| zurück zu unserer Wahl-Site | Autor: Heiko Jansen

<< hochschulpolitik >>

Studis als Versuchs-kaninchen

Bachelor im Freifeldversuch geplant

Das Studium - irgendwie wird ja immer dran rumgedoktert. Hier mal eine kleine Änderung in der Prüfungsordnung, mal ein paar neue Absätze in die Studienordnung, das ist man ja gewohnt. Ebenso die immer gleichen Fragen in den Geschäftszimmern: Studieren Sie nach der 93er, der 95er, der ersten 98er oder der zweiten 98er Ordnung? Doch jetzt soll alles ganz anders werden; Schluß mit dem alten Gewäsch von gestern, jetzt kommt’s faustdick. Bachelor heißt das neue Zauberwort, gestufte Studiengänge sollen jetzt alles neu und besser machen. Doch können sie wirklich halten, was sie versprechen?
Während in einigen Fakultäten (Geowissenschaften) die neuen Ordnungen schon durch die Gremien gepeitscht worden sind, wird in den Geisteswissenschaften noch dran rumgefeilt. Zum Wintersemester 2001/2002, also im nächsten Semester sollen die neuen Ordnungen gelten und natürlich wird man dann auch versuchen, möglichst viele von den jetzigen Studis für die neuen Studiengänge zu gewinnen. Deshalb sollen die alten Magister-Studiengänge auslaufen und nur noch die neuen angeboten werden. Die neuen Studiengänge schließen nach sechs Semestern mit einem Bachelor (B.A.) ab, nach weiteren vier Semestern kommt dann die Master-Prüfung (M.A.).
Kritik von den Fachschaften
Doch zu den geplanten Studiengängen gibt es jetzt immer mehr Kritik. Im Dezember letzten Jahres haben sich 14 Fachschaften aus den Geisteswissenschaften zusammengetan, um die Einführung der gestuften Studiengänge noch zu stoppen. Der Grund: Immer mehr Ungereimtheiten treten zu Tage; die in professoralen Klüngelkreisen ausgedachten Ordnungen strotzen vor Ungewissheiten und Fehlern. Neben der generellen bildungspolitischen Kritik an den gestuften Studiengängen, die auch die alternative liste immer wieder geäußert hat, gibt es einige zentrale Kritikpunkte.
Wo bleibt die Knete
Bisher ist nicht gesichert, daß Studierende nach dem B.A.-Abschluß nach sechs Semestern überhaupt noch BAFöG erhalten. Es gibt zwar einige vage Absichten auf Bundesebene, die BaFöG-Förderung anzupassen, doch dies kann nicht reichen. Es kann also in Zukunft sein, daß sich die Magister-Phase -also den M.A. - nur noch Studis leisten können, die entweder ein gutes finanzielles Polster haben oder halt neben dem Studium viel jobben müssen. Klarer Fall: Wenn die gestuften Studiengänge eingeführt werden ohne Anpassung der BaFöG-Förderung, dann ist ein sozialer NC vorprogrammiert.
Freifeldversuch
Immerhin brachte die Auspflanzung von gentechnisch veränderten Petunien vor ein paar Jahren noch ein paar umweltbewegte Studis auf’s Feld. Die Einführung der neuen Studiengänge ist eigentlich nichts anderes: Man probiert mal was in der freien Natur aus und guckt, was dabei rumkommt. Es soll nämlich ab dem Wintersemester 2001/02 nur noch die neuen gestuften Studiengänge geben, auch die Studierenden, die sich zur Zeit in den ersten zwei Semestern befinden, sollen natürlich noch zur Umkehr gebracht werden.
Doch falls sich die neuen Studiengänge als problematisch erweisen gibt es keinen Weg mehr zurück. Anders als bei den Biologen, die neben den neuen Studiengängen auch noch für fünf Jahre das Diplom anbieten, wird es in den G-Gebäuden nur noch den allein-seligmachenden Bachelor geben. Die Studierenden werden so zu Versuchskaninchen.
Optionsscheine?
Als besonders “berufsqualifizierend” soll der Optionalbereich gelten: Hier sollen die zukünftigen Studierenden Fremdsprachen-, Computer-, und Rhetorikkurse, Praktika und interdisziplinäre Veranstaltungen besuchen - im Grunde keine schlechte Idee. Doch Sinn macht dies nur, wenn vernünftige Veranstaltungen angeboten werden und dies kostet natürlich Geld. Ungefähr 120 neue Veranstaltungen mit max. 20 Studierenden müssen immerhin finanziert werden und woher das Geld kommen soll, steht noch in den Sternen.
Paralleluniversen
Die Einführung der gestuften Studiengänge wird auf kurz oder lang nicht mehr zu verhindern sein. Bisher ist jedoch alles so vage und ungewiss, daß eine Minimalforderung der Studierenden eine Parallelität zwischen alten und neuen Studiengängen sein muß. D.h., daß die Leute jederzeit zwischen dem alten-Magister und dem neuen BA/MA-Studiengang wechseln können.
Einige gute Ideen sind ja wenigstens in den neuen Studiengängen angedacht, z.B. eine Entzerrung der Prüfungsleistungen. Doch bis sie wirklich einen Vorteil für Studierende darstellen, ist noch ein langer Weg. Und auf diesem Weg werden wir von der alternativen liste weiter informieren und mitarbeiten - sei es in den Fachschaften, in den Fakultätsräten, im AStA oder im Senat - wir werden das beste für euch rausholen.