| zurück zu unseren Positionen | Autor: Martin Krämer

Kneipen, Kaffee, Konzerte, Komödien, Kultur

Was geht ab in Bochum

Kultur in Bochum ist Kultur im Ruhrgebiet. Wer nicht von hier kommt, wird bald feststellen, dass mensch zwar schnell in die Nachbarstadt fahren kann, es aber dann doch selten tut. Mensch mag die Prollkultur oder Fußball als Nachfolger proletarischer Kultur oder gar einer ArbeiterInnenkultur des Ruhrgebiets bezeichnen, doch greift das zu kurz. Auf einer imaginären Nachtwanderung zeigen wir Euch, was es in Bochum speziell außerhalb der Uni zu sehen, hören und fühlen gibt.

Bochum ist nun kein Schönheit, aber wie wir seit ’83 wissen, gibt es hier wenigstens keine Modenschauen auf der Königsallee. Aber, Herr Grönemeyer, dort wo die Königsallee aufhört (am Schauspielhaus), gibt es doch Formen von Modenschauen, im Sinne von Sehen und Gesehen werden. Denn dort beginnt das so berühmte Bermuda-Dreieck (für EinwanderInnen: das Bermuda-Dreieck ist das größte Kneipenviertel in Bochum). Auch wenn mensch auf Superlative nichts gibt, am Bermuda-Dreieck kommt mensch nicht vorbei. Hier befinden sich fast nervig viele Kneipen. Und es werden immer mehr. Auch wenn es einige nette Kneipen außerhalb dieses Viertels gibt, wollen wir euch zu einer virtuellen Nachtwanderung durch’s wochenendliche Bermuda-Dreieck einladen.

Der Kneipenbummel

Beginnen wir am Engelbertbrunnen: Es ist früher Abend. Eins gleich zu Anfang, liebe KneipengängerInnen: Billig ist es hier nicht! Weil es Ende Oktober noch warm ist (immerhin 9,5°C) nerven wir die KellnerInnen vom Konkret dadurch, dass wir meinen, mensch müsse uns draußen bedienen. Ins Konkret geht mensch nicht alleine, denn hier verabredet mensch sich mit Bekannten. Das ist übrigens ein Phänomen vieler Innenstadtkneipen. Nach dem letzten Kaffee des Abends begeben wir uns in ein kaltes postmodernes Ambiente, ins gerade erweiterte Sachs (Viktoriastr.). Dort werden zwar Platten aufgelegt, dafür könnte das Bier besser sein. Darum schnell weiter. Aber wohin? Ins Gräfen und König (Brüderstr.), da könnte mensch Kickern und mit etwas Glück einen Sofaplatz ergattern, oder lieber einen Cocktail trinken bei lateinamerikanischen Flair, gemixt mit deutscher Rustikalität im Havanna? Beides immerhin 45 bis 56 Sekunden entfernt. Wir wollen aber lieber allmählich das Zentrum der Kneipenmeile verlassen. Weit kommen wir nicht. Der Hunger zwingt ins Barrio. Die Musik im Barrio ist zwar verdammt laut, aber etwas Mexikanisches zu essen gibt es trotzdem. Wer findet hier das blumengeschmückte Zapata-Bild?

Auf der Suche nach Leben landen wir daraufhin in der noch recht jungen Kneipenecke rund um die Alte Hattinger Straße (nochmal für Uneingeweihte: Das sind 2 Minuten zu Fuss). Hier gibt es inzwischen vier Läden, die aus der schwul-lesbischen Szene entstanden. Das Orlando ist eher ein Ort des Zwiegesprächs beim Milchkaffee - stylische Sitzmöbel aus halbierten Wäschezubern, Sofas und entspannte Elektronik-Musik. Lauter, weil hier auch am Wochenende aufgelegt wird, ist das Freibad (Clemensstr.).Das lohnt sich alleine wegen der Einrichtung, aber auch zum Essen, Billardspielen und Klönen.

