Montag 12.05.14, 19:11 Uhr

GEW: Optimierungsbedarf bei Inklusion


Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sorgt sich um das Gelingen der Inklusion an Bochumer Schulen und erklärt: »Mit diesen Sorgen hat die GEW auch Verantwortliche in der Lokalpolitik konfrontiert und um Stellungnahme gebeten. Ergebnis: Während die SPD die Inklusion auf einem guten Weg in Bochum sieht, teilen andere Parteien (CDU, Soziale Liste, Linke) oft die Sorgen und Bedenken. Die Grünen verweisen auf Planungen, die jetzt nach der Einigung zwischen dem Land und den kommunalen Spitzenverbänden hinsichtlich der Kosten der Inklusion einsetzen müssen.
Auch wenn der Umsetzungsprozess der gemeinsamen Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderungen „weitgehend von landesgesetzlichen Regelungen“ abhängig ist, wie Peter Reinirkens (SPD) schreibt, sieht die Gewerkschaft den Schulträger ebenso in der Pflicht. „Wir haben nur diese Chance – es wird nicht möglich sein, beim Misslingen dieses Prozesses einfach noch mal von vorne anzufangen“, erklärt Ulrich Kriegesmann als Sprecher der GEW.
Zum nächsten Schuljahr tritt das neue Gesetz in Kraft, das Inklusion an Schulen auf lange Sicht regelt. Unter diesen Vorgaben sind im März Stellenanteile für Sonderpädagogen an allgemeinen Schulen aus einem landesweiten Budget verteilt worden. Dabei haben Bochumer Schulen im Vergleich mit anderen Kommunen im Regierungsbezirk schlecht abgeschnitten.
Bei der Sach- und Raumausstattung hat die Stadt noch einige Baustellen offen. Ging es in den vergangenen Schuljahren in erster Linie um Differenzierungsmaterialien für den Unterricht, kommen nun auch der Ganztagsbereich und die Raumsituation in den Blick. Denn Integration geht über den Unterricht selbst hinaus: In allen Bereichen muss die Teilhabe am Schulleben ohne Einschränkungen sichergestellt sein. Dies gilt für die Mensa, aber auch für Klassenräume, die den Erfordernissen verschiedener Behinderungen entsprechen müssen. Die GEW glaubt, dass sie aus den Erfahrungen der Lehrerinnen und Lehrer an Bochumer Schulen hier wichtige Hinweise geben kann.
Auch Differenzierungsräume werden als dringend notwendig zur individuellen Förderung angesehen. „Viele Schulen platzen jedoch jetzt schon aus allen Nähten“, so Kriegesmann. In Erwartung des Schülerrückgangs ist die Raumsituation bereits in der Vergangenheit mancherorts „vorzeitig angepasst worden“ – für den Inklusionsprozess fehlen solche Räume jetzt.
Als weitere wichtige Voraussetzung für einen gelingenden Inklusionsprozess sieht der Arbeitskreis Inklusion der GEW die Bereitstellung genügend enstsprechend qualifizierter Integrationshelfer, die für die Unterstützung der Schüler im Unterricht, aber auch im (offenen) Ganztagsbereich eingesetzt werden. Das Recht auf Integrationshelfer ist in verschiedenen gesetzlichen Vorschriften verankert, so dass die Zuständigkeit für sie beim Sozial- und beim Jugendamt liegt, während ihr Einsatz in der Schule ja vom Schulverwaltungsamt zu organisieren wäre. In Dortmund koordiniert eine (!) zentrale Stelle beim Sozialamt die Zusammenarbeit der drei Ämter für diesen Bereich. In Münster ist das Jugendamt Koordinator, das gleichzeitig Träger der offenen Ganztagsangebote ist und damit eine durchgehende Arbeit der Integrationshelfer im Unterrichts- und Ganztagsbereich ermöglicht. Dort erhalten die Helfer folgerichtig dann auch volle Arbeitsverträge nach Tarif. Die GEW hält die Schaffung einer solchen Koordinationsstelle auch in Bochum für dringend erforderlich, ebenso eine zentrale Vorbereitung auf ihre Aufgaben in den Schulen.
Die GEW sieht es schließlich als notwendig an, einzelne Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen und Emotionale und Soziale Entwicklung zu erhalten, um die Förderung von einzelnen schwer integrierbaren Schülern sicher zu stellen. Diese Schulen könnten auch als Unterstützungszentrum für allgemeine Schulen zur Verfügung stehen. Konzepte , wie sie das Schulgesetz künftig vorsieht, sollten schnellstens auf den Weg gebracht werden. „Hier darf nicht gewartet werden, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist“, sagt Ulrich Kriegesmann.
Insgesamt wünscht sich die GEW, enger einbezogen zu werden. Selbst die Ministerin sehe das ganze Land bezüglich der Inklusion in einem Lernprozess. Dann sei es aber dringend geboten, die Erfahrungen und Sorgen der in den Schulen Tätigen wahrzunehmen. «