Rede von Yusuf Celik auf der Kundgebung "Anklagebank statt Lehrstuhl"
Liebe Freundinnen und Freunde!
Ein erneutes Mal haben wir uns heute hier versammelt um gegen die Ernennung von Mesut Yilmaz, dem ehemaligen Ministerpräsidenten
der Türkei, zum Gastprofessor an der RUB zu protestieren.
Das Bündnis für Menschenrechte, zu dem u.a. die Kurdistan-AG, der Asta der RUB, die Medizinische Flüchtlingshilfe
Bochum, das Friedensplenum Bochum und viele andere universitäre und zivile Gruppen gehören, kritisiert
aufs Schärfste das Vorhaben der Universität Mesut Yilmaz trotz des großen Protestes weiterhin als
Gastprofessor zu behalten.. Mit diesem Mann hat sich die Universität, insbesondere die sozialwissenschaftliche
Fakultät, einen Politiker geangelt, der für unzählige Menschenrechtsverletzungen während seiner
Amtszeit sowohl die politische als auch die moralische Verantwortung trägt.
Zu den Verbrechen, die begangen wurden, zählen die Zerstörung von kurdischen Dörfern, die Vertreibung
von Millionen von Kurdinnen und Kurden sowie die Internierung unzähliger politischer Gefangener. Zusätzlich
zum Verbrechenskatalog gehören die vielen Folterfälle in polizeilichen Einrichtungen, die Verhaftung
hunderter Intellektueller und Wissenschaftler und die massive Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit.
Ihm ist die öffentliche Bekennung für die Fortsetzung des schmutzigen Krieges gegen die kurdische Zivilbevölkerung
anzuhängen. Mehrere Attentate auf Menschenrechtsaktivisten, wie das auf den Vorsitzenden des türkischen
Menschenrechtsvereins IHD Akin Birdal, waren zu seiner Amtszeit bittere Realität.
Dass Mesut Yilmaz sicher nicht zu (den in der Türkei ohnehin sehr wenigen) moralisch integeren Politikern
gehört, wird durch seine breit angelegten Kontakte zum organisierten Verbrechen zu Tage gebracht. Am vergangenen
Donnerstag hat ein Untersuchungsausschuss des türkischen Parlamentes Yilmaz in die Türkei beordert. Dort
musste er sich gegenüber Anschuldigungen äußern, er habe u.a. Druck auf den Bankier Garipoglu ausüben
lassen, damit dieser sich nicht mit einem Angebot am Verfahren um die Privatisierung der staatlichen Erdölgesellschaft
beteilige. Unter Umständen könnte dieser Prozess bis zum Europäischen Gerichtshof getragen werden.
Aber das ist nur die Spitze des Eisberges. Nicht zu vergessen seien da die in Verbindung mit der Verhaftung von
Mafiaboss Alaatin Cakici 1998 aufgetauchten Tonbandaufzeichnungen, die auf den direkten Kontakt zwischen Killern
und ranghohen Politikern, unter anderem Mesut Yilmaz, deuten. Weil er die gegen ihn gerichteten Vorwürfe nicht
entkräftigen konnte, wurde er durch das Parlament gestürzt. Bis heute wurde kein Beweis geliefert, dass
er nicht mit mafiosen Strukturen zusammenarbeitete. Dieser Politiker verdient keinen Lehrstuhl sondern eine Anklagebank.
Wir erneuern unsere Erklärung, dass ein Menschenrechtsverbrecher keine Gastprofessur an der Ruhr-Universität
innehaben darf, sondern auf schnellstem Wege ausgeladen werden muss.
Im Zuge dessen rufen wir jede Bürgerin und jeden Bürger dazu auf an unseren Protesten teilzunehmen.