Wer will, kann danach in der Nähe des Schauspielhauses verweilen, hier befinden sich die Szenekneipen für Theaterfans (z.B. das Zadeck). Von hier geht es wieder zum Bermuda-Dreieck. Als kleine Jugenderinnerung bleiben wir einen Moment am Mandra. Das ist dort, wo die Bühne steht (unter der Eisenbahnbrücke). Der Platz heißt Mandra, weil da eine Kneipe namens Mandragora steht. (Sag mir die Abkürzung und ich sage dir, wieviel Szene du bist :) Im Sommer, der leider vorbei ist, steht hier der größte Biergarten Bochums. Auf der Bühne sitzt gerne die Alternativszene. Punks, Skater, Hippies, also lauter nette Menschen, die meinen, mensch müsse das Bier aus mitgebrachten Flaschen trinken (im Bermuda-Dreieck gibt es aus Kommerzgründen weder eine Nachttanke noch einen Kiosk, dafür haben zwei Kioske ganz in der Nähe bis 1 Uhr geöffnet. Findet Sie!).

Wir wollen uns aber nicht den Arsch abfrieren und ziehen quer durch diese komischen Kneipen. Links und rechts ist es unglaublich voll, draußen versteht sich, aber eher eine unangenehme Stimmung macht sich breit. Auf dem Weg in die nördliche Innenstadt laufen wir am Oblomow vorbei, neben dem Ibis-Hotel am Südring gelegen - ideal gelegen, um die Wartezeit auf den Nachtexpress oder die U-Bahn zu versüßen. Manche halten das „Ob“ zwar für ziemlich schmuddelig, aber wir können die Pizzen nur empfehlen. Wenn wir weiter den Ring langgehen, kommen wir am Nordring zum Café Madrid- auch dort lässt es sich aushalten!

Aber wir machen uns wieder auf den Weg, denn wir wollen euch das Rauschen (Herner Str.) nicht verheimlichen. Erst ein Jahr alt, aber längst etabliert. Sicher einer der Läden mit dem nettesten Publikum. Drinnen herrscht nicht nur die Clubatmosphäre dank Drum’n Bass- oder House-Mucke, es gibt hier zur Freude aller Lokalpatrioten wie beim Café Madrid um die Ecke das letzte verbliebene in Bochum gebraute Bier: Fiege. Wenn es schon 3 Uhr ist, und keineR Lust auf Disco hat, gibt es eine richtig legendäre Kneipe als Alternative: den Intershop. Der I-Shop ist die ganze Woche über der Treffpunkt derer, die nicht schlafen gehen wollen, weil hier bis 5 Uhr morgens auf ist. Bei brüllend lauter Musik (Elektronik und Indie) vor allem Pils, was in Rekordgeschwindigkeit vor einem steht, leer ist und wieder voll da steht .... Im Sommer weiß mensch, wann es Zeit ist , nach Hause zu gehen - nämlich wenn es draußen heller als drinnen ist, was der Sonne nicht ganz so viel abverlangt. Good Night! Bis Montag in der Vorlesung!

Discos

Verlangt von uns keine umfassende Übersicht, es wird immer schwieriger durchzubli-cken. Daher weisen wir ganz subjektiv auf das hin, was uns gefällt! No Go Area für uns sind jene Grossraumdiscos, die auch in den 90ern nicht tot zu kriegen waren. Das sind in Bochum so Läden wie Tarm Center, Playa und Prater. Die ganze Woche über kann mensch in die älteste Bochumer Disco, die Zeche gehen. Wir wollen hier vor allem auf den Donnerstag hinweisen (praktisch vor dem oft vorlesungsfreien Freitag gelegen), an dem in der Zechenhalle „Hard & Reggae“ läuft. Manchmal eine seltsame Mischung, aber schon okay für Leute mit Rockgeschmack.

