Obwohl ein großartiger Werbeaufwand mit Plakaten und Flugblättern getrieben worden ist, alle Schulen,
Krankenhäuser usw. informiert waren, kam bis kurz vor Ausstellungsende 1 (in Worten: eine) Schulklasse und 2 (in Worten: zwei) Klassen mit KrankenpflegerInnen in der Ausbildung. Auch die Vorträge zum Thema in der
medizinischen Abteilung der Ruhr-Uni fanden fast keine Besucher.
Die Ausstellung zeigte,
dass die deutschen Mediziner die Faschisten und ihre Rasselehren, Lehren vom lebenswerten und lebensunwerten Leben und sog. rassehygienischen Ideologien dringend brauchten, um schon lange vor dem Faschismus in
medizinischen Kreisen und Fakultäten entwickelte Vorstellungen endlich in die Tat umzusetzen. Mit größter Gewissenhaftigkeit wurde gewissenlos auch an KZ-Häftlingen alles Mögliche an
Experimenten versucht, die meist mit dem grauenhaften Tod der Versuchspersonen endeten.
Falls Versuchsmenschen überlebten, bekamen sie in der Bundesrepublik fast ausschließlich
keinerlei Entschädigungen für ihre lebenslangen seelischen und körperlichen Narben. Die beteiligten Mediziner setzten dagegen 1945 bis auf wenige Ausnahmen ihre Karrieren fort, wurden
Professoren, hochrangige Ärztefunktionäre und bekamen da und dort das Bundesverdienstkreuz und andere Auszeichnungen. Falls sie überhaupt jemand nach ihren Verbrechen befragte, stellten sie sich
als unschuldige Opfer dar, erklärten sich zu kämpferischen Antifaschisten oder rechtfertigten sogar noch ihre mörderischen Menschenversuche als medizinisch sehr wertvoll.
Im Laufe des Jahres wird die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten zu diesem Thema mit einer engagierten Bochumer Ärztin eine Veranstaltung durchführen.