Presseerklärung mit: »An Tag 5 ihrer Besetzung des Hauses in der Herner Straße 131 sind die Aktiven zuversichtlicher denn je. Eine Podiumsdiskussion am Freitagabend vor Ort und ein erstes Kommuniqué sollen Klarheit über ihrer Ziele und die Möglichkeiten ihrer Verwirklichung verschaffen. Bochum. Seit 5 Tagen fühlen sich Angehörige älterer Generationen zurück in der 80er Jahre versetzt: ein Wohn- und Geschäftshaus wurde besetzt. „Und das, obwohl die letzten Besetzungen als politisches Mittel im Kampf gegen Studiengebühren an der Ruhr-Uni Bochum geführt wurden“, erinnert Bianca Setzer, eine der Pressesprecher*innen. „In den Jahren 2006 und 2009 ging es allerdings um gänzlich andere Themen“, so Setzer weiter.
In ihrem ersten Kommuniqué stellt die Gruppe der Aktiven den aktuellen Stand der Dinge dar. Demzufolge rechnen die Besetzer*innen jederzeit mit einem Besuch der Polizei. Andererseits kümmern sie sich fortlaufend um die Herrichtung des Hauses. „Angesichts der kategorischen Gefahr einer Räumung ist es kaum zu glauben, wie normal es sich mittlerweile anfühlt, sich durch das Haus zu bewegen“, erzählt Antonio Strätling. Erst gestern hat im neu eröffneten Ladenlokal ein Treffen mit der interessierten Nachbarschaft stattgefunden. „Wir waren sehr zufrieden mit der Teilnahme an dem Treffen, bei dem viel Zustimmung, aber auch konstruktive Kritik geäußert wurde.“, so Strätling weiter. Weitere Treffen sollen voraussichtlich einmal pro Woche stattfinden.
Zusammen mit der Anwohner*innenschaft der Herner Straße 131 diskutierten die Aktiven über Ihre Ideen, aus dem alten Wohn- und Geschäftshaus ein gemischtes Zentrum für alternative Wohnkultur und ein soziale Begegnungsstätte zu gestalten. Denkbar ist ein Sprachcafé von und für Geflüchtete, ein Nachbarschaftstreff mit Hausaufgabenhilfe und auch kleine kulturelle Veranstaltungen. Angesichts des Schimmelbefalls und der stark vernachlässigten Infrastruktur in manchen Teilen des Hauses beklagen die Aktiven eine systematische Herabwirtschaftung. „Verschiedene Nachbarinnen und Nachbarn und auch ein ehemaliger Mieter erzählten uns von dem sehr einseitigen Interesse der Eigentümerin an der Entrichtung der Monatsmiete.“, resümiert Antonio. „Für uns ist es ein Skandal, dass Häuser mit geräumigen Wohnungen einerseits heruntergewirtschaftet werden, aber andererseits von vielen Familien diese dringend preisgünstig benötigt werden“, so Antonio weiter. Im vorliegenden Kommuniqué weisen die Besetzer*innen auch auf ein Mehrfamilienhauses in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hin, das in den vergangenen Jahren in ein teures Appartmenthaus umgewandelt wurde.
Die Motivation der Besetzer*innen für die Aktion beläuft sich auf die Begründung, dass es in Großstädten allgemein zu viele ungenutzte Leerstände gibt. Diese Gebäude könnten durchaus sinnvoll genutzt werden, um allen Gesellschaftsgruppen Zugang zu Freiräumen zu ermöglichen. Ihr eigenes Vorgehen beschreiben sie als direkte Aktion, die gezielt zu den Verbesserungen führen sollen, die sie sich für sich und für die Nachbarschaft vorstellen.
„Mit der Besetzung haben wir die Vorzeichen für die ausstehende Diskussion um die Weitervewendung des Hauses gesetzt.“, erklärt Bianca Setzer, „Wir wünschen uns von der Eigentümerin, dass sie mit uns in Dialog tritt und über einen gemeinsamen Weg aus dem Dilemma des ungenutzten Hauses berät“, so Setzer weiter. Voraussetzung dafür sei natürlich, dass sie die Anzeige zurückzieht.«

Siehe auch: Was ihr schon immer über die Herner Straße 131 wissen wolltet, aber bisher nicht zu fragen wagtet.