Samstag 16.03.13, 18:48 Uhr

Ein Radverkehrskonzept für Bochum?


Der ADFC schreibt auf seiner Webseite: »Bochum bewirbt sich noch in diesem Jahr bei der AGFS. Aber mit welchem Konzept? Der Ratsausschuss für Umwelt, Ordnung, Sicherheit und Verkehr hat im November 2012 einstimmig beschlossen, dass Bochum sich noch in diesem Jahr bei der AGFS bewirbt. SPD und Grüne haben im Januar den Leitantrag zur „Verbesserung der ‚Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit‘ im Rahmen eines modernen Mobilitätsmanagements“ beschlossen. Aber wo ist das Konzept dafür?
Tübingen hat 89.000 Einwohner. Tübingens Radverkehrskonzept vom September 2010 hat in der Version für den schnellen (!) Überblick einen Umfang von 418 Seiten (208 Seiten Text, 210 Seiten Anhänge). Bochum hat 370.000 Einwohner. Wie viele Seiten müsste das Bochumer Radverkehrskonzept haben, wenn Bochum das Niveau von Tübingen erreichen will?
Im Moment will Bochum sich mit etwa zwei Konzeptseiten bei der AGFS bewerben. Reicht das? Wo ist der 10-Jahres-Plan für den Anfang?
Wir haben den Eindruck, dass Bochum noch gar realisiert hat, was ein Radverkehrskonzept bedeutet.
Vor 25 Jahren ist bereits einmal ein Teilkonzept für Bochum erstellt worden:
Die Dokumentation zum „Pilotprojekt Radwege- und Beschilderungsplan Bochum“ von 1988 (ILS Schriften Heft 9) enthielt wesentliche Elemente eines Radverkehrskonzepts für Bochum. Die Stadt Bochum hat so gut wie nichts davon aufgenommen oder umgesetzt. Selbst die im Anhang aufgeführten „Musterlösungen für Problembereiche“ stellen auch 25 Jahre später größtenteils noch ungelöste Aufgaben dar. Statt dessen hat sich Bochum entschieden, die Probleme durch Entfernung der Beschilderung zu lösen.
Auch die exemplarischen Prüfsteine aus dem 2008 vorgelegten ADFC Schwarzbuch Radverkehr sind fünf Jahre später zum großen Teil ungelöst.
Im Beschwerdeausschuss hat die Stadt Bochum in den letzten Jahren viele Anregungen des ADFC Bochum abgelehnt, die Schritte in Richtung auf ein fußgänger- und fahrradfreundlicheres Bochum bedeutet hätten. Auch den Antrag des ADFC Bochum, eine der seit 25 Jahren bekannten Problemstellen aus dem Pilotprojekt fahrradfreundlicher zu gestalten, hat die Stadt 2012 abgelehnt. Wie fahrradfreundlich ist das?
Wir haben der Stadt Bochum vorgeschlagen, das Radverkehrskonzept für Tübingen gründlich zu studieren und daraus abzuleiten, wie ein Radverkehrskonzept für Bochum auszusehen hätte.
Auch die Konzepte und Bewerbungen der Nachbarstädte Dortmund und Essen könnten sinnvolle Anregungen geben.
Dortmund hat 2004 einen „Masterplan Mobilität“ vorgelegt (126 Seiten), der u.a. Grundlage war für die dortige AGFS-Bewerbung.
Dieser Plan ist eine gute Messlatte für das in Bochum erforderliche Niveau eines Mobilitätskonzepts.
Bochum hat noch 9 Monate Zeit, der AGFS eine substanzielle und glaubwürdige Bewerbung vorzulegen. Wir warten.
Das Radverkehrskonzept für Tübingen:
http://www.tuebingen.de/Dateien/Radverkehrskonzept.pdf
Masterplan Mobilität Dortmund:
http://dev.stadtplanungsamt.dortmund.de/upload/binarydata_do4ud4cms/69/90/05/00/00/00/59069/masterplan_mobilitaet.PDF
Wir erinnern in diesem Zusammenhang an unsere Vorlagen:
– ADFC Radverkehrskonzept Bochum Mitte
http://www.adfc-bo.de/pdf/ADFC Radverkehrskonzept Bochum Mitte.pdf
-Exemplarisch: Nahmobilität im Ehrenfeld
http://www.adfc-bo.de/pdf/Nahmobilität Ehrenfeld.pdf

– ADFC-Programm für ein fahrradfreundliches Bochum
http://www.adfc-bo.de/AGFS-Konzept1.htm
http://www.adfc-bo.de/pdf/ADFC-Programm für ein fahrradfreundliches Bochum Teil 1.pdf
http://www.adfc-bo.de/pdf/ADFC-Programm für ein fahrradfreundliches Bochum Teil 2.pdf

– Schwarzbuch 2008
http://www.adfc-bo.de/pdf/Schwarzbuch2008_low.pdf

Diese Stadt muss sich bewegen – am besten mit dem Rad, aber vor allem im Kopf.«