Samstag 11.11.06, 10:00 Uhr

WAZ-Artikel vom 11.11.2006


wazkopf.gifOb das mit rechten Dingen zugeht
Von Michael Weeke

Für gehörig Wirbel sorgt derzeit ein eher unscheinbares Bekleidungsgeschäft an der Oskar-Hoffmann-Straße. Nur einen Steinwurf vom Schauspielhaus entfernt hat Torsten Kellerhoff im Oktober sein Ladenlokal „Goaliat“ eröffnet. Hauptsächlich werden dort Artikel der Marke „Thor Steinar“ verkauft.
Die Berliner Firma machte in der Vergangenheit bereits mehrfach Bekanntschaft mit der Justiz. Sie verwendete ein Runenlogo, das Emblemen des NS-Regimes zum Verwechseln ähnlich sah. Das Logo musste 2004 entfernt werden. Jetzt prangt ein neues „chemisch gereinigtes Runen-Logo“ (so die Polizei) auf den Kleidungsstücken. Doch der rechte Zusammenhang lässt nicht nur die Bochumer Antifa-Szene Alarm schlagen.
Die SPD-Ehrenfeld weist auf das Geschäft, welches „alles andere als ein positives Aushängeschild für unseren Stadtteil“ ist, hin. Der Ortsverein befürchtet zudem, dass der Laden zur Anlaufstelle rechtsextremer Kräfte werden könnte. „Es ist beschämend und keineswegs zu akzeptieren, dass sich die Parolen der Ewiggestrigen hier ausbreiten“, heißt es in einer Stellungnahme der Sozialdemokraten.
Unterdessen gibt sich Ladenbesitzer Kellerhoff betont unpolitisch. Selbst bezeichnet er sich als „Althooligan, der eher aus der Fußballszene“ kommt. „Ich weiß natürlich, dass ich mich auf sehr dünnem Eis bewege. Aber so schnell lass‘ ich mich hier nicht vertreiben.“ Einige Nächte hat er bereits aus Sorge in dem Geschäft verbracht. Antifa-Leute, so behauptet er, hätten gegen die Scheiben gespuckt.
Kellerhoff sieht sich vor allem als Anlaufstelle für die Fußballszene. Rechte Sympathisanten würden lediglich durch die Aktionen der Antifa auf sein Geschäft aufmerksam gemacht. Der Staatsschutzabteilung der Bochumer Polizei ist das Geschäft allerdings bekannt. Strafrechtlich Relevantes sei dort zwar noch nicht geschehen, aber „wir beobachten die Szene genau“, heißt es.
Wer sich die Kapuzenpullis, Jacken oder Hosen in der Auslage oder im Geschäft betrachtet, findet auf den ersten Blick nichts Auffälliges. Bei genauerem Hinsehen stechen allerdings etwa ein stilisierter Adler mit Kreisemblem, Runenbuchstaben oder auch ein verschlungenes rundes Keltensymbol ins Auge. Das runde Symbol erinnert entfernt an die so genannte „Schwarze Sonne“, ein Symbol der SS, das etwa im „Obergruppenführersaal“ der ehemaligen SS-Kultstätte Wewelsburg in den Boden eingelassen ist.
Es geht also um Symbole. Vertreter der linken Szene, die sich regelmäßig im Bahnhof Langendreer treffen, haben im Internet auf das Geschäft und die Bekleidungsmarke mit dem möglichen rechten Hintergrund aufmerksam gemacht. Sie wittern dort eine künftige braune Versammlungsstätte. „Für viele sind solche Klamotten eine Art Einstiegsdroge in die rechte Gesinnungswelt“, warnt ein Sprecher.
Sehr aufmerksam verfolgt der Fan-Beauftragte des VfL-Bochum, Dirk Michalowski, die Entwicklung. Noch will der Verein nicht dem Beispiel seines nächsten Gegners, Hertha BSC Berlin folgen. Dort soll ab sofort Fans, die Klamotten von „Thor Steinar“ oder mit rechter Symbolik tragen, der Zutritt zum Stadion verwehrt werden.
„Wir haben bei uns nicht eine solche Szene, wissen aber, dass andere Bundesligavereine damit Probleme haben.“ Michalowski fährt diesmal nicht nur nach Berlin, um den VfL zu unterstützen, er spricht auch mit den Verantwortlichen dort über das rechte Spektrum unter den Fans. Dieses keltische Kreissymbol erinnert entfernt an das SS-Logo „Schwarze Sonne“. Wer sich die Auslagen im Schaufenster von „Goaliat“ betrachtet, findet zunächst nichts Auffälliges. Erst bei genauerem Hinsehen fallen die kritisierten Symbole ins Auge.