Sonntag 17.06.07, 20:00 Uhr

Golfplatz statt Geisteswissenschaften


Wie aus gut informierten Kreisen der Universitätsverwaltung verlautbart, soll im Zuge des Neubaus des Ingenieursgebäudes ID die Ressourcenumverteilung von den Geistes- zu den Ingenieur- und Naturwissenschaften weiter vorangetrieben werden: Parallel zum Ausbau der I-Gebäudereihe soll ein möglichst rascher Abriss der G-Gebäude folgen, um die Sanierung der Ruhr-Universität zu beschleunigen. Diese angesichts des maroden Zustands der Baulichkeiten als längst überfällig bezeichnete Maßnahme solle zugleich als Chance begriffen werden, eine neue Grünfläche auf dem Campus zu schaffen und mit der Etablierung einer neuen Sportart an der RUB die Identifikation der Uni-Angehörigen mit der Lernfabrik zu erhöhen: Dort wo heute noch immer altgriechische Geschichte und lateinische Vokabeln gepaukt werden, soll schon bald ein voll in die Bildungslandschaft integrierter 18-Loch-Golfplatz entstehen.
Im neuen „Landschaftspark RUB“ sollen aber nicht nur die sportlichen Bedürfnisse der neuen Bochumer Wissenschaftselite des künftigen akademischen „Centers of Excellence“ befriedigt werden – auch den Anliegen des sogenannten „Uni-Prekariats“ wird umfassend Rechnung getragen. So soll der Abriß der G-Gebäude von den freigesetzten GeisteswissenschaftlerInnen sowie deren MitarbeiterInnen selbst durchgeführt werden. Für sämtliche ehemaligen Uni-Angestellten wird während der etwa neunmonatigen Abrißmaßnahmen eine Neuanstellung in einer eigens gegründeten Auffanggesellschaft garantiert. Seitens der künftigen Golfplatzbetreibergesellschaft werde allen zudem eine dauerhafte Weiterbeschäftigung in Aussicht gestellt: Da die Golf-Anlage sämtlichen Angehörigen des Exzellenzzentrums aufgrund der durchgreifenden Flexibilisierung ihrer Arbeitszeiten auch an Wochenenden und Feiertagen 24 Stunden lang offenstehen soll, bestehe ein großer Bedarf an Service-Kräften. Zumindest auf 1-Euro-Basis werde sämtlichen Ex-GeisteswissenschaftlerInnen eine Daueranstellung bis zum 67. Lebensjahr angeboten.