Donnerstag 05.06.08, 18:51 Uhr

»Kunstrasen statt Bäume«


5. Apr. 2008
LeserInnenbrief von Ulrich Böcker:

»Ca. 1 Jahr nach Kyrill – auf dem Weltklimagipfel wurde gerade um eine Einigung gerungen – entdeckte ich bei einem Spaziergang entlang des Sportplatzes an der Feenstr., dass hier ca. 50 Bäume frisch gefällt worden waren, offensichtlich im Zusammenhang mit einer Baumaßnahme auf dem Sportplatz. Rechnet man die gefällten Bäume allein vom Frühjahr 2006 hinzu kommt man auf über 60.

Hier hatten die Verantwortlichen offenbar eine ganz eigenwillige Interpretation des Mottos „Global denken, lokal handeln“ und die Aufforderung des Friedensnobelpreisträgers 2007 „Pflanze einen Baum!“ (Und nicht „Säg einen ab!“) war noch nicht angekommen.

Diese Bäume müssen zum großen Teil einen Umfang von mehr als einen Meter gehabt habe und es waren nur zu einem Drittel Pappeln, der „Rest“ bestand aus kerngesunden Hainbuchen.
(Ich habe diese Angaben per Kamera und Zollstock für fast alle Bäume dokumentiert.)

Nachdem man mich vom Umweltamt angefangen am Telefon 6 mal weitergereicht hatte, bis ich dann jemand Zuständigen zu sprechen bekam, erhielt ich sinngemäß folgende Begründungen:

  1. Pappeln machen sowieso nur Ärger. Und da gerade Baumaßnahmen am Sportplatz laufen, sei es einfach billiger, die Pappeln – auch die gesunden – lieber gleich abzusägen, bevor sie vielleicht 5 Jahre später dazu Anlass geben.
  2. Einige Bäume (Hainbuschen und Eichen) mussten weg, da die Vorschriften einen gewissen Abstand für den neu anzulegenden Zaun vorschreiben. Da waren die Buchen im Weg!
  3. Da ein Kunstrasen gelegt würde, welcher empfindlich sei gegen das Laub, das von den umstehenden Bäumen (in diesem Fall auch Buchen und Eichen) ausgestreut würde, neige man aus diesem Grunde dazu, auch schon mal ein paar Bäume mehr beiseite zu schaffen.

Letzteres scheint mir der eigentliche Skandal zu sein, weil sich hier die geringschätzige Haltung gegenüber dem Wert von Bäumen ausdrückt was man z.B. in dem Motto „Wenn der Kunstrasen kommt, müssen die Bäume weichen“.

Denn wie der auskunftsfreudige Kollege mir am Telefon zu verstehen gab, wird nach diesem Muster auch bei anderen Sportplätzen so verfahren; z.Z. liefen 3 solcher Baumaßnahmen. (Denkt man das Kosten-Argument konsequent zuende, so kann man demnächst alle Bäume des Stadtgebiets abholzen, weil der USB im Herbst gewaltig weniger Arbeit mit dem Laub hätte!)

Die Baumschutzsatzung sieht vor:
„Die Bäume der städt. Park- und Grünflächen, Friedhöfe und des Straßengrüns einschl. der Straßenbäume unterliegen nach Maßgabe dieser Satzung der politischen Kontrolle der zuständigen Gremien.“

Eine Auswahl der Bilder: