Mittwoch 07.03.12, 14:21 Uhr

Der Niedergang des Schauspielhauses… 3


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Nachdem im letzten Jahr ein Vortrag von Josef Ackermann, inszeniert von Werbemanager Sascha Hellen, im Programm des Schauspielhauses auftauchte, ahnten viele FreundInnen des Bochumer Theaters, dass die Einrichtung zu einer Institution verkommen ist, die sich dem neoliberalen Mainstream ergeben hat. Die Polizeikette vor dem Portal des Schauspielhauses, die die Bochumer Occupy-Initiative daran hinderte, Flugblätter im Foyer des Hauses zu verteilen, lieferte dann das dazu passende Bild. Die Interpretation des Schauspielhauses, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt hat und die Einladung an die Occupy-Initiative zu einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe ließ noch einmal die Hoffnung keimen, dass das Schauspielhaus seine gesellschaftskritische Tradition nicht völlig verlassen hat. Seit gestern ist dies anders. Siehe Aushang im Schauspielhaus (rechts). Die Leitung des Schauspielhauses hat dokumentiert, dass sie nun eindeutig auf der anderen Seite steht. Das neoliberale Handeln ist die zentrale Regieanweisung des Schauspielhauses.


3 Gedanken zu “Der Niedergang des Schauspielhauses…

  • Karl Brenner

    Ich kann die hier formulierte Kritik kaum nachvollziehen. Bei der Ankündigung des Intendanten handelt es sich um eine Bitte, nicht um eine Ansage. Jeder, der sich mit der Situation des Schauspielhauses etwas näher auseinandersetzt weiß, dass es ums Überleben kämpft und hochverschuldet ist. Fehlende Einnahmen können nicht kompensiert werden und der künstlerische Betrieb ist in Gefahr, da aufgrund von starren Tarifplänen nur bei den SchauspielerInnen, also den Kunstschaffenden selbst, gespart werden kann. Dies soll kein Plädoyer für „schlechtere“ Tarifpläne der übrigen MitarbeiterInnen sein, aufgrund der mittelfristig nicht veränderbaren Struktur der Institution würden unter Ausfällen nur SchauspielerInnen leiden, die ohnehin am wenigsten verdienen (Für weitere Informationen hierzu ist folgender Artikel wirklich zu empfehlen: http://www.stern.de/kultur/film/3-deutsche-buehnen-absurdes-theater-565600.html)

    Ganz abgesehen davon ist die Kritik an dem Vortrag Ackermanns einfach nur lächerlich, da kein Angesteller und keine Angestellte des Theaters auf solche Dinge Einfluss nehmen kann. Das Schauspielhaus wird offiziell von der Stadt Bochum verwaltet und gesteuert. Die Entscheidung zur Austragung des Vortrags im Schauspielhaus ist dementsprechend auch dort gefällt worden. Zudem fällt bei genauerem hinsehen auf, dass Ackermann den Vortrag u.a. auch aufgrund von Widerstand verschiedener KünstlerInnen abgesagt hat.

    Bei aller Vermutung von neoliberalen Tendenzen in Kultur, Bildung und anderen Institutionen, denen weitestgehend zuzustimmen ist und gegen die auch ich mich in aller Deutlichkeit ausspreche, sollte vor der Veröffentlichung solcher Artikel eine objektivere und umfassendere Recherche stattfinden.

  • Martin Budich Autor des Beitrags

    Der Intendant verhält sich, wie die meisten anderen ArbeitgeberInnen auch: Er argumentiert, dass der Streik der Firma schadet. Da hat er natürlich völlig recht. Wenn Streiks Firmen nicht schaden würden, könnten die Lohnabhängigen keinen Druck aufbauen, um eine bessere Bezahlung zu erkämpfen.
    Der Beitrag weist lediglich darauf hin, dass es Zeiten gab, in denen sich Intendanten bei solchen Auseinandersetzungen anders verhalten haben.

    Zu Ackermann: Der Beitrag verweist nicht darauf, wie peinlich es für das Schauspielhaus ist, einen Ackermann-Auftritt zu akzeptieren. Hier wird an die Superpeinlichkeit erinnert, dass das Schauspielhaus diese Geschichte auch noch in sein Programm aufgenommen hat.

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