Der Opel-Standort Bochum solle geschlossen werden, hieß es vor einem Monat in der Presse. Noch heute sitzt der Schrecken
vielen Kollegen tief. Teilstillegungen (Astra-Band) sind noch immer im Gespräch. Damit möchte General Motors Europa seine "Überkapazitäten" abbauen. Wenn man aber betrachtet, was beispielsweise zur Zeit
im Getriebebau passiert, bleibt die Frage offen, ob es wirklich um Abbau von Kapazitäten, oder um den Umbau des Konzerns zu Lasten der Beschäftigten geht. Das neue Sechsgang-Getriebe wurde international ausgeschrieben. Verschiedene
Standorte haben sich um die Fertigung beworben, unter anderem auch Bochum, Aspern in Österreich, Szentgotthard in Ungarn, Mirafiori in Italien. Von allen diesen Standorten fordert Opel die Bereitschaft, Maschinenlaufzeiten von 144
Stunden zu garantieren. Das heißt 6 Tage die Woche 24 Stunden lang. Die Belegschaft, die diese Bedingungen nicht akzeptiert, ist aus dem Rennen. Für Aspern und Bochum hieße das jeweils, Schließung in absehbarer Zeit. Nach dem
Strafgesetzbuch würde dies im Normalfall den Strafbestand der Nötigung erfüllen. Die Belegschaft muss die Bedingungen des Konzerns akzeptieren oder die Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen. Weil letztlich nur ein Standort zum Zuge
kommt, wird auch bei Akzeptanz der Konzernbedingungen die andere Fertigung geschlossen. Im Falle, das weder Bochum noch Aspern zum Zuge kämen, würden langfristig sogar beide geschlossen. Solange keine Solidarität zwischen den
Standorten organisiert wird, bleibt den Belegschaften keine andere Wahl, als die Bedingungen zu akzeptieren.
Hier zeigt sich, dass GM keine Kapazitäten abbauen will, sondern sie konzentrieren möchte um flexibler auf
den Markt reagieren zu können. Den dank längerer Maschinenlaufzeiten, höherer Produktivität mit neuen Maschinen kann ein Werk sogar mehr Getriebe bauen als vorher zwei Werke. Dabei spart dann Opel erheblich Kosten ein.
Es geht also nicht um Kapazitätsabbau, sondern um Kosteneinsparung. Kosteneinsparung zu Lasten der Arbeiter. Ähnliches läuft bzw. ist für alle übrigen Bereiche auch zu erwarten. Es ist zu erwarten, das demnächst mit
der Keule der Schließungsdrohung geschaut wird, welcher Standort als einziger Astra-Standort oder als Motorenbau übrigbleibt. Opel will, laut Forster, ja verlorene Marktanteile zurückgewinnen. Das bedeutet, der Konzern braucht
Kapazitäten, um überhaupt diese Pläne verwirklichen zu können. Der Konzern will nur die Bedingungen verändern, unter denen produziert wird.
Die Belegschaft muss dabei handeln wie ein Unternehmer. Sie ist gezwungen
Angebote zu machen, ihre Arbeitskraft möglichst gewinnbringend dem Unternehmer anzubieten und möglichst die Konkurrenzbelegschaft zu unterbieten.
Gegen die Konkurrenz der Arbeiter wurde die Gewerkschaft gegründet.
Sie sollte durch Solidarität im gemeinschaftlichen Kampf die Lebensbedingungen aller Arbeiter verbessern. Heute ist es notwendig, dass die Gewerkschaft die Belegschaft international in allen Standorten, über alle Konzerngrenzen
hinweg einheitlich organisiert und überall für die gleichen Ziele eintritt.
Wenn allerdings die IG Metall Abschlüsse wie 5000x5000 mit 20% Lohnkürzungen akzeptiert, ist letztlich die Solidarität durchbrochen. Auch
wenn ein Standort nur an sich selber denkt, ist die Solidarität aller Standorte durchbrochen. In Wolfsburg hat die IG Metall letztlich Bedingungen zugestimmt, die auch die Tarifbedingungen aller Automobil-Beschäftigten negativ
beeinflussen wird. Den Unternehmern ist hier ein Durchbruch gelungen. In irgendeiner Form, wird dies Rückwirkung auf Bochum haben. Hier zeigt sich wie wichtig eine geschlossene, über Konzerngrenzen hinweg bestehende Solidarität ist.
Ein wichtiger erster Schritt hierzu, wäre ein internationaler GM-Aktionstag. Der Beschluß, keinen Aktionstag durchzuführen, ist falsch. Stattdessen ist es wichtig, einen solchen Aktionstag mit tatsächlichen Leben
zu erfüllen. Es muss ein Informationsaustausch von Basis zu Basis organisiert werden. Gegenseitige Besuche zum Austausch von Informationen und Absprache gemeinsamer Strategien sind notwendig. Finanziert werden könnte das über die
Gewerkschaft. So wird internationale Solidarität organisierbar.
Schweigeabkommen innerhalb der Gewerkschaft wie beschlossen, Angst schüren durch Herauslassen von Schließungsinszenarien, Stillschweigeabkommen mit
der Konzernleitung sind dagegen schädlich für die Interessen der Belegschaft.
Wichtig für den Standort Bochum, ist auch die Solidarität innerhalb. Die Bochumer Belegschaft darf sich nicht teilen lassen, wenn
Maßnahmen, wie der Verkauf der Achse stattfinden, muß die gesamte Belegschaft gemeinsam antworten.