Mittwoch 26.01.11, 22:00 Uhr

XY- ungeklärt 2


Vor zwei Tagen erreichte ein Aufruf zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz die Redaktion von bo-alternativ, der richtig und vernünftig ist. Es fehlte der Absender und das Ziel, wozu aufgerufen wird. Einige Recherchen ergaben, dass auf keiner Webseite in Bochum dazu Näheres steht. Aber es wird wohl am morgigen Donnerstag um 17.00 Uhr eine Kundgebung auf dem Husemannplatz geben. Die Pressestelle der Polizei ist informiert. Sie bestätigt, dass ein antifaschistisches Bündnis eine Kundgebung angemeldet hat. Eine neue Information besagt, dass der letztjährige AStA-Vorsitzende für ein Mobilisierungsflugblatt presserechtlich verantwortlich sei. Sein Nachfolger und die anderen AStA-Fraktionen beteuern, dass sie noch nichts von solchen Aktivitäten gehört haben.


2 Gedanken zu “XY- ungeklärt

  • tyl3r

    Und warum wird der Aufruf nicht gepostet?

    Hier ist er!

    Hiermit dokumentieren wir den Aufruf der Bochumer „Antifaschistischen Freundinnen und Freunde“ zum Gedenken an den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.

    Die Kundgebung wird heute (Donnerstag) um 17 Uhr auf dem Husmannplatz beginnen.
    Wir finden die Idee einer Gedenkkundgebung an diesem Tag gut und wichtig und werden ebenfalls dabei sein.

    Der Aufruf:

    FASCHISMUS? RASSISMUS? NAZIS? WIR SAGEN NIE WIEDER!

    Der heutige Tag ist der Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz, die am 27.Januar 1945 durch die rote Armee erfolgte. An diesem Tag wollen wir zum Innehalten anregen und zudem darauf aufmerksam machen, dass es Nazis auch noch hier und heute mitten unter uns gibt. Und es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass ihrem menschenverachtenden Weltbild ein anderes entgegengesetzt wird. Ein menschenfreundliches Weltbild, in dem jede*r Platz hat und nicht aufgrund seiner/ ihrer kulturellen, sexuellen, religiösen Identität diskriminiert wird.

    Trotz der deutschen Geschichte und obwohl uns der Nationalsozialismus für immer eine Lehre sein sollte, haben sich in den letzten paar Jahren wieder rassistische Thesen in der Bevölkerung verbreitet. Nachdem die ausländerfeindlich motivierten Pogrome in Rostock und anderen Städten, die in den 90er Jahren stattfanden, vergessen und/oder verdrängt wurden, darf mensch mittlerweile wieder ungeniert in seiner Stammkneipe über die unsozialen Migrant_innen in seiner Nachbarschaft ablästern.

    Wir sagen NIE WIEDER!

    Wer in seiner Schule die Worte „schwul“, „behindert“ / „Spast“ oder „Jude“ als Schimpfwort benutzt, wird nicht schiefangeguckt. Es wird ausgeblendet, dass Menschen, die homosexuell, behindert oder Juden waren, 1933 bis 1945 systematisch ermordet wurden. Sie wurden in den KZ’s wie Tiere gehalten, zur Arbeit gezwungen oder umgehend getötet.

    Wir sagen NIE WIEDER!

    Jahr für Jahr machen Bochumer Antifaschist*innen eine Demonstration in Gedenken an Josef Gera, der aufgrund seiner Homosexualität in Bochum von Nazis ermordet wurde. Doch es sind immer die gleichen, die demonstrieren und auf Geschehnisse aufmerksam machen. Der Rest der Stadt schweigt.

    WIR SAGEN NIE WIEDER!
    NIE WIEDER FASCHISMUS! RASSISMUS RAUS AUS DEN KÖPFEN!

    Den heutigen Gedenktag zur Befreiung des KZ Ausschwitz wollen wir nicht nur dazu nutzen, den Millionen Opfern des Nazi-Regimes zu gedenken, sondern auch an jede_n einzelne_n Bürger_in apellieren, sich der Verantwortung bewusst zu machen, an einem Gedenktag wie diesem stehen zu bleiben.
    Sie bleiben nicht nur stehen, sie helfen dabei mit, dass das Vergessen aufhört.
    Was 1933 passiert ist, darf nicht vergessen werden. Was so vielen Menschen angetan wurde, deren Familienmitglieder umgebracht und bis zum äußersten gequält wurden auch nicht.

    Die NPD sitzt wieder im Stadtrat und darf ihr menschenverachtendes Weltbild verbreiten. Helfen Sie mit, dass Bochum trotz den Nazis, die leider immer noch nicht aus der Geschichte gelernt haben, zu einer Stadt wird, in der auch Menschen, die nicht in das Schema des „arischen“,
    heterosexuellen, christlichen deutschen Mannes passen, sich akzeptiert fühlen.
    An einem Novemberwochenende des letzten Jahres kam es zu mehreren Schändungen jüdischer Grabstätten und Erinnerungsstätten an die Shoa in Bochum.
    Nazis beschmierten die Gedenktafel für die ehemalige Wattenscheider Synagoge in der Passage zum Brauhof und die gläsernen Stelen für die Opfer der Shoa am Nivellesplatz mit Hakenkreuzen.

    Außerdem wurde der historische jüdische Friedhof in Wattenscheid an der Bochumer Straße geschändet. Etwa 25 Grabsteine wurden mit Farbe beschmiert und zum Teil umgestoßen. Auf den geschändeten Grabsteinen schrieben die Täter: „Juden raus“ oder malten Hakenkreuze und die Ziffer 88 ( 8.Buchstabe des Alphabet= HH = Heil Hitler).

    Zudem wurde der Gedenkstein für die antifaschistischen Widerstandskämpfer*innen der Gruppe „Pöppe / Schmittfranz” auf dem Bochumer Hauptfriedhof mit Naziparolen beschmiert.

    Eine Kundgebung gegen offen ausgelebten Antisemitismus und gegen rechten Vandalismus fand die letzten Monate nicht in Bochum statt. Auch in der Öffentlichkeit war das Motto einmal mehr „Wegschauen statt Wegmachen“.

    Deswegen fordern wir, unabhängige Bochumer Antifaschist*innen: Mehr Intoleranz gegen Intoleranz!

    Wahre Toleranz heißt nämlich NICHT alles hinzunehmen, sondern einen solidarischen Umgang der Menschen miteinander. Und Menschen, die das einfach nicht verstehen wollen, muss gezeigt werden, dass ihr Weltbild in die Mülltonne gehört! Für immer!

    Sagen Sie NEIN zum Vergeben und Vergessen der von Deutschland ausgeübten Greueltaten!

  • Redaktion Autor des Beitrags

    In dem Aufruf, der an die Redaktion geschickt wurde, fehlte nicht nur der Absender, sondern auch Ort und Zeit der Kundgebung. Wenn keine Gruppe, Initiative oder Organisation in Bochum auf diesen Aufruf oder die Kundgebung hinweist, dann müssen wir erst einmal an der Echtheit der Information zweifeln.
    Wenn wir dann das Gefühl haben, wahrscheinlich gibt es wirklich diese Kundgebung, wir wissen es nur nicht, dann veröffentlichen wir halt ganz ehrlich unseren Informationsstand in der Hoffnung, dass wir damit einen Beitrag zur Aufklärung leisten.
    Wenn der Anlass nicht so wichtig wäre, hätten wir die Geschichte einfach vergessen und nicht eine so ungewöhnliche Meldung veröffentlicht.

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