Donnerstag 22.07.10, 11:00 Uhr
Ausbildungskatastrophe I:

DGB: Abschlusszeugnis und arbeitslos


Der DGB weist auf die immer noch prekäre Situation auf dem Ausbildungsmarkt hin. „Nach wie vor suchen hunderte Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Trotz Abschusszeugnis in der Hand haben viele Schulabgänger noch keine Perspektive im Herbst, “ beklagt DGB Regionsvorsitzender Michael Hermund. „Nach einer Umfrage der Stadtverwaltung hatten von den 2.299 Schulabgängern der Förder-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen in Bochum im Juni nur 298 einen Ausbildungsplatz. 1.652 werden weiter eine Schule besuchen, da sie sich keine Chance auf einen Platz ausrechnen oder einen höherwertigen Abschluss anstreben. Allein 350 Abgänger aus diesen Schulformen suchen aber noch dringend einen Ausbildungsplatz im Herbst,“ so Hermund.
Der Gewerkschaftsvorsitzende beruft sich dabei auf die Befragung des Schulverwaltungsamtes.
(Ratsvorlage vom 17. Juni 2010 Nr. 4041 (3880))
In der Ausbildungsmarktstatistik der Arbeitsagentur Bochum stehen den über 3.000 Bewerberinnen und Bewerbern (incl. Altbewerber aus dem Vorjahr) gerade einmal gut 2.000 Ausbildungsplätze gegenüber. Um auf ein auswahlfähiges Angebot zu kommen, müssten bei der Agentur zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber 3.400 Stellen gemeldet sein.
„ Aktuell suchen noch 1.000 ausbildungsfähige und geeignete junge Menschen einen Ausbildungsplatz, viele von ihnen sind ebenfalls inzwischen auf dem Weg in die schulischen Warteschleifen. Sie gelten dann als „versorgt“ obwohl sie keine Stelle haben. Fakt ist, gerade einmal 68 % der Bewerber in unserer Stadt haben die Chance eine Stelle zu erwischen,“ so Hermund.
Der DGB fordert die Kammern und Arbeitgeber auf, ein realistisches Bild von der Situation am Ausbildungsmarkt zu zeichnen. „Gezielte Fehlinformationen von Seiten der Kammern über die Lage am Ausbildungsmarkt sind unerträglich. Es gibt keinen Grund zum Jubeln, denn nicht Auszubildende fehlen, sondern Ausbildungsplätze“, stellte Michael Hermund, der Vorsitzende der DGB Region Ruhr Mark klar.
„Die unversorgten Bewerberinnen und Bewerber müssen die Jubelarien als zynisch empfinden, wenn eine Absage nach der anderen eintrudelt“, sagte Hermund. „Ich fordere alle Unternehmen auf, sich einen Ruck zu geben und noch einen Ausbildungsplatz anzubieten. In der Zukunft werden diese Fachkräfte dringend gebraucht.“
Der DGB sieht sich auch durch den nationalen Bildungsbericht bestätigt. Dort wird unter anderem auf den neuen Höchststand bei den Ungelernten verwiesen. Dieser ist laut dem Regierungsbericht von 15,2% auf 17% gestiegen. Bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegt dieser Anteil sogar bei 30 %.