Eine richtig traditionelle Rockdisco war bis vor kurzem auch der Rockpalast (nahe Denkmal) in Langendreer. Doch selbst dort wird auf einem der drei Dancefloors inzwischen Elektronik aufgelegt. ÖPNV-freundlicher gelegen sind die anderen beiden Discos in Langendreer. Zum einen der Grufti- und Pun k-Schuppen Zwischenfall (S-Bhf. Langendreer-West) und das Soziokulturelle Zentrum Bochums, der BahnhofLangendreer (S-Bhf. Langendreer). In der Bochumer Stadtmitte sind das Riff (nahe Bermudadreieck) und das Robbespierre (Bongardstr.) angesiedelt - erstes bietet für jeden Geschmack etwas, in zweitem trifft mensch eher Leute mit Brille und Rollkragenpulli.

Konzerte

Ein richtig große Konzerthalle für Weltstars gibt es Bochum nicht mehr (so was findet dann in der Grugahalle in Essen oder in der Westfalenhalle in Dortmund statt). Die grösseren Konzerte finden häufig in der Zeche statt. Im Bahnhof Langendreer holt man eine sehr breite Palette von KünstlerInen auf die Bühne: Theater, Liedermacher, Kabarett, aber eben auch Konzerte aus dem Indie-/Rockbereich. Gegenüber des Bahnhofs liegt das Wageni, ein altes Verkehrverein-Häuschen, in dem schmucke kleine Punkbands zum Tanz aufspielen. Der Zwischenfall ist für Konzerte der härteren Gangart (Punk, HC, Wave, EBM) bekannt. Die Akustik ist zwar in der Regel mies, dafür ist der Eintritt nicht zu teuer. Ganz neu hat seit Anfang Oktober der Rockclub Blackout (Kortumstr.) aufgemacht. Dort finden jetzt immer donnerstags und freitags ebenfalls Konzerte aus Punk- /Indie- / HC - Bereich statt.

Wo finde ich Kulturtermine?

Auf der Suche nach Kulturterminen gilt der erste Blick dem Umsonst-Magazin Coolibri - hier stehen alle wichtigen Termine für Bochum, Essen und Dortmund drin. Wer es gerne etwas ausführlicher mag und wer den Kaufpreis nicht scheut, ist mit dem Stadtmagazin Marabo gut beraten. Um zu wissen, was an der Uni los ist, sollte man regelmässig einen Blick in die BSZ werfen. Auch eine gerade geplante Stattzeitung ist sicher für Kultur-Termine interessant. Relativ neu ist das Internetangebot von www.Bo- Alternativ.de - hier stellen sich zahlreiche Gruppen und Initiativen vor und aktuelle Meldungen werden an der WAZ vorbei veröffentlicht.

Theater

Der Theater gibt es einige in Bochum. Das bekannteste ist sicherlich das große, hochsubventionierte Schauspielhaus, mit seinem Intendanten Leander Haußmann. Im StudentInnenabo kosten zehn Vorstellungen nur noch 50 DM. Daneben gibt es zahlreiche kleine freie Theater und Theatergruppen, relativ bekannt sind das Prinz-Regent-Theater in der Zeche und die Comödie (Ostring). Im Musischen Zentrum der RUB treten die kleinen studentischen Theatergruppen auf - der Besuch kann sich lohnen!

Kino

Große Kommerzkinos à la Cinemaxx gibt es wie Sand am Meer, aber es gibt auch ein paar kleine feine Lichtspielhäuser in Bochum. Konkurrenzlos günstig ist unser „Unikino“ SKF, das im Semester zwei ausgewählte Filme pro Woche zeigt und sich durch eine Mischung aus Kassenschlagern und Liebhaberstücken auszeichnet. In unmittelbarer Nähe, im Uni-Center, liegt das Cinema, in dem auch Originalfassungen und weniger populäre Streifen gezeigt werden. Im Hauptbahnhof ist das Schwesterkino des Cinemas, das Metropolis, unter gebracht. Klein aber fein ist auch das Kino Endstation im Bahnhof Langendreer. Für 8 DM Studipreis kann man dort kaum gezeigte Perlen und interessante Filmreihen sehen.

Der Radio-Tip

Zu guter Letzt unser Radio-Tip (speziell für nicht NRWler/innen): Sonntags 22-1 Uhr auf EINS LIVE: Raum und Zeit mit Klaus Fiehe.